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Alt 29.11.2005, 10:09
birgit1 birgit1 ist offline
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Standard AW: Lungenmetastasen-Wer kann helfen???

zu Mom 21´s gefrusteter Äußerung am 17.11., dass hier nur selten positve Meldungen zu lesen sind: liebe(r) (???) Mom 21,

die Natur von Austauschforen zwischen Betroffenen - seien es Selbsthilfegruppen oder diese Internetforen hier - ist, dass sie Menschen mit Problemen eine Möglichkeit, eine Plattform für Austausch von Informationen, Erfahrungen und zur gemeinsamen Diskussion bieten. Folgerichtig werden sich i.d.R. eher Menschen mit aktuten Problemen hierher wenden und nicht die, die keine Probleme mehr damit haben oder die sich irgendwann nicht (mehr) damit auseinandersetzen wollen.

Wenn man das Glück hat jahrelang von der Erkrankungsphase entfernt zu sein, gehört schon ´ne Menge dazu, sich immer wieder an dieses Thema zu begeben und sich durch Kontakte zu akut Betroffenen immer wieder damit auseinanderzusetzen, mit Rückfällen etc. konfontiert zu werden und sich damit auch immer wieder psychischem Streß auszusetzen.

Ich mache ständig diese Erfahrung, denn ich habe all die Jahre den Kontakt zu meiner Krebsselbsthilfegrupppe aufrechterhalten. In den 14 Jahren sind dort außer mir übrigens nur 2 andere Melanompatienten aufgetaucht, alle anderen haben andere Krebserkrankungen. Wenn es in den Diskussionen um Stärkung des Immunsystems geht, Fragen nach begleitenden Therapiekonzepten wie z.B. die der Gesellschaft für Biologische Krebsabwehr oder wenn es um die Angst vor Schmerzen, Sterben usw.geht, dann spielt es keine Rolle, welche Grundkrebserkrankung man hat, diese Themen betreffen alle.

Mir persönlich war in diesen Kontakten auch besonders wichtig, Leute zu treffen, die schon seit Jahren wieder "aus dem gröbsten raus" waren. Dies ist der Grund, weswegen ich meine Freizeit stellenweise weiter dieser Gruppe widme (hier im Forum tue ich es während meiner Arbeitszeit - teilweise, um auch diesbzgl. auf dem Laufenden zu sein, arbeite im Gesundheitswesen - tauche deshalb eher selten auf).
Du hast Recht, immer nur mit akut betroffenen zu reden, das kann schwierig werden. Aber man muß auch akzeptieren, wenn Menschen sich nach längerer Genesungszeit einfach wieder anderen Dingen in ihrem Leben zuwenden und die Krankheit weit nach hinten in´s Unterbewußtsein schieben. Immer am Ball , d.h. am Thema bleiben, obwohl es einen im Moment nicht akut betrifft, das können und wollen die allerwenigsten. Es tut eben nicht gut, wenn man sich wieder dem Leben zuwenden will.

Auch mir tut z.B. nicht gut, jetzt nach 14 Jahren von einer Leidensgefährtin zu lesen, die nach 15 Jahren einen Rückfall erlitten hat. Aber erstens bin ich so gut informiert, dass ich seit meinem Metastasenbefund von der hohen Wahrscheinlichkeit einer Rückfallmöglichkeit auch nach 25 Jahren noch, weiß. Und zweitens habe ich gelernt, dass jeder Fall anders ist und mir nicht das gleiche passieren muß wie anderen, vor allem, wenn es sich um Einzelfallmeldungen handelt. Dabei hat mir u.a. psychologische Unterstützung geholfen, deren Effekte ich teils erst nach Jahren erkannt habe.

Du hast vor zwei Wochen den Eindruck geäußert, Deine Therapie scheine nicht zu helfen. Änderungen in eigenen Einstellungen zu Dingen im Leben stellen sich häufig erst mit der Zeit ein, das können Monate oder sogar Jahre sein. Hab´Geduld mit Dir und blicke nicht zu weit nach vorne - es ist leichter, kleine, naheliegende Ziele zu erreichen. Lebe mehr im Hier und Jetzt, versuche aufzuhören, Dich vor Dingen zu fürchten, von denen Du nicht weißt, ob sie überhaupt eintreten werden oder nicht. Versuche, alles was Dir für Deine Seele und Dein Immunsystem gut erscheint zu nutzen, eben mit dem guten Gefühle, dass es das richtige für Dich ist. Lerne auch Deinem Gefühl mehr zu vertrauen. Wenn Dir die Schreckensmeldungen hier zu nahe gehen, wäre z.B. eine Lösung, einfach mal längere Lesepause zu machen und Dich schöneren Dingen zuzuwenden.
Muß mich jetzt leider der Arbeit zuwenden, deswegen mal wieder Schluß machen mit dem Schreiben.
Gruß von birgit
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