Thema: Unbegreiflich
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Alt 13.01.2016, 23:26
Lilie1987 Lilie1987 ist offline
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Standard AW: Unbegreiflich

Liebe tinep,
es war sicherlich schrecklich die letzten Stunden miterleben zu müssen. Was hatte sie denn und wie alt war sie? Auch ich hatte Angst vor der Situation..wo man ums Bett sitzt und wartet..bis die Person endlich gehen kann. Ich bin mir sicher deine Mutter hätte gewartet bis du das Zimmer verlässt, wenn sie wirklich alleine gehen wollte.

Mein Vater hat es da uns sehr einfach gemacht, er ist ohne uns friedlich während dem schlafen gegangen. Ich bin mir auch sicher, dass er alleine gehen wollte. Wir waren letzten Dienstag zur Besprechung einer Chemotherapie in der Klinik. Die sagte aber, er müsse erst aufgebaut werden und das Wasser muss aus ihm raus - also stationäre Aufnahme. Mein Vater wollte erst gar nicht bleiben, ich und meine Mutter haben ihn überredet (war wohl auch nicht so gut von uns, aber wir dachten ja er bekäme dann wieder besser Luft). Paar Stunden später war er tot, für jeden absolut unerwartet. Wahrscheinlich wusste nur er es, deswegen wollte er nochmal vorher zwei Eis von mir gebracht haben, obwohl er Probleme mit dem Appetit hatte . Ich weiß nicht was besser(schlimmer?) ist, so plötzlich oder doch eher bewusst.

Meine Eltern waren ebenfalls 40 Jahre verheiratet, sehr isoliert, viel zu Hause. Ich mache mir schon immer Sorgen um die beiden wegen der Isolation. Ich hatte dann einfach mal mit meiner Mutter drüber gesprochen. Sie sagte, dass ich mir da keine Sorgen machen muss. Und ganz ehrlich, jeder ist für sich selbst verantwortlich, auch wenns die Eltern sind (hat mir meine Therapeutin verraten). Was nicht heißt, dass man sich nicht um sie kümmern muss! Hast du Kinder? Würdest du dir wünschen, dass sie sich so um dich Sorgen oder sie ihr Leben so umstellen damit du glücklich bist? Oder Herrmann, wie empfindest du das?

Natürlich wird es für deinen Papa schwer, da muss jetzt jeder erstmal selbst durch. Ich bin momentan jeden Tag bei meiner Mutter und wir sind sehr tapfer. Wir wohnen auf einem Dorf und es kamen letzte Woche so viele Menschen zu meiner Mutter die gesagt haben, dass sie für sie da wären, das hätte ich gar nicht gedacht. Sie muss die Hilfe nur annehmen, dazu werde ich sie ermuntern. Du kannst nicht dein Leben für deinen Vater "aufgeben", das will er bestimmt nicht. Ich hoffe das kommt jetzt nicht zu bösartig rüber...ich kann mich nur schlecht ausdrücken.

Bei uns gibt es einige Ehepaare, wo ein Partner früher verstorben ist, zB bei meinen Omas. Die schaffen es ja auch irgendwie?
Es gibt auch tolle Busreisen für ich sag mal Ältere. Das hab ich meiner Mutter gezeigt und sie war sogar begeistert.

Ich lese hier ganz oft unfair, so hab ich das komischerweise noch nie empfunden. Natürlich hätte ich meinem Vater noch viele schöne Jahre gewünscht, dass er Opa wird, mit meiner Mutter alt wird, noch hundert Katzen pflegt und vieles mehr
Es geht nun mal nicht nach der Reihe und wir müssen nehmen was wir bekommen
Unfair finde ich es, wenn ich Kinder in der Krebsklinik sehe. Da fang ich sofort an zu weinen..

Sorry ich hab viel geschrieben.
Herrmann wie lange ist es denn bei dir her?
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