Hallo Mama!
Sitze hier und schaue Deutschland gegen Italien und muss häufig an dich denken. Wie oft saßen wir zusammen und feuerten unsere Elf an. Sehr oft hast du Stiefpapa beruhigen müssen, als er jedesmal ausflippte und den Fernseher anschrie, dass die zu blöd sind um das Runde in das Eckige zu bekommen
. Als ich am Montag bei ihm war, zeigte er mir all die Bundesligahefte, die du seit 19....gesammelt hast. Ja, der Fußball war schon immer eine sehr große Leidenschaft von uns. Ein Ritual so zusagen, dass nicht mehr das Selbe ist, seitdem du nicht mehr da bist. Sovieles hat sich geändert. Ich kann dich abends nicht mehr anrufen um dir zu sagen, dass ich dich lieb hab, kann keinen Kuss oder Umarmung von dir spüren, kann keinen Rat mehr bei dir suchen oder dich einfach anschauen und froh sein dich zu haben. Nein, das alles geht nicht mehr. Das stimmt mich jeden Abend, wenn ich zur Ruhe komme, so unendlich traurig. Hab nicht einmal die Kraft zu Weinen oder es waren in den letzten Monate einfach zu viele, die ich vergossen habe. Ich weiß es nicht. Ich hab das Gefühl nicht "richtig" trauern zu können. Wenn ich mir Stiefpapa anschaue, der heult ja schon, wenn er nur dein Name hört. Warum bin ich so kühl? Komm mir schon ganz schäbig vor. Alle um mich herum beweinen dich, aber warum kann ich das nicht? Nur an deiner Trauerfeier ging das. Klar fließen mal hier und da ein paar Tränen, aber richtig gehen lassen kann ich nicht. Warum? Ich weiß es einfach nicht.
Ach Mama, wie gern würd ich dich jetzt anrufen und mit dir quatschen. Dir erzählen, dass Franzi heute einen guten Tag hatte, es heute Morgen sehr neblig war und ich mit dem Waschen nicht nachkomme
. Einfach nur Reden. Deine Stimme hören. Als Abschied einen Kuss und ein "Hab dich lieb" in den Hörer sprechen. Diese Telefonate fehlen mir so sehr. Auch deine aufbauende Worte, wenn ich mal wieder wegen irgendwelche Dinge am Rad drehte. Gerade jetzt wo Franzi so schwierig wegen der Trennung ist. Als sie die erste Trotzphase hatte, hast du mir ein paar Tipps gegeben, die mir ungemein geholfen haben. Weißt du das noch? Es war eine nervenaufreibende Zeit, aber du hast mir immer wieder Mut gemacht, was mir jetzt so sehr fehlt. Hab Angst das Falsche zu tun. Franzi zu überfordern. Hab oft das Gefühl nicht mein Bestes zu geben. Deine Wegweiser fehlen. Auf sich allein gestellt zu sein, macht mir Angst. Klar, werde ich das packen, da bin ich mir sicher, aber ohne dich.....oh Mann.....wie gern würde ich dir sagen, dass ich mein Glück gefunden habe und es noch einmal wagen möchte. Ich weiß, dass du da oben alles überwachst und siehst wie glücklich ich gerade bin. Schade nur, dass du mir nie antworten kannst um mir zu sagen "Kind, mach langsam, überstürze nichts, pass auf dich und Franzi auf und wenn was ist, rufe an" deine Fürsorge hätte mich zwar total abgenervt, aber genau das liebte ich so an dir. Du warst so eine tolle Mama und auch Freundin. So viele Dinge, die ich damals nicht verstanden habe, werden jetzt viel viel klarer. Deine ganze Erziehung, die wir genießen durften, war 1A. Naja, bis auf das immer als Erste nach Hause gehen müssen. Das finde ich nach wie vor Ober-Doof
nein im ernst, du hast uns heute zu dem gemacht was wir nun sind. Wir sind so gut wie nie auf die schiefe Bahn geraten, haben die Finger von Drogen gelassen, kamen nicht mir 15 schwanger Heim oder sonst irgendeine Horrorvorstellung für die Eltern. Nein, wir lernten bei dir Anstand, Respekt, Ehrlichkeit, Loyalität, Selbstständigkeit, Rückrat zu beweisen und noch vieles mehr. Dafür bin ich dir sehr dankbar. Du bist mein absolutes Vorbild was die Erziehung angeht. Klar, werde ich mein eigenes "Ding" durchziehen, aber Hin und Wieder darüber nachdenken was du tun würdest in manchen Situationen....weil du einfach die Beste Mama der Welt warst, bist und es immer bleiben wirst!!!!!! Ich hab dich lieb Mama! Vergiss das bitte nie!!!!
