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Alt 21.11.2014, 09:08
Lisa321 Lisa321 ist offline
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Registriert seit: 20.11.2014
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Standard AW: Meine geliebte Mama

Hallo Anni, hallo Wind, hallo Dirk und all ihr stillen Mitleser,

danke für die Anteilnahme. Es hilft ungemein, zu wissen, dass man nicht allein ist. Nicht nur hier im Forum, auch im "echten Leben".

Nach meinem Beitrag gestern hier, habe ich mich mit unserem Pfarrer in Verbindung gesetzt. Wir kommen aus einem kleinen Dorf, hier kennt jeder jeden. Es tat gut zu reden, meine Ängste und Sorgen jemanden neutrales zu erzählen, eine andere Sichtweise auf die Dinge zu kriegen. Natürlich war auch der Pfarrer geschockt, hatte meine Mama doch noch vor 3 Wochen einen Arbeitsvertrag bei ihm abgeschlossen, als "Sekräterin" quasi. Welch Ironie, oder?

Er erzählte mir, dass seine Frau vorgehabt habe, meine Mama im Krankenhaus zu besuchen. Auch mit ihr habe ich gespochen und sie bot mir an, mit meiner Mama zu reden, mit zu gehen ins Krankenhaus. Ich stimmte zu.

Nach dem Gespräch ging ich zum Schulleiter meiner Schwester und habe mit ihm und einer Schulsozialpädagogin geredet, wie es mit meiner Schwester weiterlaufen wird. Mir wurde - wie vom Pfarrer auch - ans Herz gelegt, es meiner Schwester zu erzählen.

(Ich möchte das auch tun, nur Papa kann es (noch) nicht. Er meint, so lange meine Mama noch einen Funken Hoffnung hat, sollte es meine Schwester nicht erfahren. Ich habe ihm deshalb nahe gelegt, auch mit dem Pfarrer/sonst irgendwem zu reden, weil eine neutrale Stimme sehr viel hilft und meiner Schwester die Ungewissheit auch nur Kummer macht. Dazu kommt, auch um deine Frage zu beantworten, Wind, dass meine Schwester zwar von der Zahl her 15 Jahre alt ist, vom Kopf aber noch nicht, eher so 10-11, und wir alle nicht wissen wie sie darauf reagieren wird..)

Von der Schule meiner Schwester kann diese auf jedenfall Rückhalt erwarten, sie soll nur in die Schule kommen um "abgelenkt" zu werden, Mathehausaufgaben müssen nicht sein.
Auch habe ich vereinbart, das künftig alles was die Schule betrifft, über mich laufen wird. Um meinen Papa zu entlasten. Und damit ich das Gefühl hab, "etwas" tun zu können.

Nach den Gesprächen ging es mir sehr viel besser.

Danach fuhr ich zu meiner Mama ins Krankenhaus, auch die Pfarrerin war dabei. Zuerst bin ich allein ins Zimmer. Meine Mama sah gut aus, trug eine Halskrause. Ich fragte sie, wie es ihr geht und sie sagte "Gut". Darauf meinte ich, dass ich am Papa merke, dass eben nicht alles gut ist. Sie räumte ein, dass sie am Hals operiert werden muss, das der Halswirbel angeknackst sei und das ihre Blutwerte schlecht seien. Als ich sie auf die Metastasen ansprach, meinte sie, dass das noch gar nicht sicher ist und hat es quasi abgeblockt, bestritten.
Ich bin raus zur Pfarrerin und habe kurz mit ihr geredet, dass meine Mama mir gegenüber nicht offen ist. Wir sind zu zweit rein und auch da hat sie es bestritten, hat gesagt das es ihr gut geht usw.
Die Pfarrerin hat versucht ihr ins Gewissen zu reden, dass es manchmal befreiend ist, darüber zu reden, dass sie nicht allein ist und das sie es nicht allein aussitzen muss.

Ich bin raus gegangen, ich war sauer und verletzt, dass sie nicht ehrlich ist und habe geweint. Eine Schwester kam auf mich zu und hat mit mir geredet.

Kurz darauf bin ich nochmal rein, wir haben mit der Pfarrerin gebetet, diese musste dann gehen. Danach hat sich meine Mama übergeben müssen. Ich bin irgendwann auch wieder gegangen. Auf dem Heimweg rief mich mein Papa an und fragte ob ich ihm später vom Arzt ein Beruhigungsmittel mitbringen kann. Er war sehr fertig. Ich bin kurz zu ihm auf die Arbeit gefahren und habe ihn ein bisschen getröstet.

Am Nachmittag bin ich zu unserem Hausarzt gefahren, er war "leider" nicht überrascht, dass es so um meine Mama steht, scheinbar wusste sie es schon lange - hat unter anderem mit ihm über den Befund geredet - , dass es nicht mehr lange so weiter gehen wird. Mein Arzt meinte, dass er "damals" zu ihr gesagt hat, dass es fraglich ist, ob sie dieses Weihnachten noch bei uns ist und das es sich ja auch scheinbar bewahrheiten würde. Er sagte, dass leider alles dafür spräche, die Metastasen, die Nieren etc. Es war sehr schwer zu tun, aber es tut auch "gut" zu wissen, wie lange noch. Auch sagte er, dass wir es meiner Schwester erzählen müssen. Das er es nicht gut findet, dass meine Mama nichts gesagt hat. Ich muss vielleicht dazu sagen, dass unser Arzt auch unser ehemaliger Nachbar ist, dass ich schon früher auf die Kinder von ihm aufgepasst habe. Er hat mir im Anschluss noch geholfen, die Patientenverfügung meiner Mama auszufüllen. Für meinen Papa habe ich ein Beruhigungsmittel verschrieben bekommen.

Danach habe ich mit meiner Schwester geredet, über die Schule und ich habe sie überredet, dass sie in die Schule geht, aber keine Matheaufgaben machen muss.

Wir sind danach nochmal alle zusammen zu meiner Mama ins Krankenhaus gefahren, zuerst hat mein Papa allein mit ihr geredet, dann sind meine Schwester und ich dazu gekommen. Ich muss dazu sagen, dass meine Schwester ein bisschen "allergisch" auf Krankenhäuser reagiert, sie mag den Geruch nicht, ihr wird schlecht etc. Sie war sehr geknickt, ich bin dann kurz mit ihr vor die Tür, dort hat sie geweint. Sie sagte, dass sie ihren Geburtstag ausfallen lassen wird, dass sie ihn nachfeiert, wenn Mama wieder zu Hause ist. Es ist so schwierig..

Wir sind nach Hause gefahren und haben zu Abend gegessen, ich bin mit meinem Freund in meine Wohnung gefahren, habe mir dort ein paar Klamotten mitgenommen, ein paar DVDs für meine Schwester und bin wieder nach Hause gefahren.

Und damit war der Tag vorbei, heute habe ich meine Schwester in die Schule gefahren, habe ihr gesagt, dass ich mit ihrer Lehrerin reden werde.

Ich wünsche euch einen schönen Tag!
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