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Alt 05.04.2006, 12:38
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Rudolf Rudolf ist offline
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Standard AW: Mein Vater hat nur eine Niere und dazu Nierenkrebs

Hallo Annamaria,
vor der Operation hätte ich am allerwenigsten Angst. Ich bin am Abend vor meiner Operation genauso gut eingeschlafen wie immer. Nicht die Spur von Angst oder Nervosität. Mein Vertrauen in mein Schicksal (in diesem Fall der Chirurg) war 100%ig.
Außerdem haben hier viele geschrieben, die viel mehr Operationen überstanden haben.

Das wichtigste in Bezug auf Deinen Vater ist mir: wenn irgendmöglich die Dialyse vermeiden! Das heißt, daß die Niere unbedingt erhalten werden muß. Das bedeutet: vor der Op. ist zu klären, ob nierenerhaltend operiert werden kann.
Eine Dialyse kann nämlich unter verschiedenen Aspekten eine evtl. weiter nötige Krebstherapie erschweren oder gar unmöglich machen.

Auf die neuen hoffnungsvollen Medikamente habe ich hingewiesen, weil sie eine viel bessere Möglichkeit sind als die Entfernung der ganzen Niere. Allerdings sollte bei einem Tumor von "nur" 2,7 cm der Erhalt der Niere möglich sein. Bei diesen Medikamenten ist der Patient durchaus kein "Versuchskaninchen"!
Übrigens wurden diese Medikamente in den USA im beschleunigten Verfahren zugelassen, weil erwartet wird, daß sie besser sind als alle bisher bekannten Therapien. (In Deutschland dauert alles etwas länger.)

Trotzdem möchte ich Dich noch auf die Thermoablation hinweisen. Hierbei wird der Tumor durch Hitzeeinwirkung (ganz gezielt nur im Tumor) gewissermaßen "zerkocht". Dies ist seit vielen Jahren eine erfolgreiche Methode. Lies bitte unbedingt, was im "Erfahrungsbericht" auf Seite 2 beim doppelseitigen Nierenzellkarzinom dazu geschrieben wurde. Wenn nämlich beide Nieren von einem Tumor befallen sind und eine Niere wurde bereits entfernt, dann ist der Patient in der gleichen Situation und steht vor den gleichen Fragen wie Dein Vater.
Diesen "minimalinvasiven" Eingriff würde ich immer einer Totaloperation vorziehen. Ich empfehle Euch deshalb dringend, Euch auch über die Thermoablation ausführlich zu informieren bzw. informieren zu lassen, am besten an einer großen Klinik, wo diese durchgeführt wird.

Alles in allem scheint mir Dein Vater in einer weitaus besseren Situation zu sein als ich es vor bald 6 Jahren war.
Ich drück Euch die Daumen
Rudolf

Nachtrag:
Wurden schon die anderen Organe auf Metastasen untersucht? Lunge, Knochen, Schädel?
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Ich habe Krebs - aber ich bin gesund!
(Nieren-Op. Nov. 2000, Mistel seit Sept. 2001, anfangs >15 Lungenmetastasen, seit 2003 noch eine, seit 2006 ruhend, 2018 operativ entfernt)

Ich kämpfe nicht gegen den Krebs, sondern für das Leben.
Nein, ich kämpfe nicht, ich lebe!
Mein Krebs ist nicht mein Feind, er ist Teil meines Körpers. Ich will ihn verstehen.
Angst ist Gift für den Körper . . . . . und noch mehr für die Seele.
Entscheiden Sie sich für das Leben, sagte eine Psychologin . . .

Geändert von Rudolf (05.04.2006 um 14:37 Uhr)
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