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Alt 19.03.2008, 17:52
Ute K. Ute K. ist offline
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Standard AW: Unzufrieden mit Informationen durch Arzt

Liebe Regine,
ich möchte Dir etwas von meinem Bruder erzählen in der Hoffnung, dass es Dir vielleicht hilft.

Er war 3 Jahre krank, wir haben alle Höhen und Tiefen durchgemacht und man kann sagen, es verging kein Tag, an dem wir nicht Angst hatten. Angst, wenn es ihm nicht gut ging und Angst, wenn es mal gut ging. Angst vor dem Ende. Meine Mutter ist manchesmal bald zusammengebrochen und ich musste vor Ihnen immer stark sein. Auch mein Privatleben hat darunter gelitten, es konnte ja niemand so richtig nachvollziehen, wie auch? Seit November ging es rapide abwärts und vor 2 Wochen hatte er wieder solche Schmerzen, dass er abends in die Notaufnahme wollte. Ich war dabei, meine Mutter konnte es nervlich nicht. Und dann ist das Glück passiert: Er kam auf die Palliativstation, vor der wir uns so sehr gefürchtet hatten. So endgültig. Aber während seiner ganzen Krnkenhauszeiten wurde er nirgends so gut und liebevoll betreut wie dort. Er hatte ein Einzelzimmer mit Couch für uns, falls wir dort bleiben wollten. Die Ärztin und ALLE Pfleger hatten so viel Zeit für ihn. Mehrmals hat sich die Ärztin neben unsere Mutter gesetzt und sie sollte alles erzählen. Es wurde dort sogar eine Patientenverfügung gemacht. Letzte Woche wurde über ein Hospiz gesprochen, aber dazu kam es nicht mehr. Er wurde von Tag zu Tag weniger,konnte durch das Wasser nicht mehr laufen und hatte auch durch das Wasser in der Lunge Probleme mit dem Atmen. Er hatte die letzten Wochen vor allem nachts immer Angst und konnte nicht alleine bleiben, aber dort hatte er das nicht. Man hatte meiner Mutter versprochen, dass er keine Schmerzen haben sollte und keine Angst. Und das haben sie wahrgemacht und wir haben das getan, was wir nie für möglich gehalten haben. Wir haben ihn bis zum Schluss begleitet. Sie haben ihm Morphium und ein Beruhigungsmittel gespritzt und alle Angestellten waren so lieb zu ihm und uns.

Regine, wir hatten soviel Angst davor, aber die Palliativstation war ein Geschenk für ihn und uns. Nach allem Leid war es eine Gnade. Und er selbst fühlte sich dort so gut aufgehoben. Es war für ihn das Beste und das hatte er sich verdient.

Vielleicht kannst Du nun nicht mehr so negativ darüber denken, ich hätte das auch nicht gedacht...

Viel Kraft Ute
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