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Alt 25.01.2016, 12:46
heikea heikea ist offline
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Standard AW: Krank oder Simulant?

Liebe Anchilla,
ich möchte dir auch meine Meinung und Erlebnisse dazu mitteilen.
Meine Chefin hat mich nach der OP im Juni 2015 für September 2015
wieder voll eingeplant. Die Fragen: "Und wann kannst du wieder arbeiten" und "Kannst du vielleicht auch stundenweise arbeiten während der Chemo" habe ich von fast jedem, der mit mir gesprochen hat, erhalten.
In dieser Gesellschaft dreht sich alles nur um das Funktionieren und Arbeiten.
Das fängt schon damit an, dass Säuglinge so schnell wie möglich ihrer wichtigsten Bezugsperson entzogen werden, damit die Mutti wieder ARBEITEN gehen kann. Als wenn es nichts wichtigeres gäbe.
Und wir Kranken sollen möglichst auch so schnell wie möglich wieder gesund werden und arbeiten. Ich bin auch so getrimmt (gewesen?), als wenn es nichts wichtigeres gäbe. Diese Leistungsgesellschaft macht uns kaputt. Ich habe auch schon überlegt, wenn es ein Grundeinkommen gäbe oder ich Rente bekommen würde, dann würde ich mich die nächsten Jahre um meine Tochter kümmern und nur einige Stunden in der Woche arbeiten. Wer weiß, ob ich noch die normale Rente erlebe.
Ich habe in den letzten Jahren immer gearbeitet, auch zu der Zeit, als ich zwei kleine Kinder zu versorgen hatte und auch für wenig Geld. Weil ich immer dachte, dass sei das Wichtigste. In den letzten Monaten hatte ich viel Zeit zum Nachdenken und ich glaube, dass es mir und auch meinen großen Kinder nicht immer gut getan hat.
Ich möchte dir Mut machen - und mir/uns auch, wir sind wertvoll, egal ob wir arbeiten gehen oder nicht. Arbeit ist nicht der Sinn unseres Lebens.
Sicher fragen die meisten Menschen auch nur, um irgendetwas zu fragen. So ist es ja oft auch bei der Frage Wie geht es Ihnen? Die meisten wollen die Wahrheit gar nicht wissen.
Ich wünsche Dir alles Gute und eine erholsame Reha.