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Alt 01.05.2005, 16:59
Gast
 
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Standard nur noch wenige wochen - die angst vorm abschied

hallo zusammen,

erst einmal vielen vielen dank, für eure zahlreichen antworten/tipps. ich freue mich wirklich sehr, dass ich so viele antworten bekommen habe - auch wenn gerade die buchstaben verschwimmen - ich unter tränen schreibe, so möchte ich euch doch unbedingt antworten.

am freitag morgen, habe ich mich sofort um einen pflegedienst bemüht. mich mit einer sehr netten dame um 13 uhr im krankenhaus verabredet. sie wollte sich vor ort ein bild machen und auch ab montag zu hause dann, bei uns sein um eine rundumversorgung sicher zu stellen. die von mir aufgesuchte krankenkasse (auch noch freitag morgens) hatte auch ohne irgendwelche prüfungen die pflegestufe 3 bewilligt. ich hätte ab montag also einigermaßen geregelt, mit der pflege beginnen können.. hätte..
um 11 uhr (als ich meine schwägerin, die mit 'wache' im krankenhaus dran war) erfuhr ich, dass unsere mutter an diesem tag noch gar nicht wach geworden sei. meine schwägerin "du, sie schläft nur und liegt irgendwie komisch da, ich weiss gar nicht was ich tun soll, sie ist nicht ansprechbar". instinktiv rief ich meinen mann an bzw beorderte ihn unverzüglich nach hause. etwa 20 min später rief ich meine schwägerin noch einmal an, erreichte jedoch nur eine 'fremde stimme' die mir sagte, dass unsere mutter in ein anderes zimmer verlegt worden sei. ich begann zu begreifen..
um 12.30 uhr war mein mann dann zu hause und wir fuhren so schnell wir konnten ins krankenhaus.
die mutti lag bereits in einem sterbezimmer. um 13 uhr kam die frau vom pflegedienst, sah uns nur an, sah die mutti an, wünschte uns viel kraft und verabschiedete sich wieder.
etwa zeitgleich begann muttis todeskampf. wir waren alle bei ihr. sie kam nicht mehr zu sich, hatte aber starke schmerzen, war in einem zustand, den ich gar nicht beschreiben kann. sie war nicht mehr ansprechbar, aber ich hatte das gefühl, dass sie uns hörte, noch alles mitbekam. ich bat um eine morphiumspritze, welche sie gegen 17 uhr dann auch bekam. danach fiel sie in einen ruhigen schlaf. gegen 22 uhr ließ die spritze jedoch nach, sie begann unruhig zu atmen.. der hinzugezogene arzt meinte jedoch, dass sie keine schmerzen habe bzw das sei ganz sicher auszuschließen.
wir sprachen von mittag an - auch wenn keinerlei reaktion mehr kam - mit ihr, verabschiedeten uns,hielten ihre hand, sagten was wir noch gerne sagen wollten. ich riß mich den ganzen tag zusammen, saß bei ihr.. überlegte mir jedes wort, da ich irgendwie fühlen konnte, dass sie alles hört/aufnimmt. einmal jedoch, ging es mit mir durch und ich flüsterte meinenm mann zu, dass ich solche angst, solche panik vor dem moment, wo sie nicht mehr atmet habe. ich erschrak bzw zuckte jedes mal zusammen wenn die atmung unregelmäßig wurde. ich war einfach ausser mir innerlich. versuchte aber ruhig zu wirken, streichelte sie, sprach mit ihr.. aber meine panik war sehr gross. gegen 23.30 uhr verließ ich das erste mal das zimmer um eine zigarette zu rauchen und weil ich einfach 5 minuten luftholen musste. als ich um 23.30 uhr wieder angerannt kam, kam eine schwester ruhig auf mich zu. ich blieb stehen, wollte gerade sagen "wollen sie mir etwas sagen?" ich hatte es noch nicht ausgesprochen, da sagte sie schon zu mir "gehen sie bitte langsam - es ist soweit" ich rannte weiter, ging ins zimmer. sah ins bett.. sie war eingeschlafen.
ruhig und friedlich. sie hatte einfach aufgehört zu atmen.. und ich war nicht dabei.
ich glaube ganz fest daran, dass sie meine panik gespürt hat bzw den zeitpunkt abgewartet hat, damit ich nicht zusammenbreche. das klingt vielleicht etwas abgedreht, aber ich glaube fest daran. einerseits mache ich mir nun vorwürfe, andererseits.. ich weiss nicht, ich kann es nicht einordnen, was besser gewesen wäre, für sie, für uns alle. meine schwägerin und mein mann waren jedoch bei ihr. diese 5-10 minuten in all den stunden, die ich nicht dabei war.. ich kann es einfach nicht einordnen..
den gestrigen tag bestimmten formalitäten, so auch heute.. ich kam noch nicht zum luftholen, steh noch neben mir.
ich bin einfach nur am ende.. habe keine kraft mehr.
sie hat jahrzehnte bei uns gewohnt, ich muss nun in ihrer wohnung alles zusammen suchen, was der bestatter braucht.. es ist einfach nur furchtbar, auch wenn wir uns alle sagen, dass sie nun erlöst ist.

ich danke euch - fürs zuhören - fürs lesen..

alles liebe
jaqueline
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