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Alt 18.03.2005, 17:29
Gast
 
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Standard Russisch Roulette.......

Liebe Saphir,

in Gedanken war ich oft bei Dir und Deiner Mama. Jetzt ist das ausgesprochen was Du befürchtet hast. Läßt man Dich bei der Suche nach einem Schmerztherapeuten allein, wird Dir dabei nicht geholfen?

Ohne Dich, Deine Lebensumstände näher zu kennen, bin ich mir in einem sicher: daß Du es aushältst und Du bei allem Schmerz und Kummer Deiner Mama die beste Begleitung bist. Das klingt vielleicht anmaßend von mir, man kann sagen, woher will sie das denn wissen, aber ich merke daß Du die besten Voraussetzungen dafür hast: Liebe, Interesse, Bereitschaft, vorausblickendes Denken, pragmatisches Handeln, Aufmerksamkeit und noch vieles, was ich gar nicht in Worte fassen kann, was aber aus Deinen Zeilen spricht. Liebe Saphir, fürchte dich bitte nicht so daß Du es nicht aushältst, daß Du irgendwelchen Maßstäben (die ja nur von Dir selbst aufgestellt werden) nicht gerecht wirst. Du tust, was Du kannst.

Eines wirst Du nicht können, das ist das Schreckliche, Du wirst Deine Mama nicht retten können und das Schicksal nicht aufhalten können.Und Du liegst mit Deiner Ahnung vollkommen richtig wenn Du sagst, noch schlimmer wird sein, wenn man gar nichts mehr tun kann.

Wie wahr. In den Jahren der Erkrankung meiner Mama war ich die große Managerin und Macherin, sie hatte alles in meine Hände gegeben. Gestorben ist sie vier Wochen lang. Tag für Tag wurden meine Hilfeleistungen, das was ich tun konnte weniger. Zum Schluß waren wir reduziert auf uns zwei, unsere Liebe, unser gemeinsames Warten auf ihren Tod. Damals hatte ich nur eine dumpfe Ahnung, daß das auch dazu gehört. Ich glaube in solchen Zeiten geschieht etwas, das schwer zu beschreiben, nicht zu erklären ist. Etwas in einem tritt einen Schritt zur Seite, klinkt sich aus, damit man diesen Schmerz, das Entsetzen aushält.

Nach Mamas Tod habe ich bestimmt 30-40 Bücher über das Thema gelesen, ich habe mehrere Seminare besucht, für Trauernde, für Sterbebegleitung, ich habe mich bestimmt nicht als geschult betrachtet, aber als erfahrener wenn es dann darum geht meinen Papa zu begleiten.Als Papa immer kränker und schwächer wurde, als er starb, da war alles so anders, die Umstände, sein Schicksal, sein Sterben, daß ich eigentlich kaum auf etwas zurückgreifen konnte.Außer wieder auf das, was ohnehin in mir war: meine Liebe, meine Bereitschaft.

Es gibt allerdings einige Erkenntnisse, die ich für den Rest meines Lebens mitnehme. Kerstin hat es in ihrem Brief bereits angedeutet: NICHTS verschieben! Liebe Saphir, was immer du Deine Mama fragen willst,sagen, bereden willst,mach es. Wir alle hoffen und wünschen Euch von ganzem Herzen, daß Ihr noch eine lange, gute Zeit miteinander haben könnt. Aber es kann sein, daß Deine Mama sehr plötzlich starke schmerzstillende Mittel benötigt. Man kann dann oft noch miteinander kommunizieren, aber es ist reduziert.

Wie schon in einem meiner ersten Beiträge möchte ich Dir noch etwas sehr ans Herz legen: den Kontakt mit der Hospizbewegung. Das heißt nicht immer die Unterbringung in einem Hospiz, die machen auch viel an Hilfe und Unterstützung daheim.

Liebe Saphir, liebe Kerstin, könnte es nicht sein, daß Ihr "Feigheit" mit "Angst"
verwechselt?

Wenn es Dir lieber ist den Kontakt per e-mail fortzusetzen mußt du es sagen,aber ich schließe mich Kerstins Meinung an, hier sprengt man keinen Rahmen.

Liebe Saphir und auch liebe Kerstin, ich wünsche Euch alles Gute
Briele
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