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Alt 12.05.2017, 02:04
lotol lotol ist offline
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Standard AW: Vater Lymphdrüsenkrebs

Liebe Diana77,

vielleicht erst mal zum Einfacheren aus meiner Sicht.

1) Zum Gewicht kenne ich seit jeher die Regel:
Was jemand an Körpergröße über 1 m in cm hat, "darf" er auch in kg wiegen.
Sozusagen als Obergrenze des "Unbedenklichen".

Besser wäre es aber, wenn er durchschnittlich ca. 1/10 der kg weniger wiegt, was m.W. als "Idealgewicht" bezeichnet wird.

Nun ist es aber so, daß es Menschen gibt, bei denen so gut wie nichts von dem, das sie essen, "hängenbleibt".
Während es auch andere gibt, die bei fast allem zunehmen, das sie essen.
Erstere werden gemeinhin "beneidet", während Letztere zweifellos bedauernswert sind.

Dein Vater ist 1,65 m groß.
Idealgewicht: 65 kg - 6,5 kg = 58,5 kg.
Tatsächlich wiegt er ca. 55 kg mit der Tendenz gleichbleibend bzw. unverändert.
Was sehr gut ist, weil nichts schlimmer sein dürfte als wenn jemand während einer Krebsentwicklung bzw. Therapie weiterhin permanent abnimmt.
Nebenbei aus meiner individuellen Erfahrung:
Etwas mehr als Idealgewicht - 10 kg sind an sich auch kein Thema, wenn man dabei immer noch fit ist.

Diesbzgl. brauchst Du Dir m.E. kaum Sorgen zu machen, zumal Deinem Vater sein täglicher kcal-Bedarf zugeführt wird.
Wenn auch anders als durch "normales" Essen, aber immerhin zuverlässig.

2) "Sturköpfe" gehen recht hohe Risiken ein.
Das kann ich Dir aus meiner heutigen Sicht versichern.
Weil ich nämlich auch nie geneigt war, wegen "jedem Dreck" zu einem Arzt zu gehen.
Im Vertrauen darauf, daß das jeweils "schon wieder wird".
Was ja auch meistens der Fall war.
Bis mich ein Lymphdrüsenkrebs "erwischte".
Wobei die Fehleinschätzung meiner Situation wohl früher oder später zu Ähnlichem geführt hätte wie (vermutlich) bei Deinem Vater:
Ausuferung/Übergriff des Krebses.

Erfahrungsgemäß sind Sturköpfe trotz bisweilen (von ihrer Umwelt) als unangenehm empfundenem Starrsinn i.d.R. unglaublich zäh.
Starrsinn und sich nicht beugen zu wollen, sind so gesehen nahezu identisch.

Wie das bei Deinem Vater ist, kannst wohl Du am besten einordnen.
Denke aus meiner Sicht 1) und 2) kannst Du bzgl. Sorgen "abhaken".


Zum Schwierigeren:

I) Waren die Atembeschwerden Deines Vaters eine Folge der OP oder auch vorher schon vorhanden?
Ist Dein Vater Raucher?

Mir ist unklar, warum diesbzgl. von den Ärzten nichts unternommen wird.
Was sagen die denn dazu?

II) Du beschriebst die Unklarheit der unbekannten Wechselwirkungen der festgestellten Krebsbildungen.
Genauer gesagt:
- Möglichkeit a)
Ein Krebs bildete sich evtl. im Wirbelsäulen-Bereich und befiel anschließend auch das "Filtersystem" der LK.

- Möglichkeit b)
Ein Krebs bildete sich evtl. in den LK und befiel anschließend auch den Wirbelsäulen-Bereich.

Beide Möglichkeiten sind nicht gerade das "Gelbe vom Ei".
Weil jeder ausgeuferte Krebs ungleich schwerer behandelbar ist als einer, dessen "Aktivitäts-Bereich" eingegrenzt werden kann.
Bzw. "überblickbar" ist.

Zitat:
Gestern war die Besprechung zur Chemotherapie da wurde ihm auch Blut abgenommen. Der Arzt dort war wirklich nett hat alles erklärt. Wir waren am Dienstag bei ihnen uns mein Vater klang sehr verzweifelt wie abgeschoben da sich niemand kümmert.Ich hoffe es geht jetzt voran.
"Zieh" doch bitte Deinem Vater den "Zahn", daß sich niemand um ihn kümmern würde!!
Das ist doch blanker Unsinn, und natürlich geht es voran.
Was denn sonst?

Was genau hat der Arzt erklärt?
Hat das Dein Vater nicht mitbekommen oder wie oder was?


Angesichts der Unklarheiten kann ich Dir aus meiner Sicht nur sagen:
- das menschliche Immunsystem ist affenstark
- bricht es wg. eines Krebses komplett zusammen, kann es durch eine Therapie (AK + Chemo) wieder "instandgesetzt" werden.
So, daß es wieder "bestimmungsgemäß" (wie von der menschlichen Evolution konzipiert) funktioniert.

M.E. ist das eine unglaubliche Leistung der Medizin-Technik, daß es überhaupt möglich ist, eine "Reparatur" eines menschlichen Immunsystemes bewerkstelligen zu können.

Anders als in der Technik, die mir geläufig ist, gibt es allerdings dafür auch keine Garantien, daß eine "Instandsetzung" auch wieder tadellos funktioniert.
Wie sollten auch jemals angesichts der Unwägbarkeiten individueller Immunsysteme "Erfolgs-Garantien" gegeben werden können?
Auf Unkalkulierbares Garantien geben??

Das eigentlich Tückische bei Krebs-Behandlungen ist, daß sich "potentielle" Krebs-Zellen so "maskieren" können, daß alle Bemühungen, sie plattzumachen, an ihnen vorbeigehen.
Völlig wirkungslos.
Sie wandern in unserem Körper "schlummernd" sonstwohin.
Unbemerkt von allen Abwehr-Maßnahmen einer Therapie oder unserem eigenen (wieder instandgesetzten) Immunsystem.
Und sie können sich jederzeit wieder "krebsig" entfalten.

Darüber kann man sich Sorgen machen, wenn man das will.
Obwohl das m.E. müßig ist, weil ich darin keinen qualitativen Unterschied zwischen einem (ehemals) von einem Krebs Befallenen und einem noch nicht von ihm Befallenen sehe.
Zunächst geht es aber jedenfalls (akut) darum, einen (aktuellen) Krebs plattzumachen.
Jede Menge Glück gehört allemal dazu.

Und genau das wünsche Deinem Vater/Dir/Euch.


Liebe Grüße
lotol
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Krieger haben Narben.
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1. Therapie (2016): 6 Zyklen R-CHOP (Standard) => CR
Nach ca. 3 Jahren Rezidiv

2. Therapie (2019/2020): 6 Zyklen Obinutuzumab + Bendamustin => CR
Nach ca. 1 Jahr Rezidiv, räumlich begrenzt in der rechten Achsel

3. Therapie (2021): Bestrahlung