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Alt 08.03.2002, 02:03
Gast
 
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Standard kleinz. Bronchialkarzinom - wie verhalte ich mich?

Liebe Silvi!

Erst einmal tut es mir leid, dass deine Ma diese Diagnose bekommen hat. Ich denke, ich kann in etwa erahnen, wie es dir momenatn geht. Auch meine Mutti (60) hat im September letzten Jahres die niederschmetternde Diagnose kleinzelliges Bronchialkarzinom bekommen. Auch meine Ma ist der Mittelpunkt der Familie, war IMMER für mich da, sie ist für mich der liebste Mensch auf dieser Welt und ich habe eine unglaubliche Angst, sie allzu schnell zu verlieren. Eine solche Angst, die mich manchmal fast um den Verstand bringt.

Ich kenne Deine Mutti nicht. Aber ich denke, (ich weiss nicht, ob ich nun Rüffel bekomme, aber es ist meine Meinung) du solltest sie auf keinen Fall auf die Infos ansprechen, die Du aus dem Internet bekommen hast!!!

Vorab: es stimmt ja, was sie sagt. Das kleinzellige Bronchialkarzinom spricht in den meisten Fällen wunderbar auf Chemotherapie an. Das war bei meiner Mutter auch so. Nach vier Zyklen hatte sie eine vollständige Remission des Kleinzellers. (Das ganze wurde dann nur etwas komplizierter, weil es noch einen Resttumor gab, der nichtkleinzellig war. Sie mußte noch operiert werden. Diese Mischform kommt allerdings sehr selten vor, also jetzt nicht erschrecken) Was das angeht, macht sie dir also schon mal nichts vor.

Sollte sie irgendwie erfahren haben, dass man von einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 1 Jahr spricht, und sie dir das "verheimlicht", dann laß sie das verheimlichen. Sollte sie es nicht wissen, dann sag es iht nicht. Es ist so wichtig, dass sie an ihre Gesundung glaubt. Und ebenso wichtig ist es sicherlich für sie, dass du dir keine zu großen Sorgen machst. Respektiere ihr Verhalten. Ich denke, dass ist jetzt das wichtigste. Sie muß doch auch erst einmal ihren Weg finden, mit dieser scheiss Krankheit umzugehen.

Wenn sich deine Schwester und dein Vater gut und fürsorglich um deine Mutter kümmern, solltest du ihnen diese Infos meiner Meinung nach auch nicht zukommen lassen. Du siehst, was sie bei dir angerichtet haben, ... was würde sich ändern, wenn du es ihnen sagst? Die Panik wäre noch größer, die Angst so unbändig wie jetzt bei dir. Wenn alles gut läuft bei euch, dann lass es so weiterlaufen. Das ist mein Rat.

Sollte irgendwann der Punkt gekommen sein, wo klar wird, es kann nichts mehr getan werden, ist es sicherlich noch früh genug, "offen" zu sprechen.

Wie gesagt, das ist meine Meinung. So habe ich es gehandhabt. Meinen Vater mußte ich mal ein bißchen wachrütteln, da habe ich angedeutet, dass es nun doch nicht alles so easy ist, wie er irgendwann zu glauben schien... aber das war dann auch früh genug.

Mir ging es nämlich ähnlich. Auf der einen Seite hilft mir das Internet und seine Möglichkeiten sehr, auf der anderen seite habe ich es schon oft verflucht, weil es so schonungslos die Fakten und Statistiken präsentiert... das machte mir Angst. Und ich mußte etwas lernen...
Zum einen, liebe Silvi, lies die Statistiken "richtig". Wenn da steht, geheilt werden können beim kleinzelligen Bronchialkarzinom 10-20% der Erkrankten, denke nicht "oh gott, NUR so wenig!!". Nein, denke, "so ein bösartiger Tumor und trotzdem KÖNNEN DOCH NOCH SO VIELE geheilt werden". Ich habe lange dafür gebraucht, so zu denken, aber das ist das einzig richtige!
Ebenso: vergiß nicht: es sind NUR Statistiken! Auf welcher Seite deine Mutti auftaucht, weiss niemand!!!! Nicht die Ärzte und auch nicht die Statistiker!!! Höchstens der liebe Gott, wenn es ihn denn gibt...

Das wird sich für dich sicherlich noch nach hohlen Phrasen anhören. Das ist sicherlich normal, die Diagnose ist sooo frisch. Das ist ein Schock, den mußt du und auch deine Mutter erst mal verdauen! Auch ich habe die erste Zeit nur geweint, und auch jetzt kommen mir so oft die Tränen, denn die Angst, wie alles weitergeht, hört nicht auf. Aber, man lernt ein bißchen damit zu leben.

Es gibt auch Fälle hier im Forum, die positiv verlaufen sind. Menschen, die schon viele Jahre dem kleinzelligen Tumor ein Schnippchen geschlagen haben. Glaube einfach daran, dass deine Mutti zu ihnen gehören wird!!!!

Ich wünsche dir und deiner Mutti von Herzen alles Gute. Meld dich hier doch mal wieder. Du kannst jederzeit deinen Frust und deine Angst hier abladen. Ich denke, du findest immer ein offenes Ohr! :-)

lg, Tanja
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