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Alt 28.02.2010, 22:01
horst-w horst-w ist offline
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Standard AW: Vulvakarzinom--Suche junge Betroffene

ich habe den folgenden Erfahrungsbericht schon im Forum für Angehörige veröffentlicht, da ich jedoch denke das er für alle Betroffenen die an einem Vulva Ca leiden wichtig ist schreibe ich ihn auch nochmal hier hinein.

es ist Sonntag, der 28.2.2010.Ich komme gerade aus der Uniklinik Münster.
Meine Tochter Melissa liegt dort.
Sie ist gerade 24 Jahre alt.
Sie liegt auf der Intensivstation.
Die Diagnose lautet Krebs.
Vulvakrebs.
Sie hat es vor 3 Monaten entdeckt.
Sie sagt sie hätte Schmerzen in der linken Schamlippe gehabt.
Die anschließende Diagnose ließ eine Welt zusammenbrechen.
Dann erfolgt das übliche Prozedere, Bestrahlung, Chemotherapie, Krankenhausaufenthalte.
In der letzten Woche ist sie dann aufgrund einer Dehydrierung notfallmäßig wieder in die Klinik eingeliefert worden. 2 Tage hat sie sich wieder etwas stabilisiert, dann bekam sie eine Doppelseitige Lungenentzündung. Der Darm arbeitete nur noch sehr träge, sodass ein Darmrohr gelegt werden musste, sie kam auf die Intensivstation.
Am ersten Tag dort hatte sie noch eine Halboffene Maske auf, als ich sie am 2 ten Tag dort besuchte trug sie schon eine geschlossene Maske, am dritten Tag wurde sie intubiert und am 4 ten Tag wurde ein Luftröhrenschnitt vorgenommen. Mittlerweile hat sich auch noch ein Lungenödem gebildet, das heißt Ihre kleinen Lungen sind voller Wasser.
Seitdem liegt sie stark sediert im Zimmer.
Es hat mir das Herz zerrissen als ich sie dort liegen sah.
Ich war jetzt 6 stunden bei ihr, als ich gerade noch mal hineinwollte hat niemand mehr geöffnet.
Ich habe heute Nachmittag meinen Laptop mit ins Krankenhaus genommen und ihr Musik vorgespielt., Musik die sie immer gern gehört hat, Entspannungsmusik.
Sie ist zwar stark sediert, aber dennoch wirkte die Musik und die Geschichte die ich ihr erzählt habe beruhigend.
Ihr Puls wurde ruhiger, stabiler.
Als das Personal kam und nur Kleinigkeiten vornehmen musste, sie etwas umlagern,
geriet sie sofort wieder in einen Kritischen Zustand, der Puls ging unter 50 und die Sauerstoffsättigung ging rapide runter.
Du sitzt als Vater hilflos daneben, mir fiel nichts anders ein als ihr ins Ohr zu flüstern: verlass mich bitte nicht.
Aber, selbst wenn all das wieder in Ordnung kommen würde ist da immer noch der Krebs.
Der mittlerweile sehr groß geworden ist, er sitzt im Steißbein, er sitzt in den Leistenlymphknoten und wo nicht sonst noch.
Als ich heute Nachmittag an ihrem Bett saß habe ich gesehen das sie geweint hat. Kleine Tränen flossen aus ihren Augenwinkeln.
Ich glaube ich habe noch nie so häufig geweint wie in den letzten 2 Wochen.
Und ich habe noch nie so intensiv gebetet.
Ich weiß nicht ob ich ihr wünschen soll das das Leiden ein Ende hat.
Ich will sie nicht verlieren.
Aber ich kann auch nicht mit ansehen wie sie sich quält, wie sie von innen zerfressen wird.
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