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Alt 02.02.2009, 17:35
Bremensie Bremensie ist offline
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Standard AW: Zuhause verstorben

Hallo,
Potere du musst kein schlechtes Gewissen gegénüber deiner Mutter haben. Ich bin der festen Übezeugung dass deine Mutter weiß wie sehr du sie lieb hast und dass du nicht anders handeln konntest.
Mein Lebensgefährte(64) ist im Beisein seiner jüngsten Tochter und mir, am 17.02.08, wie ich denke, friedlich im Krankenhaus verstorben.Er hat nie geeäußert wo er sterben wollte. Ein halbes Jahr vor seinem Tod bekam er die Diagnose Lungenkrebs. Diese Diagnos hat weder ihn noch mich sehr verwundert. Als ich ihn vor sechs Jahren kennen gelernt habe war er schon starker Raucher. Er sagte mir dann auch dass er seit seinem 15. Lebensjahr rauchen würde. Mein Lebensgefährte war ein Mensch der alles mit sich selber ausgemacht hat. Wie schlimm es wirklich um in stand hat er nie gesagt, aber ich hatte es irgendwie geeahnt. Da er unter anderem auch noch an Morbus Bechterew litt hat er Tumorschmerzen und Auch Schmerzen von der Chemo in unserem Beisein immer gut auf die Bechterewkrankheit schieben können. Er wollte auch als sein Zustand immer schlechter wurde keinen Pflegedienst um sich haben. Er wollte ja auch nicht dass ich mich intensiv um seine Pflege kümmere. Ich wusste immer nicht wenn ich Mittags von der Arbeit nach Hause kam ob mein Lebensgefährte überhaupt noch lebt. Auch wenn ich morgens aufgestanden bin wusste ich dies nicht. Da wir einen sehr unterschiedlichen Schlafrytmus hatten, hatten wir von Anfang an getrennte Schlafzimmer. Bevor ich dann zur Arbeit ging habe ich immer schnell in sein Zimmer geschaut ob er noch atmet. Um überhaupt gut Luft zu bekommen hatte er schon länger ein Sauerstoffgerät.
Sein Leben spielte sich dann zwischen Krankenhausauffenthalten und zu Hause ab. Ich habe natürlich gemerkt dass er immer dünner wurde. Aber auch dass versuchte er mir zu verheimlichen.Ich denke auch er wusste als er das letzte Mal ins Krankenhaus ging dass er nicht mehr wiederkommen würde. Ich habe ihn wie bei jedem Krankenhausauffenthalt jeden Tag besucht. An seinem Todestag war ich dann zur Mittagszeit bei ihm im Krankenhaus. Trotz Sauerstoffzufuhr stand er immer wieder auf um am offenen Fenster Luft zu schnappen. Er erzählte mir dann noch das es gewogen worden wäre und er immer noch 67 Kilo wiegen würde und der Pfleger ihn geduscht hätte. Bevor ich ging sagte mir dann auch noch was ich ihm am nächsten Tag mitbringen sollte. Unmittelbar nach dem Krankenhausbesuch fuhr ich noch was einkaufen und dann nach Hause. Ich saß kaum da ging das Telefon und der KH-Arzt informierte mich darüber dass mein Lebensgefährte im Sterben läge. Ich habe dann unverzüglich seine jüngste Tochter in Soltau angerufen und sie darüber informiert. Mir war der Schock und Schreck nach dem Anruf des Krankenhausarztes so in die Glieder gefahren dass ich nicht die Kraft hatte sofort wieder ins Krankenhaus zu meinem sterbenden Lebensgefährten zu fahren. Ich hatte zuvor auch noch nie einen Sterbenden begleitet. Als seine Tochter dann kam sind wir zusammen in die Klinik gefahren. Man hatte meinen Lebensgefährten nicht in irgendein Sterbezimmer abgeschoben sondern er lag immer noch in dem Zweibettzimmer und man hatte den anderen Patienten in ein anders Zimmer verlegt. Als wir in sein Zimmer kamen schlief er. Über eine Infusionspumpe bekam er Morphium und andere Medikamente zugeführt. Wir haben uns dann rechts und links an sein Bett gesetzt und jeder eine Hand von ihm genommen. Wir haben dann auch mit ihm gesprochen. Auch wenn er nicht antworten konnte denke ich hatt er uns doch gehört. Die Nachtschwester die zwischendurch reinkam um seine leeren infusionen zu wechseln sagte uns dass wir uns melden sollten wenn wir irgendwas essen trinken oder sonst einen Wunsch hätten. Nach Möglichkeit würde sie ihn uns erfüllen. uch wenn wir Kerzen aufstellen wollten. Sie hat dann auch noch ein Bett ins Zimmer geschoben wenn sich eine von uns mal etwas ausruhen möchte. Sie hatte auch immer Zeit für ein kurzes Gespräch wenn sie die Infusionen gewechselt hat. Ich habe dann mit der jüngsten Tochter meines Lebensgefährten noch 7 Stunden an seinem Bett gesessen bis er endgültig eingeschlafen war. Auch danach hatten wir noch alle Zeit der Welt um endgültig von ihm Abschied zu nehmen.
Was ich mit meinem Bericht unter anderem sagen möchte ist dass es manchmal auch im KH möglich ist um von einem Sterbenden würdevoll Abschied zu nehmen. Für mich war es auch insoweit eine Hilfe dass im Notfall immer eine Schwester greifbar war zumal ich ja noch nie einen Sterbenden begleitet habe.
Nachzutragen wäre noch dass sich dann bei einer Obduktion meines Lebensgefährten herrausgestellt hat das sein Lungenkrebs durch eine Asbestose hervorgerufen wurde. Die Obduktion hat die Berufsgenossenschaft in Auftrag gegeben nachdem sie schon zu Lebzeiten meines Lebensgefährten auf Antrag der Krankenkasse eingeschaltet worden ist.
Erika

Geändert von Bremensie (02.02.2009 um 21:49 Uhr) Grund: Nachtrag
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