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Alt 26.03.2006, 12:17
chaosbarthi chaosbarthi ist offline
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Standard AW: Wer kann helfen?

Hallo Frank,

auch bei mir war die Anastomose (die Naht, die Hohlkörper - in diesem Fall den Darm - verbindet) undicht und auch ich habe ein Stoma (Anus praeter, Seitenausgang) bekommen. Das ist zunächst nicht ungewöhnlich. Es kann unter bestimmten Voraussetzungen passieren. Dass der ZVK nicht richtig saß und das offensichtlich zu spät bemerkt wurde, ist sehr ärgerlich. Ebenfalls ärgerlich ist die Entzündung im Darm, die ich mir - mittlerweile als Diplom-Patientin zu bezeichnen - nicht erklären kann. Wenn die Bauchhöhle gespült wird und evtl. noch Antibiosen angehängt werden, ist es wahrscheinlicher, dass tatsächlich entweder eine Peritonitis (Bauchfellentzündung) oder eine Sepsis vorliegt.

Beides sind gefürchtete, aber mögliche, Komplikationen, die nach einer Anastomoseinsuffizienz (Undichtigkeit der Verbindungsnaht) auftreten können und es auch oft tun. Mich hat man mit einer Peritonitis aus dem Krankenhaus entlassen, die mich fast das Leben gekostet hätte.

Am übelsten an deiner Schilderung finde ich, die Aussage deines Vaters, dass er kein Vertrauen mehr in die Klinik hat. Patienten entwickeln ein feines Gespür dafür, dass etwas schief läuft. Wenn dein Vater eine Verfügung ausgestellt hat, die so etwas besagt, hast du für dich die volle Möglichkeit in seinem Sinne zu agieren. Ansonsten kannst du es nur versuchen, musst aber damit rechnen, überall abgewiesen zu werden. Dann müsstest du warten, dass dein Vater wieder ansprechbar wird.

Versuche möglichst viele Unterlagen, insbesondere die OP-Berichte zu bekommen und das möglichst sofort. Das gibt dir auch die Möglichkeit, woanders eine zweite Meinung einzuholen. Wie gesagt, deinem Vater müssen die Unterlagen ausgehändigt werden, dir nur, wenn er es verfügt hat.

Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass Unterlagen im Zweifel auch auf merkwürdigen Wegen verschwinden können oder sich plötzlich verändert darstellen. Sei vorsichtig bei dem, was du tust. ich habe das Gefühl, dass die Aussage mit der Darm-Entzündung gelogen ist. Das würde wirklich nicht für die Klinik sprechen. Wenn du da auch ein schlechtes Gefühl hast, schaue, ob du im Umfeld eine gute Klinik findest, die bereit ist, deinen Vater aufzunehmen und weiterzubehandeln, so er denn transportfähig ist.

Noch ein Tipp: Im Stoma-Forum ( http://www.stoma-forum.de/index.php ) sind nur Leute unterwegs, die ein Stoma haben oder Angehörige von Stomaträgern sind. Da alle eine Darm- und/oder Blasenproblematik haben und die meisten eher als schwere Fälle zu bezeichnen sind, gibt es dort viele, die hinsichtlich Kliniken und Ärzten gute Tipps geben können. Schaue doch 'mal 'rein!

Ich drücke deinem Vater ganz doll die Daumen und wünsche ihm von Herzen, dass es wieder Berg auf gehen möge. Gebe die Hoffnung nicht auf, auch ich lebe noch! Ich weiß, dass es für Angehörige oft noch viel schlimmer ist als für den Betroffenen selbst. Fühle dich von mir geknuddelt. Ich wünsche dir all die Kraft, die du brauchst.

Ganz liebe Grüße
chaosbarthi

Geändert von chaosbarthi (26.03.2006 um 12:54 Uhr)
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