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Alt 09.05.2007, 16:14
sabi65 sabi65 ist offline
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Standard AW: Hilflosigkeit im Umgang mit meinem Vati

hallo Anke,
bei meiner Mutter (71) wurde die Diagnose im Juni 2006 gestellt. Auch bei ihr ist es inoperabel, da sich schon Metastasten in der Leber gebildet haben. Wir waren – wie alle hier – erst mal geschockt, hatten aber in der Zwischenzeit doch etwas Zeit, die Diagnose zu verarbeiten. Wir haben allerdings von vorneherein offen über das Thema geredet. Meine Mutter macht sich nichts vor. sie weiß – und thematisiert das auch – dass es hier kaum eine Heilung gibt und es in der Regel nur um eine Lebensverlängerung geht. Wir reden relativ offen darüber.
Meine Mutter hat – und hatte – im wesentlichen 2 Fragen, die sie immer wieder umtreiben:
- Was passiert mit meinem Vater, wenn sie nicht mehr da ist. Wie kann er klarkommen
- Was kommt noch auf sie zu (Krankheitsverlauf, Schmerzen, Leidenszeit)
Den ersten Teil packt sie selbst relativ tatkräftig an, in dem sie meinen Vater quasi in die Haushaltspflichten „einlernt“. Ich glaube, das gibt ihr Trost und das Gefühl, etwas „Geordnet zu hinterlassen“. Ich bestärke sie darin, dass sie das richtig macht (und dass der Fokus nicht zu sehr auf „Hinterlassen“ gelegt wird; Praxis im Haushalt schadet meinem Vater auch so nicht  ). Zum zweiten Bereich (Krankheitsverlauf) kann man wenig sagen, das ist einfach von Person zu Person zu unterschiedlich. So rede ich auch mit ihr, auch wenn ich mir einiges anhand der Einträge in diesem Forum zusammenreimen kann.
Eines ist allerdings auch meiner Mutter wichtig: Dass neben der ganzen Trauer, die immer mal wieder mitschwingt, auch Zeit für Freude bleibt. Sie selbst war vorher ganz sicher ein fröhlicher, lebensbejahender Mensch. Diese Freude und dieses Lachen hat zwar abgenommen, aber wir versuchen es trotzdem auch noch was schönes am (Rest?-)Leben zu finden. Ihr ist es ganz wichtig, dass wir unser Leben, so normal wie möglich , weiterführen. In Deinem Fall wäre sie ganz sicher böse, wenn Du die Geburtstagsfeier oder den Urlaub ausfallen lassen würdest. Und auch zu sehr betüteln darf ich sie nicht. Dadurch, dass ich 75 km weit weg wohne, sehen wir uns nicht jede Woche (das möchte sie auch gar nicht). Ich versuche das durch ein paar Telefonate mehr wie vorher (und vielleicht doch den ein oder anderen Besuch) auszugleichen. Dass bei mir oft nach einem Telefonat oder einem Besuch die Tränen kullern, ist eine andere Sache. Deinen Anruf bei der guten Freundin Deiner Mutter finde ich super. Es ist schön, wenn sie so was hat.
Gruß
Birgit
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