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Alt 27.10.2014, 12:46
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Standard AW: Angst vor Eierstockkrebs

Liebe Anna,

ich möchte mich auch mal kurz zu Wort melden bei Dir.
Um Dich zu beruhigen. Zumindest zu versuchen.

Es tut mir so leid, dass du so Ärger mit der Brust-OP hast. Ich wünsche Dir sehr, dass Dein Körper es schafft, mit dieser Infektion fertig zu werden.
Unterstütz ihn dabei!!
Dein Bauchgefühl hat dir genau das Richtige gesagt: erst mal in Ruhe EINE Baustelle hinter dich bringen. Gerade bei Infektionen spielt die Psyche meiner ERfahrung nach eine sehr grosse Rolle. Deshalb ist es wichtig, dass Du jetzt nicht Angst-getrieben lebst. Du könntest die Ärzte im Klinikum fragen, ob Du nicht ein mildes Anti-Depr. bekommen könntest. Es ist wichtig, dass sich dein Hormonspiegel, der durch die grosse Belastung des Mamma-CA sicherlich noch sehr durcheinander ist, wieder einpendeln kann. Wir denken landläufig immer noch, wir sind ja selbst für unsere Stimmungen und Ängste verantwortlich und so. Aber häufig habe ich erfahren, dass es halt einfach Hormon- und sonstige Spiegel sind, die für unser seelisches Befinden zuständig sind.

das ist jetzt erst mal das wichtigste für dich.

Zu deinen Ängsten bzgl. EK:
vieles kann, nichts muss. Die Eindeutigkeit, nach der Du dich sehnst, kenne ich als Sehnsucht gut und muss dich doch enttäuschen: sie wird sich so schnell nicht einstellen.
Es könnte auch sein, dass die Eierstöcke hormonell bedingt sich verändern und nicht mehr "normal" verhalten: bekommst Du denn eine Hormonbehandlung? Nimmst du beispielsweise Tamoxifen oder ähnliches? Auch das könnte der Grund sein.

Ein weiterer Grund z.B. für Blähbauch könnte eine Nahrungsmittelunverträglichkeit sein? Ein Reizdarmsyndrom? Morbus crohn? oder auch: Endometriose (was du auf jeden Fall testen lassen solltest) Es gibt sooo viele Gründe. Wenn es dir besser geht, wirst du dich darum kümmern. Eines nach dem anderen.

Die Bestimmung des Tumormarkers ist wichtig. Das sehe ich genauso.
Aber auf keinen Fall jetzt. Er ist ein Entzündungsparameter - die Wahrscgheinlichkeit, dass er momentan verfälscht ist, liegt bei über 50%. Zumal du auch noch sehr viele Medikamenten nimmst.
Wenn du dich erholt hast, die Entzündung hinter dir liegt, kannst Du den TM Ca 125 und evtl. den HE bestimmen. Und falls er erhöht ist, nach 4-6 Wochen ein weiteres Mal. Dann ist er annähernd aussagekräftig.
Bedenke jedoch, dass es viele Frauen gibt, bei denen er ÜBERHAUPT nicht verlässlich ist.

Und dann muss ich leider den Worten der lieben Edeka noch eine wichtige Berichtigung hinzufügen (sorry).
Die Bildgebung bei EK ist eine sehr zweischneidige Sache. LEIDER ist es häufig so, dass selbst fortgeschrittene Stadien in der Bildgebung (Sono, MRT und CT) nicht zu sehen sind. Diese Bildgebungs-Problematik ist ja genau der Grund, warum der Großteil der Erkrankungen zu SPÄT entdeckt wird (gekoppelt mit der Tatsache, dass diese Krebsform in Frühstadien keine Schmerzen oder Auffälligkeiten macht). Das unterscheidet diesen Krebs entscheidend vom Brustkrebs. Zumal EK häufig keine soliden Tumoren sind, sondern diffus streuend.
Somit macht der Einsatz von Bildgebung bei der Früherkennung keinerlei Sinn - ganz anders als bei BK, wo die Bildgebung als flächendeckende Vorsorge zum Einsatz kommt (da nahezu ausschließlich solide Tumore).

Ich persönlich bin ein trauriges Beispiel: ich hatte die gesamte Palette der Diagnostik hinter mir, so dass mir die Ärztin in der Charite noch vor der Bauchspiegelung sagte: "Seien sie ganz ruhig, es ist NICHTS zu sehen. das ist sicher Endometriose." Und doch war es fortgeschrittener EK, der Ursprungstumor war der äußerst selten entartete Brenner-Tumor in einer Größe von nur 8 mm. !!!!!!!!!!

o.k. es gibt auch Fälle mit kindskopfgrossen Tumoren, aber das ist gar nicht so häufig wie man denkt. Das ist ja das perfide an dieser Tumorart, dass es so viele unterschiedliche Ausgangs-Tumor-Arten sein können, die sich symptomatisch, aber auch zellulär stark voneinander entscheiden.

medizinischer Exkurs zuende. Sorry. ich kanns nicht lassen.
Aber ich finde, man muss den Feind SEHR gut kennen und versuchen ihn zu durchschauen.

Denn was wir gut durchschauen, das fürchten wir nicht mehr so sehr.

Zurück zu dir, liebe Anna,

ich habs mal wieder lang gemacht.
Aber ich möchte Dich auch beruhigen. Das beruhigenste Argument, dass ich für dich habe, ist, dass EK bei jungen Frauen wirklich selten ist.
und wenn deine Beschwerden mal da und dann wieder nicht da sind, ist ein hormonelles Problem erst mal auszugrenzen. Parallel dazu kannst Du dich weiterhin engmaschig untersuchen lassen und auch Spezialisten aussuchen.

Wenn du magst, kanns t Du mir deinen Wohnort schreiben - vielleicht kann ich dir mit einer Adresse weiterhelfen. Ich bin ganz gut vernetzt.

ich wünsche Dir erst einmal gute Heilung, gutes Anschlagen der Antibiotika und schnelle Besserung. Ich wünsche Dir Ruhe, Gelassenheit und das Vertrauen in dich selbst, immer auf dein bauchgefühl zu hören.

Alles liebe
birgit
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