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Alt 27.01.2016, 21:42
Nimsaja Nimsaja ist offline
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Standard AW: schwere Entscheidung

Hallo Judith,

erstmal tut es mir leid, dass du dich auch hier einfinden musst.

Ich möchte dir an dieser Stelle etwas von meiner Geschichte erzählen, da auch ich vor einer endgültigen Entscheidung bezüglich Kinder stand:

Ich war 31 als ich die Diagnose Gebärmutterkrebs (bei dir ist es ja mit Gebärmutterhalskrebs eine andere Diagnose) bekommen habe. Wie du, auch kurz vor Weihnachten (allerdings ein Jahr früher). Im Endeffekt habe ich kurzen Prozess gemacht und keine zwei Wochen nach der Diagnose war die Gebärmutter inklusive Eierstöcke raus. Mein Mann und ich hatten eigentlich einen Kinderwunsch. Nach der Diagnose haben die Ärzte sich sehr bemüht, uns diesen Wunsch zu erfüllen. Es wurden noch zwei zusätzliche Untersuchungen angesetzt, um zu schauen, ob sich diese experimentelle Entscheidung umsetzen lässt. Bei diesem "Experiment" (kaum erprobtes Vorgehen) ging es in meinem Fall darum: Tumor entfernen, Hormone nehmen, Ausschabung vornehmen, schnell schwanger werden, Kind bekommen und dann Gebärmutter raus. Mir wurde seitens des Krankenhauses einige Informationen mitgegeben und ich sollte mir überlegen, was ich möchte (es stand aber noch eine Untersuchung aus). Ich war ehrlich gesagt, hin- und hergerissen und hatte mich bis zum Gespräch mit dem Chefarzt nicht endgültig entschieden, da ich erst das letzte Ergebnis abwarten sollte. Während wir auf das Ergebnis gewartet haben, hatte sich der Chefarzt noch Zeit für ein Gespräch genommen. Ich glaube, er hat uns eine Stunde lang alle Fragen beantwortet.
Mir ging es u.a. um folgende Fragen: Wird das mit der Schwangerschaft unter Druck klappen? Sind wir überhaupt fruchtbar? Was ist, wenn der Tumor zurück kommt während der Schwangerschaft? Wie sind die Überlebenschancen für mich und auch das Kind? Möchte ich meinem Mann im Zweifelsfall zumuten, sich allein um das Kind zu kümmern? Oder um mich (pflegebedürftig) und im schlimmsten Fall noch ein pflegebedürftiges Kind?
Ohne eine mögliche Schwangerschaft sehen die Überlebenschancen laut Chefarzt sehr gut aus. Ich habe mich dann spontan dazu entschlossen, den Kinderwunsch zu begraben. Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass es das nicht wert ist. Dazu muss man auch sagen, dass mein Kinderwunsch nicht sehr ausgeprägt war. Ich habe als Kind nicht mit Puppen gespielt, als Jugendliche habe ich mir nie Kinder gewünscht und auch als junge Erwachsene hat sich das nicht geändert. Mein Mann war ähnlich eingestellt, wollte aber gerne Kinder mit mir. Ich habe meinen Blickwinkel daraufhin geändert und konnte mir Kinder vorstellen. Wir wollten aber beide nie unbedingt Kinder, sondern hätten es als "nett" empfunden. Von daher können wir gut mit damit leben, dass wir keine Kinder haben werden.
Jetzt, knapp ein Jahr später, kann ich dir nur noch eins sagen: Klar gibt es Momente (die sind aber nicht so häufig), in denen ich wehmütig bin, weil ich nie ein eigenes Kind haben werde. Dann sehe ich aber beim Einkaufen oder bei Freunden Babys und Kinder die schreien und nerven. Ich bekomme mit, wie Eltern ihr Leben umkrempeln müssen für ihr Kind (vielleicht ist es das auch wert). Das ist dann der Moment, wo die Traurigkeit schnell weg ist und ich mir denke "Hey, du kannst tun und machen was du möchtest. Wenn du etwas unternehmen möchtest, musst du nicht drauf schauen, was du mit dem Kind machst."

Wenn es dir hilft, überlege dir, wie sich dein jetziges Leben mit Kind ändern würde und wie es ohne Kind aussehen würde. Natürlich musst du auch an die Risiken der ganzen Geschichte denken.
Und ganz wichtig: höre immer auf dein Bauchgefühl!

Liebe Grüße
Jasmin
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