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Alt 04.05.2007, 22:09
Sabitz Sabitz ist offline
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Registriert seit: 19.02.2007
Beiträge: 150
Standard AW: 6 Monate schon ohne Papa

Hallo lieber Papa,

heute habe ich auf Arbeit sehr oft die Krankenwagen gehört und immer lief mir ein kalter Schauer über den Rücken. Ich sah sofort wieder Deine traurigen, ängstlichen Augen vor mir und spürte den Schmerz von damals so wie ich ihn in jenem Moment fühlte.
Das wird mich nun immer verfolgen. Das ist schrecklich, aber auch .., ich weiß nicht .., irgendwie fühle ich mich mit Dir dann auch sehr nah und verbunden.
Ich hätte Dir so gern mal von meiner jetzigen Arbeit erzählt und würde mir wünschen, dass Du stolz auf mich wärst. Das fehlt mir, der Austausch mit Dir!
Mir fehlt noch so viel mehr von Dir, einfach alles!!!
Die Zeit, sie vergeht einfach so, Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat....
Das kann doch nicht sein.....!!!!!!!!!!
Jahr für Jahr...,das kann ich mir nicht vorstellen, wie soll das denn gehen???
Das macht mich krank, solche Gedanken sind einfach nicht zum Aushalten!
Lieber Papa, vor einem Jahr fing es langsam an Dir schlechter zu gehen und die kurzen Besserungen haben Dich nicht lange genug stabilisieren können.
Es war sehr schlimm mitanzusehen, wie Du immer mehr an Gewicht verloren hast und im Gegenzug der Bauch immer dicker wurde. Das waren Zeichen, die ich damals erschreckend bemerkte, aber ich hatte wie Du auch immer Hoffnung, das sich alles wieder zum Guten wenden würde.
Leider wurden wir durch die Befunde eines Besseren belehrt, aber auch dies hat uns nicht entmutigt. Du warst stark Papa, aber Du hättest es so verdient auch Schwäche und Tränen zu zeigen um den inneren Druck abzubauen.
Du mußt so gelitten haben, als es eine erneute Vrschlechterung des Befundes gab. Du wurdest depressiv und "versunken" und es hat mir das Herz gebrochen, Dich so zu sehen, einen immer so lebensfrohen,positiven Menschen, der nie schlechte Laune hatte.
Wie hätte man es Dir leichter machen können, das beschäftigt mich immer noch! Auch dass es mit einem Mal so schnell drastisch bergab ging, konnte ich nicht begreifen. Damit hat niemand von uns gerechnet und eine "richtige"
Verabschiedung konnte nicht mehr stattfinden!
Immer und immer wieder stellt man sich tausend Fragen und bekommt keine Antwort! Ich weiß, dass man es nicht tun sollte, aber ich denke, das geht fast jedem so. Immer wieder spielen sich diese letzten Tage vor meinem inneren Auge ab und ich versuche sie mir zu erklären. Was ist da passiert, warum müssen Menschen so leiden???
Man denkt immer, so etwas passiert nur anderen, nein.. es passiert einem selbst!!!
Das verändert alles, nichts ist mehr so wie vorher und es wird auch nie mehr so sein. Der Schmerz hat sich eingegraben, eingeprägt ist der Schock des "Unbegreiflichen"!!!
Er ist jederzeit abrufbar und dann auch noch unberechenbar, dieser Schmerz der Trauer!
Die Tage vergehen, aber der Schmerz.., er bleibt!!!!!!!!!

Lieber Papa, ich wünsche Dir eine Gute Nacht!

In Trauer und ewiger Liebe
Deine Tochter
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