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Alt 23.02.2007, 11:06
Arielle Arielle ist offline
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Standard AW: dinge, die mir angesichts des sterbeprozesses nicht aus dem kopf gehen

Oh je, das wühlt alles so auf...

Auch ich war das pflegende "Kind" in unserer Familie. Ich denke, daß meine Brüder auch ganz dankbar dafür waren, mir die Verantwortung dafür zu überlassen!

Aber auch mir geht es so... was hätte ich besser machen können, wie hätte ich ihm das Ganze erleichtern können, hätte ich mit meinem Papa übers Sterben reden sollen...? Fragen über Fragen!
Auch ich dachte, daß ich ihm helfen könnte, ihn auf seinem letzten Weg so weit es möglich ist zu begleiten aber er "suchte" sich auch einen stillen und einsamen Moment um zu gehen.(Ich war wirklich nur 3 Minuten im Flur!)

Erst machte ich mir grosse Vorwürfe, nicht bei ihm gewesen zu sein. Mittlerweile denke ich auch, daß er es für ihn und für mich leichter machen wollte...

Als unser Tag X anbrach, wußte ich sofort bescheid, obwohl ich vorher noch nie einen Sterbenden gesehen hatte! Am Vorabend hat er noch ganz klar und deutlich mit uns gesprochen und war munter. Als er frühmorgens nach mir "rief" (Ich schlief immer neben seinem Pflegebett auf der Couch!) kam nur mehr ein Flüstern unter grosser Anstrengung raus! Als ich ihn sah, war ich total erschrocken! Er war am ganzen Körper geschwollen, war kalt, sehr unruhig und seine Haut war gelb-grau!
Meiner Mutter sagte ich direkt: Der Papa stirbt heute!
Ich fuhr direkt zu unserem Hausarzt um etwas zur Beruhigung zu holen. Leider half es nicht viel! Allerdings brach er auch das meiste seiner Medikamente wieder aus!

Wir riefen den Rest der Familie zusammen, der sich dann auch einfand! Darüber hat er sich noch gefreut... er hatte seit er krank war gerne viel Besuch!
"Leider" war mein Papa sehr klar in seinen letzten Tagen und gerade auch am letzten Tag hat er sehr wenig geschlafen. Die innere Unruhe war zu groß!!!

Frühmorgens des nächsten Tages hat er uns dann verlassen! Kurz vorher hat er noch mit mir gesprochen und sich seine Nasenbrille anlegen lassen!


Übrigens, da fällt mir noch ein, daß mein Vater auch schon sehr früh nach Weihnachtsbeleuchtung gefragt hat! Also schmückten wir Mitte November das ganze Wohnzimmer und das Gartenhäuschen, das er von seinem Bett aus sehen konnte... Ich denke er hätte gerne noch Weihnachten erlebt, doch so lange konnte er einfach nicht mehr...

Ich bin mir sicher, daß es unseren Lieben jetzt gut geht...und ich bin froh darüber!!! ...auch wenn´s weh tut!!!

Viele liebe Grüsse
Jenny
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