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Alt 20.07.2008, 18:28
teich1 teich1 ist offline
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Standard AW: Glioblastom IV - Inoperabel

Liebe Renate, liebe Daggi,

auch ich möchte mir bedanken, für den Zuspruch und die lieben Worte. Ich stehe zu meinen Gedanken -und wie gesagt, hätte es auch gekonnt-, so wie mein tierlieber Papa einmal -als unser Hund Welpen hatte und eines halb zerquetscht war - mit Tränen in den Augen in den Keller gegangen ist und dem kleinen Welpen von seinem Leiden erlöst hat.

Soetwas kann man natürlich nur, wenn nichts mehr auf Hoffnung schließen läßt und ich hätte es nur die letzten drei Tage gekonnt, als mein Papa so gewehrt und gestöhnt hat. Vorher nicht. Vorher habe ich mich so sehr gefreut, wenn er noch irgendwie es geschafft hat, seinen Arm zu heben und mir zu winken. Zu diesem Zeitpunkt hätte er immer so weiterleben dürfen, damit wir ihn bei uns haben, auch wenn das Leben für meine Mama natürlich schwer gewesen wäre...

Man kann ja auch nicht sagen, meine Gedanken sind richtig oder falsch, das muss jeder mit sich selber ausmachen.

Mein Bruder hatte einen Freund, der hat sich mit 40ig aufgehängt, weil er an MS litt und schon nicht mehr laufen konnte. Die Ärzte sagten ihm, dass es ab jetzt nur noch bergab ginge, ihm war nicht mehr zu helfen. Dieser Freund hat seine Schwester mit der gleichen Krankheit mit 38 Jahren ans Bett gefesselt gesehen und hat immer gesagt: "Das mache ich nicht mit". Wie gesagt, er hat sich aufgehängt, und eine Frau und 4 Kinder zurückgelassen, auch um ihnen diese Last zu ersparen.

Was für ein schwerer Schritt und ich bewundere seinen Mut und habe vollstes Verständnis für seine Entscheidung.
Wie gesagt, wenn man soetwas miterlebt hat, ist man für sich selber in der Lage zu urteilen, was man will.... Glaube ich, vielleicht sieht es ja anders aus, wenn man wirklich -so wie Papa - im Bett liegt. Vielleicht ist einfach das Erwachen am Morgen das schönste, was es dann noch für einen gibt....

Es gibt so viele Fragen und keine Antworten....

Ich habe die Geschichte meines Papas aufgeschrieben, es sind 80 Seiten geworden und werde diese überarbeiten. Für mich, für Mama und vielleicht auch für andere Menschen. Wenn ich es lese, merke ich erstmal, wie viele Sachen und schlimme Stunden ich schon "vergessen" oder "verdrängt" habe und beim Lesen ist alles wieder so deutlich vor Augen, dass die Tränen nur so laufen. Ich versuche, nicht so oft zu weinen, weil ich denke, es ist für meinen Mann auch schwer, damit umzugehen, aber manchmal geht es halt nicht anders.

Er selber hat fürchterlich geweint, als er die Verschlechterung des Zustandes meines Papas gesehen hat und an seinem Todestag ist er regelrecht geflüchtet, weil er es nicht ertragen konnte...

Liebe Renate, Daggi und ich können nur noch an Erinnerungen zerren und Geschichten auferleben lassen, Du kannst noch alles noch in diesen guten Momenten erleben und Realität werden lassen und das kann Dir keiner nehmen. Wir haben es nicht wahr haben wollen, wenn die Ärzte zu uns gesagt haben: "Geniessen Sie die verbleibene Zeit." Auch, weil man es nicht glauben kann.

Du und Dein Mann können es noch. Und wenn ihr etwas vorhabt, dann wartet nicht zu lange, denn das Leben lehrt uns, geniesse den Tag.

Ich wünsche Euch, dass es solange wie möglich ein Genuss bleibt.

Alles Liebe

Petra
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