liebe inez,
der weg, den du nun mit deiner mama zu gehen hast, ist bestimmt nicht einfach. nun kommt die zeit, wo deine mama jemanden braucht, dem sie ganz fest vertraut. nicht nur, weil sie körperlich verfällt, sondern noch mehr braucht sie jemanden für die seele. sei einfach da. sei da, wenn sie dich braucht. ich weiß, mann und familie unter einen hut zu bringen ist schon nicht immer einfach. und dann noch die kranke mutter. aber nun kommt für deine mama eine schlimme zeit. schenk ihr all deine liebe und all deine zeit, die du erübrigen kannst. vielleicht wird dir so manches mal alles zu viel werden. vielleicht denkst du manchmal, es geht nicht mehr. aber dem ist nicht so. es geht immer wieder. und jede minute, die du mit deiner mama verbringst, wird dir später sehr kostbar erscheinen.
mein dad hat auch nichtüber sich und den krebs gesprochen. wenn überhaupt, dann immer nur über die ausmaße, die es annehmen wird. er hatt ja von dieser materie recht viel ahnung durch seine arbeit. darüber hat er oft gesprochen. aber über seine ängste hat er bis kurz vor seinem tod nicht geredet. heute denke ich manchmal, ich hätte einfach immer wieder damit anfangen sollen, darüber mit ihm zu reden. vielleicht wäre er dann mehr aus sich heraus gegangen. so habe ich , wenn er dann abgelenkt hat, dieses thema bleiben lassen. ich dachte immer, wen er nicht möchte, dann soll es wohl so sein. aber heute glaube ich schon, dass ihm dann vieles leichter gefallen wäre, hätte er seine ängste wirklich ausgesprochen.
liebe inez, ich weiß, dass es schwer ist. aber nun mußt du stark sein. stark sein für deine mama. und ich weiß, dass du es gut machst, dass du alles richtig machen wirst. ich denk ganz oft an dich und bin in gedanken bei dir. und ich wünsch dir all das, was du dir selber wünscht.
alles, alles liebe: monika