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Alt 19.07.2008, 21:53
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Daggi,

ich drücke Dich auch und drücke Du Deine Mama so wie ich meine Mama drücke. Dieses Forum hilft einem wirklich, auch wenn man oft weinen muss, sei es weil man über seine selbst erlebte Geschichte schreibt oder eine andere liest. Ich habe meiner Mama auch von Deinem Papa erzählt, dass er den Zettel mit dem Gedicht und seinem Passbild hinterlegt hat, und sie fand es unglaublich, dass unsere liebsten noch solche Gedanken hatten. Es hilft ihr glaube ich auch, wenn ich von anderen Betroffenen erzähle.

Nun hat sie mir die Röntgenbilder gegeben, damit ich diese im Büro in den Reisswolf schmeisse, aber das bringe ich auch nicht fertig. Ich habe sie nun mit seiner Todesanzeige und der Danksagung in eine Schublade gelegt.... Beim Anblick konnte ich immer noch nicht glauben, dass an diesem Tag, es war der 17.12.2007 sein Todesurteil feststand.

Bei Papa wollten wir es bis zuletzt nicht wahr haben, aber als er dann auf einmal ab Mitte April immer umkippte und das täglich und wir ca. 20 Minuten mit zum Teil drei Leuten brauchten, um ihn wieder in den Rollstuhl setzen zu können, war es uns schlagart klar, dass der Tumor gewachsen war und Papa nun den Rest gab. Das schlimme für uns war, dass er immer wieder versuchte aufzustehen...Er meinte wirklich, er könnte es. Und dann jedesmal dieser Zusammenbruch...

Sollte ich jemals diese Diagnose bekommen, werde ich mir selber Sterbehilfe leisten, solange ich kann.
Ich habe letztens am Fernsehen darüber einen Bericht gesehen, und es wurde die Sterbehilfe ja stark verurteilt.

Ich würde mir kein Gesetz darüber wünschen, sondern lediglich, dass, wenn der Betroffene die Diagnose erhält und es wirklich so kontinuierlich bergab geht, bis zur Inkontinenz, Pflegebett, Füttern, nichts mehr können, etc., wie es bei Papa der Fall war, dass man dann selber sagen darf: "Wenn es so kommt, dann gibt mir etwas." Dieses ist weder für mich noch für meine Angehörigen ein lebenswertes Leben, sondern ein Dahinsiechen im langsam sterbenen Körper und das bei vollem Bewußtsein.... Kein Mensch, der soetwas nicht miterlebt hat, darf so einen Wunsch eines anderen Menschen verweigern....

P.S. Ich hätte es ihm sogar selber gegeben, sowie ich wirklich ernsthaft überlegt habe, ihm einfach das Kissen auf den Kopf zu drücken.

Meine Kollegin und ich sprachen letztens über die Sterbehilfe und sie sagte zu mir, aber zu soetwas wärst Du oder Deine Mama doch nicht in der Lage gewesen, es zu tun, oder? Ich sagte ihr, dass ich es von meiner Mama nicht weiß und auch nichts gesagt habe, aber ich wäre dazu in der Lage gewesen....Diese Krankheit verändert alles, auch in einem selber...

Ich fühle mich auch nicht verurteilt, wenn jemand jetzt total darüber entsetzt ist, sondern stehe dazu, dass ich dazu in der Lage gewesen wäre.

Ich wünsche allen, soetwas nicht erleben zu müssen und das einem solche Gefühle und Gedanken erspart bleiben

Petra
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