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Alt 25.08.2007, 17:01
Benutzerbild von Susanne28
Susanne28 Susanne28 ist offline
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Standard AW: Wenn die Psyche nicht mehr mitspielt....

Mein Vater hat jetzt einen Zyklus Gemzar (1. und 8. Tag) hinter sich und recht gut verkraftet und ist seit Donnerstag endlich in der neuen Klinik, die auch tatsächlich ihr Geld wert zu sein scheint, da sich sehr nett gekümmert wird. Er hat ein schönes Einzelzimmer, Massage und Krankengymnastik wurde auch schon gemacht und nächste Woche startet dann hoffentlich auch die psychologische Betreuung. Leider sieht er zur Zeit nicht wirklich gut aus- der "richtige" Krankenhausaufenthalt ist nicht so wirklich gut gelaufen: Mein Vater hat in Armen und Beinen recht viel Wasser eingelagert und so richtig geht es trotz Wassertabletten nicht vorwärts. Er hatte die letzten Tage ein blutdrucksenkendes Mittel bekommen und seitdem wurde es jeden Tag schlimmer. Das Mittel wurde jetzt aber abgesetzt und auch sonst einiges an seinen Medikamenten geändert, was auch dringend nötig war! Schon im vorletzten Krankenhaus wurden ihm statt der Tarvor 1.0 plötzlich 2.5 gereicht und das zweimal am Tag, so dass er teilweise tagsüber total sediert war, nachts aber trotzdem wach und Panikattacken hatte. In der Onkologie wollten sie es dann wieder runtersetzen, das ging dann aber nicht mehr, mein Vater ist jetzt süchtig nach dem Zeug. Ständig hatten wir genau das versucht zu verhindern, jetzt ist es soweit. Er hat nachts die halbe Station aufgemischt, einen Krankenwagen verlangt etc, so dass die Schwestern a) froh waren, dass er nicht laufen konnte und ihm b) einen Pfarrer zum Reden gerufen haben, da sie sich nicht mehr zu helfen wussten und ihm kein Arzt mehr Beruhigungsmittel mehr geben wollte, bei 5.0 war Schluss. Außerdem nimmt er ja noch 30mg Amineurin und Zoloft ein.... Er selbst erinnert sich auch gar nicht mehr richtig... oder will nicht... Sie haben dann mit diesem blutdrucksenkenden Mittel begonnen, da es als Nebenwirkung hat dass Beruhigungs- und Schmerzmittel besser wirken und haben ihm zudem die Tavor regelmäßig statt bei Bedarf gegeben, morgens, mittags und abends.... Mein Vater war dann den ganzen Tag wie im Tran, hat dauernd die Augen verdreht und ist im Satz eingeschlafen, hat nichts mehr richtig mitgekriegt aber das Personal hatte etwas ruhigere Nächte.... Meine Mutter und ich hingegen haben jedesmal beim Besuch einen Schock bekommen- vor allen Dingen wenn uns mal wieder keiner gesagt hat was sie mit meinem Vater gemacht haben und er konnte uns ja kaum was berichten, war gar nicht bei sich....
Jetzt ist er endlich in der Reha Klinik, Tarvor gibts wieder bei Bedarf, Amineurin und Blutdruckmittel wurden abgesetzt , zur Nacht gibt es eine Schlaftablette, nette Menschen die sich kümmern und mein Vater guckt wieder fernsehen, will seinen Laptop mitgebracht und einen Internetanschluss haben. Gut sind seine Nächte zwar immer noch nicht, wir hoffen alle auf die langersehnte psychoonkologische Therapie in Kombi mit ordentlichen Medikamenten.
Zusätzliches Problem ist im Moment noch die Atmung, er bekommt schlechter Luft, hat einen ganz aufgeblähten Bauch. Durch das viele Sitzen und Fentanyl ist seine Verdauung sehr schlecht, er bekommt viel Movicol was bei ihm sehr bläht. Mit so einem Bauch kann man nicht tief einatmen... Es wird jedoch alles unternommen um ihm Erleichterung zu verschaffen, leider wächst der Bauch trotzdem schnell wieder. Trotzdem sind wir froh, dass kein Wasser im Bauch oder in der Lunge sind. Der Tumor hat ihn nie am Atmen gehindert, hoffentlich ist er es auch jetzt nicht.. Heute haben meine Mutter und ich uns einen Tag "frei" genommen"- seine Schwester besucht ihn. Wir versuchen stark zu sein und ihm nichts übel zu nehmen, aber er ist in den letzten Tagen/Wochen recht fies zu uns, scheucht uns nur umher, besonders meine Mutter, die natürlich auch ganz besonders darunter leidet. So wirklich einfach ist das alles für uns ja auch nicht und neben allen Sorgen haben wir ja noch den ganzen organisatorischen Krams am Hals. Seine Krankheit können wir ihm nunmal nicht abnehmen... aber alles andere versuchen wir doch.
Zu allem Überfluss hat sich die kaputte Heizung im Bad (die im Erdgeschoss die Flurwand wässert) als komplett marodes Rohrsystem entpuppt (bei dessen Diagnose auch noch eine Wasserleitung angebohrt wurde), es muss alles raus- fürs Wochenende wurde uns wenigstens die Badewanne gelassen. Danach heißt es vermutlich 14 Tage nur mit Gäste WC leben. Jetzt heißt es mit der nächsten Versicherung diskutieren, gestern haben wir die Baumärkte der Region (nach Krankenbesuch) abgeklappert auf der Suche nach einer neuen Wanne, gerade war ich im Baustoffmarkt in der Hoffnung von unseren Fliesen Nachschub zu ergattern.. klärt sich Montag. Sowas braucht jetzt echt kein Mensch, aber wenigstens ist mein Vater gut versorgt. Und wie verschwindend gering ist das Problem eines kaputten Bads gegen den Rest... Ach wär doch nur das Bad kaputt....

Liebe Grüße Susanne
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