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Alt 28.06.2011, 20:50
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Erst Lunge, dann Knochen, nun Hirn: Ist der Weg zu Ende?

Liebe Christiane,
es freut mich sehr, dass es Deiner Mutter unverändert geht!

Mit der Betreuerin habt ihr ja wirklich eine sehr gute Lösung gefunden!
Ihr macht das so toll, macht die Tage möglichst positiv - ich glaube, das ist das beste, was ihr tun könnt.

Ich habe mir sehr viel den Kopf darüber zerbrochen, ob ich mit meiner Mutter mehr über den Tod hätte reden sollen, ihr noch deutlicher zeigen sollen, dass sie sich vor mir nicht zusammen zu nehmen braucht. Und ich hätte gerne gewusst, was meine Mutter "wirklich" gedacht hat.
Inzwischen denke ich, darüber braucht man sich gar nicht so viele Gedanken zu machen... so viel Liebe und Einfühlsamkeit, wie Du Deiner Mutter entgegen bringst, wirst Du das schon alles gut machen! Natürlich wollen unsere Mütter uns auch schützen und schonen - das haben sie immer getan und das können sie auch nicht abschalten, es ist auch gut und wichtig für sie, das zu tun, schafft ein bißchen Normalität. Wenn die Not groß genug ist, werden sie das ausdrücken, wenn die Zeit da ist, werden sie sprechen, weil sie ja schon wissen, dass wir für sie da sind.

Die Gedanken und Gefühle schwanken in einer solchen Extremsituation auch so stark, manchmal war meiner Mutter ganz klar, dass sie bald sterben muss, kurze Zeit danach hat sie noch Pläne gemacht. Zuerst wollte sie ins Hospiz, wenn das Ende naht, dann kam eine Zeit, wo sie das vollkommen abgelehnt hat, dann zum Schluss wollte sie es doch wieder und hat sich dort auch (soweit eben möglich) gut aufgehoben gefühlt - das ist schwierig, aber ich glaube es ist wichtig, das zu zu lassen.
Für unsere lieben Kranken ist die Hoffnung noch wichtiger als für uns...

Was sich meine Mutter von mir in der schlimmsten Zeit gewünscht hat, war Ablenkung - an dem Tag, an dem wir sie ins Hospiz gebracht haben, sollte ich ihr erzählen, was bei mir im Beruf anliegt. Ich habe das erst nicht so ganz verstanden - das war doch völlig unerheblich, ich wollte doch lieber über ihre Gefühle reden. Ich habe es aber getan und inzwischen ist mir klar, was sie wollte - Normalität und Gewohntes, Ablenkung von ihrem Horror...

Ich denke, es ist gut und wichtig, wenn wir offen sind, auch sagen, was wir uns wünschen - aber ich denke es ist am wichtigsten, zu akzeptieren, was unsere lieben Kranken sagen und wollen, uns ihrem Rhythmus anzupassen - so wie Du es ja auch so toll machst!

Ich wünsche Euch sehr, dass ihr noch ganz lange Zeit kleine Spaziergänge machen könnt, zusammen essen und in der Sonne sitzen!
Alles Liebe,
Anja
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