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Alt 15.02.2015, 23:33
Lucie77 Lucie77 ist offline
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Registriert seit: 02.09.2014
Beiträge: 4
Standard AW: Magenkrebs im Endstadium

Hallo Mausi,

nun was soll ich sagen...
ich kann erst jetzt antworten, es war mir vorher einfach seelisch nicht möglich.

Nun, mein Opa ist nun über 5 Monate nicht mehr bei uns.
Im nachhinein lässt man sich einiges nochmal durch den Kopf gehen.
Was hätte man anders machen können? Was hätte man wissen können?
Was hätte man alternativ tun können....

Nun...Fakt war: Man hätte nichts anders tun können aus rein medizinischer Sicht.
Der Krebs war so aggressiv...der Abszess am Hals war eine Metastase, die schon bis in den Muskel gedrungen war...ich gehe davon aus, dass einfach der Tumor schon weit gestreut hatte.

Was du geschrieben hast...mit der Künstlichen Ernährung...im nachhinein bin ich wirklich wütend auf die Ärzte.
Das Klinikum in dem mein Opa war, war eine Stiftung.
Man hatte immer das Gefühl, sie tun nur das nötigste und das wars.
Sie haben meinen Opa künstlich ernährt und tagelang nichts gegen die Blutungen des Tumors getan.
Ständig irgendwelche Untersuchungen die einfach nur wieder genau das aufzeigten was tagelang schon gewusst war: der Tumor blutet.
Mein Opa ist innerlich verblutet.
Das macht mich wütend, wirklich wütend.
Sie haben ihn ernährt, künstlich, und die Einlagerungen in den Beinen waren zum Zeitpunkt als er starb für ihn so sehr schmerzhaft...sie mussten ihn komplett mit Morphin ruhigstellen.
Hätte man sowas nicht wissen können?
Das schlimmste war...
Am ende, 2 Tage zuvor, kamen die Ärzte auf ein Experiment:
Man könnte ja versuchen die Tumorarterie zu verschließen, sodass der Tumor nicht mehr blutet.
2!!! Tage vor seinem Tod...wieso erst dann??
Wieso muss man warten, bis er so schwach war...dann Wasser in den Beinen hatte....überall Einlagerungen...nachdem er schon 2 Wochen im Krankenhaus war...es ist unfassbar.

Mitlerweile hab ich die Trauer größtenteils hinter mir...ab und an bricht sie wieder herein, aber ich denke das ist normal.
Viel mehr habe ich das Gefühl der Wut auf grund der Machtlosigkeit.
Viele Ärzte reden nicht mit einem, viele tun das, was das nötigste ist. Nicht mehr und nicht weniger.
Ich denke, solch ein Erlebnis prägt einfach und ich glaube, ich würde mich nun anders verhalten.
Ich würde alles erfragen, ich würde mich über alles selbst informieren...

Ich werde nun mein Jurastudium durchziehen, denn ich weiß, mein Opa hätte sich darüber gefreut.
Ich werde mich auf das Gebiet der Medizin spezialisieren und dann solchen Ärzten den Arsch bis zum Stehkragen aufreißen, damit es anderen Leuten besser ergeht und etwas gegen Inkompetenz und Ignoranz auf diesem Gebiet getan wird.

Es ist so traurig, dass man im Nachgang mit Wut aus solch einem Erlebnis heraus geht...wirklich traurig.
Aber es ist teilweise unfassbar...was z.B. zu Gunsten der Forschung getan wird...oder viel mehr nicht getan wird...


Ich wünsche allen anderen Menschen denen es so ergeht viel Kraft, ich weiß wie schlimm es ist Angst um einen geliebten Menschen zu haben.
Ich kann euch nur raten: fordert alles ein!Alle Informationen, alle Möglichkeiten, einfach alles.
Denn so ergeht es euch nicht wie mir..das man sich selbst Vorwürfe macht nicht alles getan zu haben und überlegt, ob es anders hätte laufen können...das man mehr Zeit zusammen gehabt hätte.
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