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Alt 20.07.2010, 10:31
krm krm ist offline
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Standard AW: Osteosarkom im Oberschenkel

Hallo allerseits,

ich bin neu hier und habe eure ganzen posts mitverfolgt.

Ich wollte dir Steff und allen anderen die eine Oberschenkel Prothese und ein Osteosarkom hatten nur Mut zusprechen.

Ich bin jetzt 28 und hatte, als ich 10 Jahre alt war ein Osteosarkom im Oberschenkel. Bei mir wurde damals eine KMFTR Wachstumsprothese im AKH in Wien eingesetzt. Diese ersetzt das komplette Kniegelenk, den Oberschenkelknochen und das Hüftgelenk.

Das Sarkom wurde damals mit Chemotherapie behandelt.. interessanterweise kommen mir viele Medikamente die ich hier gelesen habe MTX etc. sehr bekannt vor obwohl dies schon 18 Jahre her ist, aber anscheinend wirken sie gut

Nun zum Mut zusprechen:
Klar hat es gedauert, bis ich wieder vernünftig gehen konnte (mir wurden vom Quadrizeps fast 3/4 entfernt). Ich hatte nach der OP lange Zeit Physio und meine Eltern haben mich damals auch immer zum Üben "gezwungen" (Danke Mami, Danke Papi!). Ich war dann auch ca. 3 Monate in einem Rehab Zentrum, wo ich in einem Liegerollstuhl reingeführt worden bin und nach der Zeit dort mit einem Stock rausgegangen bin.

Das Wichtigste in dieser Zeit ist m.E. reinbeissen! Auch wenns weh tut - nie den Mut verlieren und immer daran denken, daß jeder einzelne Stich, jeder einzelne Schmerz immer nur dazu dient sich selbst wieder herzurichten!

Ich würde sagen, daß ich ca. ein 3/4 jahr gedauert hat bis ich wieder "normal" (ich hinke ein bißchen, weil mir ein paar Muskelteile bei der Hüfte weggenommen wurden) - gehen konnte.

Danach habe ich einfach alles ausprobiert was mir Spaß gemacht hat. Frei nach dem Motto, wenns nicht geht dann halt nicht, aber ich werde es nicht auf mir sitzen lassen es nicht probiert zu haben, weil ich Angst davor habe, daß mich die Prothese dabei irgendwie einschränkt.

Begonnen hat alles mit Radfahren zu Hause (Zimmerfahrrad). Hier war es am Anfang mit der Beugung noch nicht so einfach. (jetzt ca. 120 grad im Knie) Um die fehlende Beugung zu Umgehen habe ich einen guten Tipp für dich: Die Kurbel kürzen. Ich habe bei meinem Rad einfach auf einer Seite die Kurbel (das wo die Pedale drauf montiert sind) abgeschnitten um ca. 5 cm - dann ein neues Gewinde rein gemacht, Pedale wieder reingeschraubt. Kosten im Fahrrad Geschäft dafür ca. 25 € - bzw. wenn du ihnen die Geschichte erzählst, bekommst du es vielleicht auch gratis

Das normale Radln hat sich dann immer mehr zu Mountain Biken und Cross Country rennen (mit normalen Pedalen :-) entwickelt und war dann einige Zeit lang ein großes Hobby von mir. Weiters habe ich mit Badminton, Squash, Tischtennis (jahrelang im Verein inkl. Meisterschaften), Tennis, Basketball, Tauchen, Golf (jaja.. ich weiß, aber mittlerweile bin ich ja schon fast 30, da darf man dann) und allen anderen möglichen und unmöglichen Sportarten angefangen.

Man muss aber auch dazu sagen, daß ich nicht wirklich schnell laufen kann, dafür fehlen einfach die Muskeln, aber es ist auch nicht nötig. Keiner und schon gar nicht ich selber verlange von mir, daß ich Profisportler werde. Aber solange es Spaß macht, warum soll ich es nicht machen. Natürlich ist man eingeschränkt in den Bewegungen aber ganz ehrlich - so f..... what?

Was ich auch nicht ganz verstehen kann ist das was Perrin geschrieben hat: Dass sie das Gefühl hat, daß die Prothese kein Teil von ihr ist. Das kann ich für mich persönlich absolut nicht bestätigen, ich sehe die Prothese als:

1. Lebensretter - dem ich einiges zu verdanken habe
2. Teil meines Lebens der mich zu dem gemacht hat was ich heute bin (vielleicht hätte ich sonst nie meine wunderbare Frau kennen gelernt? Hätte nicht den Job den ich jetzt habe?)

Ich bin prinzipiell ein sehr positiver Mensch, der glaubt dass alles geht, wenn man sich genug anstrengt und wenn man sich nur traut und ich glaube auch, daß gerade diese Einstellung nach einer so schweren Krankheit extrem wichtig ist um nicht zu verzweifeln an den Dingen die man nicht tun kann sondern sich daran zu erfreuen, was man alles tun kann.

Ich habe mir vor 4 Monaten (dadurch bin ich auch auf dieses Forum gestossen), unterhalb der Prothese den Unterschenkel gebrochen (nicht beim Sport sondern ich bin ganz einfach die Treppen runtergestürzt. Was ich damit sagen will: Es kann immer was passieren... Ich wurde dann operiert und der ganze Unterschenkel wurde mit einer ca. 30 cm langen Metalplatte "verplattet" und mit 5 Schrauben im restlichen Unterschenkel fixiert. Danach durfte ich 3 Monate 0 bzw. bis 10 und dann bis 30 kg belasten. (Ganz ehrlich hat das jemals jemand von euch verstanden? Wie zum Teufel soll ich einschätzen können wieviel 30kg Belastung sind? schwachsinn.. naja egal).

3 Tage vor meiner Hochzeit waren dann die 3 Monate abgelaufen und ich durfte wieder voll belasten - naja.. sagen wir mal so: ich hatte einen äußerst stylishen Stock bei der Trauung, der das Longjacket des Anzugs erst richtig betont hat - aber ganz ehrlich niemanden hats gestört

Mittlerweile ist alles wieder top und ich kann genauso gut wie vorher gehen.

So.. ich muss jetzt dann mal Schluss machen. Ich hätte sicher noch 100.000 Gschichtln aus den letzten 20 Jahren mit der Prothese zu berichten. Also wenn ihr Fragen habt dann lasst es mich wissen.

An alle die gerade mit dem Krebs oder mit der Therapie danach kämpfen:
Kopf hoch! Vollgas! Alles Gute!

cheers aus Wien,
krm
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