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Alt 13.12.2005, 09:42
birgit1 birgit1 ist offline
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Standard AW: Amelanotisches Melanom

HAllo Brigitte,

wenn Du Dir Grundkenntnisse, harte Daten/Fakten von Melanombefunden etc. anlesen willst, dann kannst Du sie in der Literatur (s. Buchtipps zum Thema Hautkrebs ( 1 2 ) ) finden. Das MAnual des Tumorzentrums München liefert z.B. solche Daten. Wissen kann gut sein gegen die Angst, besonders wenn sich Ängste auf Unwissen und Vorurteilen aus Unkenntnis gründen.

Für Dich gilt, was für Uta, ja für uns alle gilt: Jeder Betroffene muß seinen eigenen Weg der Krankheitsbewältigung finden und gehen. Auch Du kannst Deiner Mutter nur Hilfe und Beistand anbieten, Dich zur Verfügung stellen - das Signal zum Aktivwerden gibt aber sie. Sie allein entscheidet, welche Anregungen sie ansprechen und welche nicht. Erinnere Dich an Situationen in Deinem Leben, in denen andere Dich mit Ratschlägen bombardiert haben. Du hast sicherlich auch nicht alle für Dich angenommen, sondern aussortiert und dann Deinem eigenen Kopf oder Bauchgefühl entsprechend gehandelt.
Die Idee mit dem Urlaub kann Deine Mutter mit den Ärzten besprechen. U.U. spricht nicht mal was dagegegen, dass sie ihn sich gönnt, denn nachfolgende Krebsbehandlungen müssen nicht in jedem Fall zwingend sofort erfolgen. Außerdem stärkt Urlaub das psychische Befinden und das ist in solch einer Situation nicht zu unterschätzen. Also, lass´es sie mit den Ärzten diskutieren.

Stichwort "Versuchsobjekt":
dieser Begriff ist auch so ein Vorurteil. Im Grunde muß man von den allermeisten Krebsbehandlungen sagen, dass sie für den Einzelfall nur ein Versuch sein können, denn die Garantie, dass sie bei jedem anschlägt, gibt es, wie wir wissen, ja nicht. Die Ärzte müssen immer wieder sehr individuelle Therapieentscheidungen treffen und probieren, was bei dem Einzelnen passt. Gut, wenn sich dann mehrere Gedanken um mögliche Optionen machen.
Es kommt immer auf die körperliche und die psychische Konstitution der Betroffenen an, auf die Frage, wie kann der Einzelne eine bestimmte Op verkraften, wie viel Nebenwirkungen sind die einzelnen bereit auszuhalten, mit wieviel Radikalität lassen Einzelne bei Ops mit sich machen und und und ...
Und jeder muß nach einer Behandlung lange abwarten, ob der Gesundungserfolg beständig bleibt oder ob sich nach einiger Zeit neue Befunde zeigen.
Wenn z.B. in der Zeitung steht: Michael Lesch oder wie die Medien- und PopBerühmtheiten alle heißen nach einem Jahr geheilt, dann ist das aus medizinischer Sicht Blödsinn. Diese Aussage kann man nach so kurzer Zeit überhaupt nicht treffen.
Wenn Deine Mutter so einen seltenen Fall darstellt, kann man natürlich nicht auf "Standards" in gelichen Fällen zurückgreifen. Doch muß die Erkenntnis, dass sie bei ihr "versuchen" müssen,welcher der bewährten Methoden greifen, nicht negatives bedeuten. Diesbzgl. befindet sie sich in guter Gesellschaft. Vielen Krebspatienten geht es so. Wenn das anders wäre, müßten wir Betroffenen uns nicht so gewaltig mit der ganzen Problematik auseinandersetzen, dann würde man bewährte Medikament bekommen und alles wäre wieder gut. Leider ist es viel komplizierter.
Es mag der Eindruck entstanden sein, dass der Weg derer, die sich hier so häufig im Forum tummeln, leichter und grade verlief. Das ist aber bestimmt nicht der Fall. Ich glaube, dass zu dem Weg der ForumsteilnehmerInnen hier einfach nur als ein sehr wichtig gewordener Baustein die intensive Auseinanderstetzung mit der Situation und all ihren Schwierigkeiten gehört. Die offensiver Art des Umgangs mit der Erkrankung pflegen nicht viel, das merken wir an den wenigen, die sich hier tummeln. Die meisten Betroffenen verdrängen am liebsten.
Wenn Angehörige damit nicht umgehen können, müssen sie für sich selbst etwas tun. Du kannst nur für Dich selbst etwas an Deiner Einstellung ändern, einen anderen kannst Du nicht verändern. Verscuh, die Entscheidungen Deiner Mutter ernst zu nehmen und zu aktzeptieren.

Es liegt nicht in der Verantwortung von Angehörigen, wenn den Betroffenen schlimmeres passiert. Meist hat die Überfürsorglichkeit etwas mit einem selbst zu tun, z.B. mit der Angst vor Verlust dieser Person. Da gilt es mal hinzusehen und dran zu arbeiten.
Soweit erstmal - alles Gute
Gruß von birgit
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Aus Zeitgründen sehe ich meistens von der Korrektur von Schreibfehlern ab. Man möge es mir fazein.

Geändert von birgit1 (13.12.2005 um 09:46 Uhr)
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