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Alt 06.03.2013, 03:09
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Papa, bitte trag mich zurück ins Leben

Hallo zusammen,

nein, ihr habt nichts falsch gemacht. Eure Selbstzweifel und eure Angst kann ich nur zu gut verstehen. Es sind immer wieder die gleichen Fragen, die fast jeder sich stellt. Hab ich was übersehen? Hätte ich was anders machen können? Hab ich was nicht gesagt oder getan? Hätte ich das verhindern können?

Auch wenn ich euch jetzt sage: vergesst diese Fragen. Sie werden dennoch einige Zeit auftauchen. Geht sie an, diese Gedanken. Verzweifelt nicht an ihnen und unterdrückt sie nicht. Denkt über sie nach, dann werden sie eines Tages verschwunden sein. Sie werden dann nicht verschwinden, wenn ihr euch nicht damit beschäftigt. Ein harter Weg, ich weiß. Doch das kann einem niemand abnehmen. Dabei helfen sicherlich.

Wie schon geschrieben: irgendwann werden die schönen Erinnerungen die Trauer überwiegen. Das stimmt, doch es dauert. Mal schneller, mal langsamer. Ich bin jetzt 5 Jahre verwitwet und kann diesen Satz nur voll und ganz unterstreichen. Lasst euch Zeit, einen Schritt nach dem anderen. Wer glaubt, große Schritte machen zu müssen, kann auch große Schritte zurückfallen. Kleine Schritte sind besser und leichter.

Nicht die Trauer besiegen. Das geht eh nicht und ist auch nicht der Sinn. Sie annehmen und verstehen, das geht und die Chance nutzen, aus ihr zu lernen für das eigene Leben und eigene die Zukunft. "Wenn ich meinen Feind nicht besiegen kann, dann mach ich ihn mir zum Freund." Die Trauer erscheint uns als Feind, der uns verzweifeln lassen will am Leben, uns Steine in den Weg wirft und uns tiefe, schwarze Löcher gräbt. Irgendwann kann er zum Freund werden, der die Erinnerung und das Vermächtnis unserer Verstorbenen in uns hoch hält und uns stärker werden lässt, als wir es je zuvor waren.

Ich möchte euch Mut machen und dennoch nicht verschweigen, daß es ein schwerer Kampf sein wird. Doch ihr braucht dabei nicht unter zu gehen. Ein weiter und steiniger Weg wird es sein bis dahin. Der erste Schritt ist der schwerste. Er ist machbar.


Viel Mut und Kraft,

Helmut
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