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Alt 17.06.2008, 12:35
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Registriert seit: 06.02.2008
Beiträge: 884
Standard AW: es wird und wird einfach nicht besser.....

Liebe Chica.
Ich möchte gerne versuchen, dir von den Parallelen zum Krankheitsverlauf meines Papas zu berichten.
Zitat:
Zitat von *chica* Beitrag anzeigen
...Sagt mal, verliert man auch die Augenbrauen....? Ich meine dies sind doch auch Haare...?...
Ja, mein Papa hat die Haare auf dem Kopf und ein paar seiner Augenbrauen eingebüßt. Allerdings kamen sie nach einer Zeit wieder - die Haare auf dem Kopf waren schöner, fester und heller als zuvor. Wir sind eine rotblonde Familie und er hatte eine wunderbare, ich nenne es jetzt mal "michel-aus-löneberga"-farbige Pracht.

Zitat:
Zitat von *chica* Beitrag anzeigen
...ER ist so ekelig zu meiner Mama, dass Sie still und heimlich doch sehr verletzt ist und auch sehr leidet.
Wir wissen nicht ob dies damit zu tun hat, dass er meine Mama "vergraulen" möchte, weil er an später denkt, damit es meiner Ma nachher nicht so "schwerfällt" Abschied zu nehmen,
***oder ob es die Medikamente sind oder ob er jetzt doch so mit seiner Krankheit umgeht, ob ihm jetzt vielleicht alles SCHitt egal ist....
***oder ob vielleicht Metastasen, die er auch am Schädel hat, es damit etwas zu tun hat?.... weiss da jemand was...??? wer kann helfen...?...
Diese Phase hat meine Mama auch miterleben müssen.
Das Verhältnis zwischen den beiden war manchmal bis zum Platzen gespannt. Bin ich dazugekommen und habe versucht, ihn und sie durch meine Erzählungen abzulenken, hat es sich wieder ein bissi entspannt - bis Mama was gesagt/gefragt hat, dann ging es wieder weiter.
Um das verstehen zu können, habe ich mich erkundigt.
Dabei bin ich auf die 5 Phasen im Krankheitsverlauf eines Krebskranken gestoßen. Das sind Lebensphasen während der Krankheit, die ein Mensch durchlaufen kann, aber nicht zwangsläufig muss.
Die aggressive Phase ist - soweit ich mich noch erinnere - die 3. Phase. Der Mensch will die Krankheit nicht wahrhaben und kämpft dagegen an. Das spiegelt sich in typabhängigen, unterschiedlichen Aggressionszuständen wider. Wer kriegts ab? Deine Mama, die ihm am nächsten steht, ihn umsorgt und bestimmt 24h täglich für ihn da ist (wenn er zuhause ist/wäre).
Nach dieser Phase kommt die der Akzeptanz. Die Aggressivität legt sich, der Patient hat sich damit abgefunden, dass der äußerliche Kampf mit seinen Lieben nichts an seiner Krankheit ändern kann. Er setzt sich mit seinem "Schicksal" auseinander und nimmt es an.
Soviel dazu, wie ich es verstanden habe. Google mal, vielleicht hilft es dir, es zu verstehen.
Die "böse" Phase von Papa ging vorüber, ich habe versucht, meiner Mutter das so zu erklären und auch, dass in ihm die Hölle abgeht und er doch auch irgendwie raus muss mit seinen Gedanken. Er hat sonst immer alles mit sich ausgemacht, war sehr, sehr geduldig und hat andere noch aufgebaut, als es ihm schon sehr schlecht ging.
Es gibt viele Angehörige, die ihrem Lieben auch sagen, dass sie dadurch verletzt werden. Vielleicht versucht es deine Mama mal und es bessert sich.
Ich persönlich hab versucht, seine "Ausraster" zu verstehen und einfach so hinzunehmen... wer weiß, wie ich reagiert hätte, wäre ich an seiner Stelle gewesen...

Natürlich besteht auch die Möglichkeit, dass sich Metastasen im Kopf gebildet haben, die solche Reaktionen auslösen. Dazu kann ich dir allerdings nichts aus unserer Erfahrung berichten.
Mein Papi hatte Metastasen an der Wirbelsäule, die erst ganz am Schluss seiner Krankheit bis zum Hals hinauf gingen. Ob da auch Metas im Kopf waren, weiß ich nicht. Das lässt sich aber durch die Ärzte klären.

Die Reaktion durch Medikamente... tja... kann ebenfalls möglich sein, obwohl ichs mir nicht als Grund dafür vorstellen kann.
Mein Papi musste Unmengen an Medis nehmen. Und er hatte bis zum Schluss den wachen Verstand und nur er hatte den Überblick über seine Medis.
Ich habe mir letztes Jahr eine Medi-Übersicht vom Arzt geben lassen (heimlich), da es immer besser ist, wenn jemand außer dem Patient da eine Übersicht hat. Schwarz auf weiß. Für akute Kh-Einlieferungen auf jeden Fall!

Ich hoffe, ich konnte dir vielleicht eine kleine Auswahl an Möglichkeiten geben und habe dich dadurch nicht irgendwie verschreckt. Ich kann nur Vergleiche zu den mir bekannten Vorgängen ziehen.
Ich wünsch dir und deinem Papa alles erdenklich Liebe, gebt die Hoffnung nieeemals auf, verliert nicht den Mut und behaltet und sammelt ganz viel Kraft.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007

Geändert von Annika0211 (17.06.2008 um 12:40 Uhr)
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