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Alt 27.05.2007, 15:30
estella estella ist offline
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Registriert seit: 25.04.2007
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Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Hallo!
Diese Woche war furchtbar!!!! Vergangenen Freitag sagte uns die Stationsärztin, dass man auf dem CT zwei Manifestationen entdeckt hätte: eine in der Wirbelsäule und eine in der Rippe. Der Wirbel sei sogar schon angeknackst. Wenn sich der Verdacht bestätigt, dass es Metastasen sind, dann sei keine Heilung mehr möglich...die Ärztin erklärte uns alles genau und sehr ruhig, ohne Hast, ohne falsche Anteilnahme, aber trotzdem mit viel Mitgefühl. Ich hörte mir alles an und war wie betäubt. Sie beteuerte zwar, dass erst die Biopsie Klarheit verschaffen könnte, aber ganz ehrlich:was sollte es sonst sein? SPK metastasiert auch in die Knochen, drei Lymphknoten sind befallen und auch wenn die Stationsärztin bemüht war so sachlich wie möglich unsere Fragen zu beantworten, am Ende meinte sie: "Wir müssen davon ausgehen, dass es Metastasen sind.". Mein Vater verzog keine Miene, er schaute freundlich und seufzte und sagte dann:"Ja, gut". Wir gingen in sein Zimmer und ich fluchte auf Spanisch, was anderes fiel mir nicht ein. Mein Vater streichelte mein Gesicht und antwortete: "So ist das Leben, was sollen wir machen". Dann schickte er uns nach Hause - er wollte alleine sein. Jeder kann sich vorstellen wie viel wir geweint haben. Es folgten diverse Untersuchungen und am Montag wurde die Biopsie entnommen. Jeden Tag hieß es, dass die Ergebnisse noch nicht vorlägen, dass wir uns bis zum kommenden Tag gedulden sollten. Dienstag erklärte uns die Stationsärztin, dass man mit der Chemo beginnen würde, denn die Ergebnisse der Biopsie würden zu keiner anderen Behandlung führen. Sie erklärte uns erneut, dass man meinen Vater nicht operieren würde, wenn Tochterzellen gefunden würden, aber dass man d ErgebIn den kommenden Tagen besuchten mein Bruder und ich unseren Vater mit unseren Kindern und verbrachten Stunden auf dem Spielplatz des Virchow Klinikums. Es ist ein schöner, großzügig angelegter Spielplatz mit einer Rutsche, Kletterautos, Sand, Bäumen und Wiesen. Da das Wetter gut war tobten die Kleinen viel rum, machten Bekanntschaft mit anderen Kindern und beschäftigten ihren Großvater, in dem sie von ihm getragen werden wollten. Mein Vater erzählte viel über seine Reisen durch Lateinamerika. Und er lobte das Personal des Virchows (die Schwestern und Ärzte sind wirklich sehr nett). So verging die Woche. Dann kam eine gute Nachricht: bei meinem Vtaer seien keine weitere Manifestationen in den Knochen festgestellt worden - nur die zwei bereits bekannten in der Rippe und in der Wirbelsäule. Immerhin, wenn es Metastasen sein sollten, dann war er nicht voll davon. Die Chemo vertrug er gut: keine Übelkeit, kein Durchfall, keine Beschwerden irgendeiner Art. Die Stationsärztin sagte uns, dass er deswegen Freitag früh entlassen werden könne - gegen Nachmittag solle der endgültige Befund der Biopsie kommen. Doch kurz nachdem mein Vater raus kam, erhielt mein Bruder einen Anruf der Ärztin: man hatte keine Krebszellen gefunden! Mein Vater hat keine Metastasen, er wird operiert werden. Ich bin immer noch aufgewühlt von den Ereignissen der Woche: viele Verwandte und Freunde riefen an und litten mit uns. Die Chemo kann mein Vater noch immer gut verarbeiten. Er selber wundert sich, ob sie wohl auch wirkt. Nächste Woche stehen eine Termine an, mit dem Virchow Onkologen, mit der Praxis, die fortan meinen Vater behandeln wird..doch erst einmal ist Ruhe. Oder besser: keine Ruhe, denn mein Vater versucht so mobil wie möglich zu bleiben. Ich hoffe, dass es kein schlechtes Zeichen ist, dass der so fit ist. So richtig traue ich mich nicht, mich zu freuen...
Liebe Grüsse an alle,
estella
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