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Alt 14.08.2010, 13:19
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HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Wenn ich Dir dazu noch was sagen darf:
Zitat:
Ich fühle mich aber so schlecht, das Sie alleine war als sie ging.Hätte gern Ihre Hand gehalten und ihr damit gezeigt du bist nicht alleine.Wir sind da.
So, wie Du Dich diesbezüglich fühlst, fühlen sich ganz viele Angehörige ...
Es ist aber so, dass erfahrungsgemäß fast ALLE Menschen erst dann sterben, wenn sie allein im Raum sind - bei Heike war es entgegen aller Erfahrungen anders und eher eine Ausnahme.

Wenn ein Mensch im Sterben liegt gibt es immer Angehörige oder manchmal ganze Verwandtschaften, die am liebsten diesen Menschen begleiten möchten
(was einerseits auch verständlich ist). Ich habe es sogar erlebt, dass beinahe 10 Personen kamen, als wir des Nachts den Sohn anriefen und Bescheid gaben, dass der Patient sich "wohl auf den Weg macht".
Auch wenn es barsch klingt: aber auf einer "Bühne" stirbt es sich schlecht ... Stelle Dir das für Dich selbst mal vor - Du würdest dort in Deinem Bett liegen und rundherum sitzen 3-6 Leute, die Dich angucken und ganz doll drauf achten ob Du jetzt doch nochmal atmest oder nicht ???
Ist das nicht eine schreckliche Vorstellung in einem solch sehr intimen Moment?

... manchmal muss man Menschen vor ihrer eigenen Fürsorglichkeit schützen, wenn man merkt, sie tut dem anderen nicht gut.

Was ich Dir sagen möchte:
Auch wenn Du Deine Mama aus Deiner Sicht nicht allein lassen wolltest und in dem sehr schweren Moment bei ihr sein: Wahrscheinlich aber wäre es Deiner Mama viel schwerer gefallen "loszulassen", wenn Du - ihr Kind - ihre Hand gehalten hättest ... denn welche Mutter möchte ihre Kinder allein lassen?

Ganz ganz oft habe ich erlebt, dass Mann/Frau/erwachsenes Kind ununterbrochen für 20 Stunden am Bett des Sterbenden waren, um ja in dem Moment auch für den Sterbenden da zu sein ....
Fast genau so oft habe ich erlebt, dass der Mensch dann "los ließ", wenn der Besucher kurz zur Toilette ging oder sich tatsächlich mal einen Kaffee holte ...
-> ein "Schlupfloch", dass der Sterbende nutze um gehen zu können.

Mach Dir bitte also keine Vorwürfe oder Schuldgefühle - Du hast sie nicht allein gelassen, denn in Gedanken und im Herzen warst Du bei ihr und hast ihr durch Deine Abwesenheit die Chance gegeben leichter loslassen zu können.

Einen Satz noch, denn auch das ist wichtig zu sagen:
Sterbende haben ganz oft gar nicht mehr die Angst, die wir als Angehörige in sie hineininterpretieren. Viele Menschen haben die Sterbephasen und somit die Auseinandersetzung mit ihrem eigenen Tod durchlebt und blicken dem eigenen Tod, wenn es wirklich soweit kommt, oft entspannter entgegen als wir es denken.

Alles Liebe und viel Kraft!
Angie
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


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