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Alt 09.02.2016, 18:46
Heidrun1961 Heidrun1961 ist offline
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Standard AW: Knochenszintigramm vor Nieren-OP wichtig / sinnvoll / notwendig?

Hallo Stefan,

als mir der Radiologe damals gesagt hat, dass ich ein Problem hätte, dem ich mich jetzt stellen muss, war ich innerlich leer. Er sagte das so neutral. Ich dachte ganz wenig, nur mein Herz hat galoppiert. Anschließend bei meiner Ärztin, die sehr mitfühlend war, ging es mir nicht viel anders. Es war, als ob sie von jemanden anderen spräche. Ich sollte meinen Mann anrufen, dass er mich abholt! Ne, kann ich schon selber....Ich bin grundsätzlich kein überängstlicher Typ. Ich bin es von klein auf gewohnt, meine Dinge selber zu regeln, da meine Mutter früher an starken Depressionen litt. Ich bin dann eher so, dass ich melancholisch werde, die Gefühle werden so etwas ausgeblendet. Kann aber trotzdem tatkräftig meinen Alltag bewältigen und nach außen hin so tun, als ob alles ok ist.. Das ist vermutlich so eine Art Schutzmechanismus bei mir. Außerdem hatte ich 2007 vor der Diagnose eine Krise mit meinem Mann zu bewältigen, sodass ich vermutlich tatsächlich so eine Art depressive Episode hatte. Es kam einfach keine Panik auf, auch wenig Angst. Irgendwie dachte ich, ok - Krebs . Tod, dann ist es vorbei.
Dann habe ich an meine Kinder gedacht. 17,19 und 21 Jahre damals alt. Gott sei Dank können die ohne mich leben, dachte ich noch. Wie gesagt, nach außen hin habe ich keinen Zweifel daran gelassen, dass alles gut wird.
Ich weiß ehrlich gesagt gar nicht wirklich, wie sehr meine Kinder gelitten haben. Mein Sohn hat mir später mal erzählt, dass er sehr geweint hat und die Mädels hatten schon Angst. Aber da ich so stark rüberkam und alles selbst geregelt habe, hat sich das gelegt bei ihnen.
Vor der OP habe ich noch alles geregelt und bereinigt, sodass ich niemanden Vergebung schuldig war. Das hat befreit. Vor der OP war ich schon aufgeregt, das ist klar.
Ich glaube der Betroffene nimmt sowieso anders wahr als die Familie.
Meine Prognose war dann ja auch gut, da ich keine Metas hatte. Der Professor sagte, ich solle 2x im Jahr Geburtstag feiern, in einem halben Jahr wäre es zu spät gewesen. Als ich körperlich wieder genesen war, habe ich mich dem Leben wieder gestellt.
Ja, vor den Untersuchungen immer aufgeregt, wurde aber von Jahr zu Jahr besser. Die 7 Jahre bis zur Zweitdiagnose habe ich weitestgehend ohne Angst vor der Krankheit gelebt. Gott sei Dank. War auch in keinem Forum. Ich habe immer gesagt, ich hatte Glück, so oft, dass es jeder einschließlich mir glaubte.
Bei der Zweitdiagnose sah das schon anders aus. Da habe ich echte Angst verspürt. Oft nachts, so ohnmächtig dagegen. Aber das hat sich weitestgehend gelegt. Flammt ab und zu wieder auf, grad wenn wieder so unvorhersehbare Dinge passieren. Habe auch Bammel vor Schmerzen. Ich muss mich oft bewusst für das Positive entscheiden, obwohl jetzt klar ist, dass ich nicht normal lange lebe.
Die Kinder haben auch oft Angst, sie sagen, das geht nicht anders. Sie wollen mich behalten, ich soll noch die Enkel aufwachsen sehen. Trotzdem mache ich ihnen immer Mut, nicht zu verzagen und jeden Tag zu genießen. Aber ich versuche auch immer mal, wenn die Gelegenheit da ist, daran zu erinnern, dass sie mich gehen lassen müssen, wenn es soweit ist.
Das Leben ist halt nicht ganz gerecht.

Gruß Heidrun
trotz allem - never give up! Jawohl! Und du schaffst das auch!

Geändert von Heidrun1961 (09.02.2016 um 18:50 Uhr)
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