Thema: Wahrheit
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Alt 11.11.2014, 04:08
Maxi3 Maxi3 ist offline
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Standard AW: Wahrheit

Meine Lieben,

mit dieser persönlichen Thread-Aufteilung komme ich immer wieder ins Schleudern! Also mit dem Thema „Wahrheit“ hat das nichts zu tun, aber hier ist ja mein „Zuhause“.

Habe vor kurzem viel von mir in Engelchens Thread geschrieben, weil ich dort auf einen Beitrag von ihr geantwortet habe.

Nun, heute war ich beim MRT Lendenwirbelsäule. Da kam ich anschließend mal wieder richtig gefrustet raus.
Schon an der Rezeption sehr unfreundlicher Empfang
Das MRT war schnell vorbei, und ich sollte anschließend warten, bis mich die Frau Doktor zur Besprechung holt. Nach einiger Zeit kam Frau Doktor aus dem Zimmer und rief mich zu ihr. Sie hatte die MRT-Aufnahmen vor sich, sagte aber nichts.
Da sie nichts sagte, versuchte ich es freundlich mit: „Sieht es schlecht aus?“
Sie schaute mich desinteressiert und kühl an und sagte: „Das besprechen Sie am besten mit Ihrem Orthopäden“. Das war die ganze „Besprechung“.
Sie hat mir nur die Aufnahmen in die Hand gedrückt, der Bericht geht per Fax an meinen Orthopäden. Das ist ja alles in Ordnung, aber ich verstehe nicht, warum ich zu einer „Besprechung“ soll, damit mir kommentarlos die Aufnahmen ausgehändigt werden.

Die MRT-Praxis befindet sich genau im Zentrum, es war erst 16 h und gefrustet wie ich war, wollte ich ein bisschen in der Stadt flanieren. Vor einer gut besuchten Tchibo-Filiale saß am Gehsteig vor dem Straßenrand ein Bettler mit einem Hund. Es war ziemlich kalt. Der Mann hatte einen dünnen Umhang und der Hund hatte eine dünne Decke übergeworfen und zitterte vor sich hin.

Ja, ich weiß Bescheid über diese Bettler. Dass sie z. B. abends wieder abgeholt werden, Geld abgeben müssen, Tiere als Mitleidsheischer agieren müssen etc. etc. Normalerweise gehe ich auch vorbei und gebe nur etwas Geld. Mehr nicht.
Diesmal traf es mich bis ins Mark. Ich ging in das Geschäft rein und sprach mit einer sehr netten Verkäuferin. Sie sagte, der Mann sitzt tagtäglich von früh bis spät, natürlich in gebührendem Abstand, vor dem Geschäft. Er tut ihr auch sehr, sehr leid.

Ich habe überlegt, da ich Mitglied in der Gewerkschaft für Tiere bin, ob ich jemanden holen soll. Aber es wurde mir schnell klar, wenn der eine Hund weg ist, kommt morgen der nächste....
Ich habe eine warme Leberkäsesemmel geholt und eine große Portion Leberkäse für den Hund. Was anderes gab es in der Nähe nicht. Der alte Mann hat sich sehr gefreut, und ich durfte den Hund stückchenweise füttern. Ein kleiner, wunderschöner Mischling, beige und weiß das kurze Fell.

Obwohl es sichtlich kein Deutscher, sondern eher ein Bürger aus den neuen Ost-EU-Gebieten war, sprach er ein wenig deutsch. Ich fragte, ob er einen Wunsch hätte. Da sagte er, er hätte gerne einen Tee, denn er müsse seine Tabletten nehmen. Ich holte also einen Tee zum Mitnehmen und dem Hund eine Wasserflasche, da in der Wasserschüssel nur noch schmutzige Reste waren.
Ich fragte ihn, wo er denn schlafen kann. Er sagte 2 Tage bei der Caritas, angeblich auch mit Hund, länger geht es dort nicht. Dann draußen wo....
Ich fragte, ob ich etwas für ihn tun kann. Da sagte er, er hat nur eine Bitte, und das wäre eine Decke. Ich versprach ihm, dass ich morgen wieder komme. Er sagte, er ist wieder da und wenn es regnet, sitzt er ein Stück weiter.

Also, ich habe eine Decke bei mir rausgesucht, abgepackte Wurst, Wasser etc. gekauft und gehe morgen wieder hin. Mich lässt dieses Elend nicht mehr los. Ununterbrochen muss ich an diesen armen Hund denken, er ist angeblich 6 Jahre alt und muss so eine Leben fristen.
Ich bin jetzt schon so weit, dass ich morgen fragen möchte, was der Hund kostet und ich den Hund dem Mann abkaufe.
Ich weiß, dass ich vorher eine Genehmigung meines Vermieters einholen müsste, ich weiß, dass ich aufgrund meiner Krebserkrankung nur eine begrenzte Lebenserwartung habe, ich weiß dieses und ich weiß jenes. Mein Verstand weiß all diese Fakten, aber mein Herz blockiert jeden vernünftigen Gedanken. Ich bin schon öfters an Bettlern mit Hunden vorbeigegangen, aber dieser Hund lässt mich nicht los.
Ich kann nur hoffen, dass ich bis morgen wieder bei Verstand bin oder ich gar nicht in Versuchung komme und der Mann den Hund auf keinen Fall verkauft.

Liebe Grüße an Euch alle!
Christine
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