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Alt 09.02.2011, 13:36
SelmaM SelmaM ist offline
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Standard AW: Schwerbehindertenausweis bei Mammakarzinom.

Hallöchen allerseits,

ich finde, Ihr macht Euch zu viele Gedanken und noch mehr Stress bei einer doch an sich eindeutigen Sachlage.


Was viele nicht bedenken oder manche gar nicht zu wissen scheinen, ist das Trauma, dass seit ca. 2 Jahren die ehemaligen und vergleichsweise gut besetzten Versorgungsämter in die Landratsämter integriert wurden.
Dort haben nun "Sachbearbeiter" das Sagen, die sprichwörtlich genommen Null Ahnung von der Materie hatten oder noch haben, trotz aller später noch erfolgter (Um-) Schulungsmassnahmen.

Bedeutsam:
es sind die gleichen Mitarbeiter, die auch Grundsicherungsanträge und andere Sozialleistungen prüfen und bescheiden.
Und hier liegt der Tenor klar auf: Drosseln und Absagen bzw. "abschlägig bescheiden", ähnlich wie bei ARGE's & Co. Dafür kriegen die Bediensteten dann "Zielprämien" und andere "Würdigungen".

Remember:
Staatskassen sind zwar nicht leer, aber klamm..! Ich weiss wirklich, wovon ich spreche :-)

Will heissen:
entsprechend rüde ist der Ton dort. Man wird wie ein Bittsteller betrachtet und ebenso behandelt. Dass wir schwer- bzw. schwerstkranke Patienten sind, scheint dort ignoriert oder bagatellisiert zu werden.
Man entscheidet für gewöhnlich "nach Aktenlage" und nach internen GdB-Listen. Dabei ist entscheidend, wie aussagefähig die Arztberichte sind und was der (zumeist von Krankenassen sowieso eingeschüchterte und eher defensiv und zurückhaltend gestimmte..) liebe Hausarzt noch alles in diese Fragelisten hineinschreibt ... bzw. halt nicht hineinschreibt.
In Zweifelsfällen werden "vereidigte Gutachter von Landratsamtsvertrauen" hinzugezogen. Das sind u. U. die gleichen Leute (Schreibtischtäter?), die über eine Frühberentung entscheiden.
Alle diese Leute bezahlt der Staat, also das Gemeinwesen und dementsprechend ist auch deren Ausrichtung: so viel wie möglich "nach unten" korrigieren und bescheiden.
Traurig, aber wahr!

Warum ich das alles sage:
es ist sinn- und zwecklos, sich also mit diesen Damen eines solchen Amtes etwa brieflich oder gar telefonisch auseinanderzusetzen. Eine persönliche Vorsprache wäre da wohl noch viel sinnloser. War es bei den einstigen Versorgungsämtern wenigstens noch medizinisches Fachpersonal, wo es auch Ärzte gab, so sind es heute biedere Verwaltungsleute.
Daraus liesse sich schon die potentielle Qualität jedes Diskussionsversuchs ableiten.

Man muss sich mit diesen (neuen) Gegebenheiten vertraut machen, abfinden und irgendwie, so gut es geht, arrangieren; immer die eigenen Belange und die eigene Befindlichkeit im Visier.

Die Kommunikation verläuft nur korrekt im Rahmen der offiziellen Anträge. Dann käme das Widerspruchsverfahren und zu guter letzt enteder eine Klage vor Sozialgerichten (nach meiner Meinung ein nahezu aussichtsloses und zudem vielzu zeitintensives Unterfangen) oder eine ganz profaner NEUANTRAG wegen Verschlechterung.
Kommt man damit nicht selber klar oder man erreicht nicht das gewünschte/erhoffte Ergebnis, sollte man sich professionelle Hilfe holen.
Die gibt es bei Vereinen wie dem VdK beispielsweise.
Obwohl meine Erfahrungen damit auch zwiespältig waren, kann man doch davon ausgehen, dass in den allermeisten Büros hierzulande Leute sitzen, die sich damit allerbestens auskennen. Ausserdem hat man nach 1 oder 2 Jahren Mitgliedschaft (man könnte diese auch fiktiv nachzahlen..) bereits einen Anspruch auf einen Rechtsbeistand, sprich ANWALT. Und das sind dann eigens vom VdK bezahlte Spezis, die quasi hauptsächlich nur Renten- und Behinderungsbescheide anfechten.
Es gibt auch den den Patientenverband, den Sozialverband und viele andere, aber der VdK ist der wohl grösste und der mit den längsten, einschlägigen Erfahrungen.
Der Mitgliedsbeitrag von 50 oder 50 € im Jahr ist sicher für jeden erschwinglich.

Wie gesagt:
persönlich-leidvolle Erfahrungen mit dieser Materie wollte ich einmal weitergeben, damit vielleicht auch andere davon profitieren könnten. Es sollte mich sehr freuen.

Zusammenfassung:

- nehmt es nicht zu emotional, sonder mehr sachlich, und nehmt es Euch nicht zu sehr zu Herzen
- stellt einfach nur die entsprechenden Anträge, die man schon allerorts bei den Ämtern downloaden kann
- erscheint Euch ein Bescheid falsch oder suspekt, dann muss WIDERSPRUCH eingelegt werden
- wurde auch der Widerspruch negativ beschieden, sollte man a) Klage erwägen b) vielleicht einen/seinen RA konsultieren/mandatieren oder last but not least und nach meiner Meinung am sinnvollsten und effektivsten c) einfach einen Verschlimmerungsantrag stellen.

Gut finde ich:
den Austausch Betroffener auf Plattformen wie dieser oder ähnlicher.
Es geht nun mal nichts über eine persönlich gemachte Erfahrung, am eigenen Leib Erlebtes!
Daraus können andere Rat oder Hilfe beziehen.
Dabei erfährt man z.T. Erstaunliches bis Kurioses. Ich kann mich erinnern, dass es im Brustkrebs mal so einen Thread gab, wo jeder seine Diagnose (Formel) und den GdB-Bescheid niederschrieb ... das war wirklich interessant. Es gab bei ein und demselben Kranheitsbild tatsächlich völlig unterschiedliche Bescheide, man glaubt es kaum. Für mich ein Beweis dafür, dass hier mehr oberflächlich oder auch zuweilen willkürlich beschieden wird, sonst könnten solch krasse Unterschiede wohl kaum vorkommen.
Sehr von Vorteil ist stets ein eigenes Archiv mit allen Befunden, Krankenhausberichten, Histologien usw. und die vorherige Absprache mit dem Hausarzt über das, was man vorhat, damit man sich gleich artikuliert und nicht etwa Widersprüchliches von sich gibt.
Also nur nicht ärgern. Das sind diese streckenweise total gefrusteten Beamtenseelen wirklich nicht wert. Denken wir lieber an unsere Gesundheit bzw. Gesundung, das ist der bessere Weg.

Ich wünsche Euch allen einen wunderschönen Tag
und viel Erfolg bei allen Anträgen

Liebe Grüsse
Selma
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