[Rüdi59]

Morgen sind es bereits drei Wochen,dass mein über alles geliebter Mann Rüdiger seinen letzten Atemzug getan hat. Am Freitag war die Bestattung. Bitte versteht mich nicht falsch, wenn ich Euch sage, dass es wunderschön war. Der Wald gab mir die Ruhe und die Kraft, um es durchzustehen und die Sicherheit, dass es Rüdiger genau so wollte. Ein guter Freund von uns hielt die Andacht, sehr persönlich, sehr ruhig, würdig. Danach las ich den Text von Jochen Jülicher aus "Solange Ihr mich liebt" "Zu Ende gekämpft". Ich musste weinen, ließ mir aber die Zeit und schaffte es. Danach wurde die Urne zu seinem Baum getragen. Der Baum Nr. 554. Das Loch war ausgehoben. Die Urne wurde niedergelassen. Alle Menschen, und es waren viele da, versammelten sich um den Baum. Ich las von Jochen Jülicher "Danke für Dein Leben". Danach legten wir alle Blumen um das Biotop. Alle Menschen umarmten mich. Es war niemand da, der mir nur die Hand geschüttelt hätte, alles Wegbegleiter von Rüdiger und mir. Es wurde viel geweint, er ist in so vielen Herzen verankert, er lebt in ihnen allen weiter durch die Erinnerung an ihn. Ich schaute seinen Baum hoch. Eine gerade gewachsene Buche. Der Stamm so gradlinig wie Rüdiger war. Ganz oben schwankte sie ein wenig und raschelte.
Im Anschluss fand bei uns zu Hause die Gedenkfeier statt. Auch die war sehr persönlich gestaltet. Ich hatte Bildercollagen von Rüdiger vorbereitet, auf denen auch viele der Anwesenden zu sehen waren. So war die Erinnerung an ihn sehr stark. Wir haben ein Gedenkbeet angelegt. Ich habe einen Rosenstrauch gesetzt, eine rote Rose namens Mariandl. Er hätte sich über den Namen schippelig gelacht, aber sie riecht gut und ist wunderschön. Ich habe eine Engelsfigur darauf gesetzt. Einen Engel der Liebe. Wir haben die Briefe unserer Freunde die sie ihm geschrieben haben verbrannt. Die Asche habe ich dann abends, als ich nochmal nach Laubach gefahren bin, ganz allein, auf dem Biotop verstreut. So sind alle guten Gedanken und Wünsche in dem gleichen Zustand wie er selbst und können ihn begleiten. Dorthin, wo ich jetzt noch nicht gehen kann. Wo er auf mich wartet. Gegenüber seinem Baum steht eine Bank. Auf die habe ich mich gesetzt und leise um ihn geweint. Plötzlich kamen Rehe in den Wald. Das war wunderschön. Er liebte Rehe, lebendig in ihrem Revier, nicht auf dem Teller. Ich habe geflüstert "Du bekommst Besuch Schatz" und die Tränen versiegten fürs Erste. Der Wald ist wunderschön. Wenn man den Weg zu ihm, zu seinem baum hinaufgeht, so sieht man den ganzen Waldhang, das grüne Dach, den Wind in den Wipfeln, man spürt die Ruhe, hört die Vögel, das Rascheln... Ich sehne mich danach, wieder mit ihm zusammen zu sein. Aber er würde wollen, dass ich jetzt noch nicht komme und ich spüre, dass ich noch eine Aufgabe habe.. welche, muss ich erst noch herausfinden.

Wie soll ich leben ohne dich
Wie soll ich atmen ohne dich
Denn ich bin du und du bist ich
Uns beide trennen kann man nicht
Wie soll ich leben ohne dich
Wie soll ich träumen ohne dich
Weiß mich von dir so sehr geliebt
Bin glücklich nur mit dir
Und wenn ich dich verlier
Dann fehlt der Mittelpunkt der Welt für mich
Wie könnt ich jemals leben ohne dich

aus Mireille Matthieu Lyrics