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Alt 29.05.2009, 12:47
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo,

Vielen Dank, liebe Taddl, dass Du den Thread "reaktiviert" hast.

Ich würde mich gerne dem Austausch anschliessen. Auch für mich war es der erste Abschied von einem geliebten Menschen. Und dann war es auch noch mein Papa, zu dem ich seit je her eine sehr enge Bindung hatte.

Der Tod meines Vaters liegt knapp 8 Wochen zurück. Ich beginne jetzt aber erst langsam zu begreifen, was passiert ist.

Ich habe meinen Papa über 10 Monate sehr eng begleitet, war diejenige, die mit zu den wichtigen Arztgesprächen gegangen ist, auf mich hat er sich die ganze Zeit verlassen. Wenn Chaos und Verzweiflung in der Familie aufkam, habe ich ihm die von ihm dringend gewünschte Ruhe gebracht.

In den Wochen vor seinem Tod hat er keine medizinische Entscheidung ohne meine Meinung getroffen. Die letzten zwei Wochen war ich mit Ausnahme von 2x2 Tagen bei meinen Eltern, habe auch meiner Mama Tag und Nacht beigestanden.

Als die Zeit des Abschieds kam, hat er alle Familienmitglieder "gerufen", und als dann alle eingetroffen waren, hat er alle in den Nebenraum geschickt. Nur ich durfte und sollte bei ihm sitzen bleiben.
30 Minuten vor seinem Tod hat er mir zu verstehen gegeben, dass es so weit sein wird. Wir sind dann alle zusammengekommen.
Er ist verstorben mit dem Kopf auf meiner Schulter, an mich angelehnt. Mama hielt sein Hand, meine Schwester saß auch mit auf dem Bett.

Wir haben danach noch 4 Stunden von ihm "Abschied" genommen.

Verarbeitet habe ich die Zeit bislang nur wenig, kann nicht im Wohnzimmer meiner Eltern sein, kann nicht über die Stelle gehen, wo sein Pflegebett stand.
Die Verantwortung in dieser Zeit ist für mich kaum mehr tragbar, komischerweise erst jetzt, wo alles vorbei ist.
Die traumatischen Erlebnisse in seinen letzten zwei Wochen lassen mich nicht zur Ruhe kommen.

Ich habe das Glück, eine sehr gute Psychlogin gefunden zu haben, würde mich aber auch über den Austausch hier sehr freuen, auch wenn "es" bei mir noch so frisch ist und ich nicht weiss, ob ich schon sinnvolle und hilfreiche Beiträge leisten kann.

Liebe Grüße von Kirsten.
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Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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Geändert von Kirsten67 (29.05.2009 um 13:33 Uhr)
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