Thema: Endstadium
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Alt 25.03.2003, 11:24
Gast
 
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Standard Endstadium

Obwohl mein Vater bereits vor über zwei Jahren gestorben ist, verschlägt es mich hin und wieder in dieses Forum. Aus meiner Erfahrung möchte ich allen Angehörigen den Rat geben, sich soviel Zeit wie nur möglich für den Kranken zu nehmen. Im nachhinein erscheint alles andere, auch die Arbeit, so unwichtig. Redet mit euren Vätern/Müttern solange ihr noch die Gelegenheit dazu habt, es kann alles so schnell gehen. Mein Vater hatte Darmkrebs, der bei der Diagnose schon sehr weit fortgeschritten war (Hirnmetastasen). Trotzdem hat man nach der OP mit einer Chemotherapie begonnen und ihm eine Überlebenszeit von 12-18 Monaten prognostiziert. Dies erschien uns damals unglaublich kurz und wir haben uns viele Gedanken gemacht, wie es ihm und uns in dieser Zeit gehen würde. Dann kam alles ganz anders: nach der 2. Chemo hatte er ganz plötzlich Herzprobleme und ist noch in derselben Nacht im Krankenhaus - vermutlich an einem Herzinfarkt - gestorben; alleine und ohne dass wir eine Chance hatten, uns zu verabschieden. Es blieb uns nur der Trost, dass ihm vermutlich viele Qualen erspart geblieben sind, die ihn in den nächsten Wochen und Monaten erwartet hätten. Trotzdem läßt es mir seither keine Ruhe, dass so vieles ungesagt blieb und in all der Hektik nach der Diagnose (es waren nur drei Monate bis zu seinem Tod) unterging. Deshalb wirklich der Rat, sich hauptsächlich Zeit für Besuche und Gespräche zu nehmen und alles andere zurückzustellen. Ich bin sicher, dass man den Tod eines lieben Menschen besser verkraftet, wenn vorher noch Gelegenheit war, wichtige Dinge zu klären und zu sagen. Selbst habe ich es leider nicht mehr geschafft, weil ich dachte, es bliebe noch genügend Zeit.
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