Thema: Normalität
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Alt 01.04.2009, 12:07
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Summer 175 Summer 175 ist offline
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Standard AW: Normalität

Liebe Anja!
Was ist schon "normal"? Das ist alles eine Frage des Blickwinkels, und der ist nun mal bei jedem Menschen verschieden ...
Ich kann mir gut vorstellen, dass es für viele nicht einfach ist, mit uns "normal" umzugehen, sprich: unsere Traurigkeit, unsere Stimmungsschwankungen, unsere Art der Trauer nachzuvollziehen.
Oftmals denkt man erst dann anders, wenn man selbst in einer solchen Lage ist.
Früher dachte ich auch immer, schwarz zu tragen sei doch nur eine Äußerlichkeit ... Was ich immer noch nicht nachvollziehen kann, ist der "Dresscode" bei Trauerfällen (zumindest hier bei uns): 1 Jahr für den Ehepartner, 6 Monate für die Eltern, 6 Wochen für die Schwiegereltern ... Als ob Trauer zu einem bestimmten Zeitpunkt endet - wäre es so, wäre es vielleicht einfacher zu ertragen, weil man wüsste, es ist zeitlich begrenzt ...
Als jetzt meine Mutter starb, hatte ich plötzlich auch das Bedürfnis nach gedeckten Farben - obwohl ich sonst fröhliche Farben liebe ... Es ist jetzt schon zwei Monate her, aber ich greife automatisch im Kleiderschrank noch nach schwarz oder grau, fange erst langsam an, wieder mit fröhlicheren Farben zu kombinieren ...

Dass deine künftigen Schwiegereltern mit deiner Berufswahl nicht einverstanden sind, könnte man ja noch tolerieren (jeder hat das Recht auf eine eigene Meinung, man muss sich ja nicht danach richten) - aber der Termin beim Therapeuten ist eindeutig ein Übergriff, den ich mir ganz entschieden verbitten würde. Das geht einfach zu weit!!!

Wie sieht denn dein Partner das Ganze? Hält er sich raus, steht er auf deiner Seite, tendiert er eher zu seinen Eltern? Ich habe leider auch Erfahrungen müssen, wo sich der Partner im Zweifelsfall im besten Fall neutral, oft aber leider gegen mich gestellt hat - das tut dann zusätzlich weh, stärkt dummerweise natürlich auch die Position der "Schwiegereltern" (ob "richtig" oder in "Lauerstellung" ist dann egal). Am Anfang unserer Ehe hat mein Mann mich (völlig unbeabsichtigt - er ist halt sehr gutmütig und hilfsbereit) öfter mal hinten angestellt, weil er meinte, er müsse z. B. bei Geburtstagen immer seine Eltern fahren, obwohl seine Schwester mit ihm Haus wohnt ... Irgendwann hab ich ihm dann mal gesagt, wie das bei mir ankommt, und dass er sich schon mal entscheiden müsse, welches seine Familie nun sei - was nicht heißt, dass er gar nichts mehr für seine Eltern tun solle. Aber er müsse einfach Prioritäten setzen, könne mich nicht mit Feiervorbereitungen ganz allein lassen (für manches braucht man halt auch mal kräftige Männer!), nur damit mein Schwager noch seinen Mittagsschlaf halten könne und er deshalb meine Schwiegereltern abholen müsse ... Solche Dinge muss man rechtzeitig klären, bevor sich zuviel aufstaut, dann kann sich auch noch was ändern ...

Auf jeden Fall wünsche ich dir, dass du deinen Weg unbeirrt gehen kannst - sowohl im beruflichen Bereich als auch im Bereich der Trauer ...

Dafür wünsche ich dir viel Kraft, Mut und Zuversicht!
Herzliche Grüße, Karin
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"Das Leben ist keine Autobahn von der Wiege bis zum Grab, sondern ein Platz zum Parken in der Sonne."
(Phil Bosmans)

Geändert von Summer 175 (02.04.2009 um 07:41 Uhr)
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