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Alt 14.01.2007, 19:34
Bellinda
Gast
 
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Standard AW: Zwischenuntersuchung mit CT

Liebe Rockie,

durch den Austausch hier im KK habe ich das auch schon mitbekommen, dass offensichtlich nicht alle Onkologen das Thema Vincristin so ernst nehmen. Rallie und Manolito bekommen es auch weiter ... Da ich zum Zeitpunkt meiner Therapie davon ausging, dass ich unbedingt wieder meine Hände mit voller Sensibilität zum Arbeiten brauchen würde, war mein Arzt auch extrem vorsichtig.

Es hat übrigens dennoch über 4 Monate nach Absetzen des V. gedauert, und letztendlich viel Eigeninitiative gebraucht, bis die pelzigen Finger etc ganz verschwunden waren.

Aber bevor du demnächst im KH "randalisierst", möchte ich dich an ein paar Überlegungen teilhaben lassen:

Ich bin mir ziemlich sicher, dass die Tatsache, dass man das Mittel absetzen konnte, nicht bedeutet, dass es überflüssig ist.
Ich erkläre mir das aus dem bescheidenen Wissen, das ich mir nun im Laufe der Zeit angeeignet habe mit zweierlei Punkten. Vielleicht findet sich unter uns ja irgendwo ein Fachmann oder eine Fachfrau, die das korrigieren, bestätigen, weitergehend erläutern .... kann.

Meine Vermutung beruht auf folgenden Punkten:
1) Die Tumorzellen durchlaufen in ihrem Wachstum verschiedene Phasen. Ein einzelnes Chemotherapeutikum wirkt auf die Krebszelle jeweils nur in einer Phase. Durch die Kombination mehrerer Medikamente in einer Polychemotherapie, die auf die unterschiedlichen Zellteilungsstadien wirken, versucht man die Tumorzellen in jedem beliebigen Stadium zu erwischen, so dass sie praktisch keine Chance haben, den Medikamenten zu "entkommen".
Das Vincristin stammt aus der Gruppe der sogenannten Mitosehemmer. Das mir verabreichte Beacopp-Protokoll beinhaltet nach den mir vorliegenden Informationen noch ein weiteres Medikament aus dieser Gruppe, wenn auch mit einem wiederum etwas anderen Wirkungsmechanismus.
Dadurch ist aber dennoch gewährleistet, dass die Zellen immer noch in dieser Phase erwischt werden.

2) Zelltodhypothese nach Skipper
Sie besagt, dass mit jedem Chemozyklus ein konstanter Prozentsatz der Tumorzellen getötet wird. Nimmt man beispielsweise an, dass durch eine gewisse Zytostatikadosis beim ersten Mal 90 % der Zellen getötet werden, so werden wiederum bei der nächsten Dosis 90% der verbliebenen 10 Prozent getötet, dann 90 % von dem restlichen 1 % ..... usw. usw.
Dies würde dann auch bedeuten, dass beim Absetzen nach dem 3. Zyklus, wie es bei mir der Fall war, praktisch kaum noch Zellen mehr am Leben waren ... . Nach dieser Hypothese erscheint es mir logisch, dass das Risiko ein Medikament abzusetzen, immer geringer wird, je später der Zeitpunkt des Absetzens.

Aus diesen beiden obigen Punkten erkläre ich mir persönlich das Ganze. Leider war ich damals zu sehr mit mir und dem Durchstehen der Therapie beschäftigt, um meinen Arzt mit solchen Fragen zu löchern. (Und ein bisschen Bammel hatte ich trotzdem...)

Es wäre für mich sehr spannend zu erfahren, ob dies auch ein onkologisch versierter Fachmann so erklärt. Denn ich möchte einfach gerne möglichst viel dazu lernen.

Schönen Abend allerseits
Bellinda
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