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Alt 10.06.2012, 11:52
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Jessa Jessa ist offline
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Standard AW: Gebärmutterteilentfernung wegen atypischer Hyperplasien?

Hallo Inselreif, dass du aufgeregt bist und dir Sorgen machst, so kurz vor der OP, kann ich gut verstehen. Mir ging es genauso.

Ich habe damals nach der OP den Verlauf meines Klinikaufenthaltes aufgeschrieben. Ich kopier dir das mal hier rein, vielleicht beruhigt es dich ein wenig, meinen Bericht zu lesen


Morgens um 7 sollte ich in der Klinik sein. Ich kam etwas später, da ich es von mehreren vorangegangenen OP´s schon kannte, dass man eh ewig auf den OP-Beginn warten muß

Zuerst wurde mir mein Zimmer zugewiesen, auf der onkologischen Station, ein 2-Bett-Zimmer. Meine Zimmernachbarin war eine nette junge Frau , die wegen Bestrahlungsbehandlung da war .
Schrank einräumen, ausziehen, heißes Flügelhemdchen und sexy Overknee-Strümpfe anziehen, ins Bett legen. Nun begann die Warterei. Um Zeit totzuschlagen, empfahl mir die Schwester, fernzusehen (Frühstücksfernsehen – sowas schau ich sonst nie ) . Das Fernsehen war übrigens kostenlos, man brauchte nur die Kopfhörer einzustöpseln und über das Telefon den Sender anzuwählen. Ich kannte bis dahin nur „Bezahlfernsehen“ im KH.

Nach 1 Stunde Wartens kam mein Operateur zu mir ins Zimmer, um sich vorzustellen. Das fand ich gut, bisher wurde ich in dieser Klinik quasi immer von „Wildfremden“ operiert. Er war ein netter junger Mann, sehr verständnisvoll, hat alles nochmal ausführlich erklärt. Später erfuhr ich , dass er trotz seines jungen Alters bereits Privatdozent an der Uni-Klinik ist, und ich muß sagen, dass er mich hervorragend operiert hat.

Ich war laut OP-Plan die 2.Patientin, bei der OP vor mir gab es aber Komplikationen, so dass erst gegen 13Uhr (!) die Schwester ins Zimmer stürmte und mir die rosa Träum-schön-Pille gab (die wirkt bei mir aber eh nicht). Kurz danach kamen 1 Pfleger und 1 Schwester, so wurde ich im Bett vom EG in den 4.Stock zum OP verfrachtet.
Dort kam ich in einen Vorraum, wo sich gleich Narkose-Schwester und –Ärztin bei mir vorstellten. Beide waren sehr nett und gingen auf meine Wünsche ein – ich wollte zB die Venüle in die Armbeuge, da ich es hasse, wenn diese am Handrücken sitzt und ich meine Hände nicht richtig waschen kann. Das heiße Hemdchen wurde ausgezogen und ich auf die OP-Liege umgelagert und in den OP geschoben. Hier war mir mächtig kalt, meine Zähne fingen gleich an, laut zu klappern. Ich wurde warm zugedeckt und in OP-Position gelagert und bekam die erste Infusion. Mein Operateur war da, sagte noch was beruhigendes, und ich „beschwerte“ mich, dass mir schwindlig sei. „Das ist das Schlafmittel…“ hörte ich noch die Narkoseärztin sagen, und dann war ich weg…

Aufwachen, dämmerig, irgendwer sagte wie von weitem, dass die OP gut verlaufen sei, dann kam ich im Aufwachraum zu mir, mit Urin-Katheter und Blutdruckmeßgerät. Übel war mir nicht, aber ich spürte brennende Schmerzen hinter dem Schambein. Die Schwester fragte, ob ich Schmerzen hätte, und so bekam ich sofort eine Schmerzinfusion. Ich lag ca. 1 Stunde in diesem Raum, dann kam ich wieder auf Station.

Ich hatte keine Tamponade und nur den Urin-Katheter, sonst nix. Aber die brennenden Schmerzen machten mir noch zu schaffen. Ich bekam noch Tee ans Bett, nix zu essen (hatte aber auch keinen Hunger) und die obligatorische Thrombosespritze. Alle 4h bekam ich eine Schmerzspritze in die Venüle.

Am nächsten Morgen durfte ich mit Hilfe auf dem Bettrand erst sitzen und dann gleich aufstehen, nachdem der Katheter gezogen war (das tut nicht weh). Ich ging gleich aufs Klo, das klappte, hurra, bissel waschen und schickes rosa Klinik-Nachthemd anziehen. Es kam ein ganz wenig rosa Schleim aus meiner Scheide (Wundfluss), ich war froh, dass das so minimal war.
Dann Frühstück – oder besser gesagt, undefinierbare Puddingsuppe, bäh, und viel ausruhen, lesen, fernsehen, Musik hören, Mittagessen (das gleiche wie morgens, oh Graus) , Besuch (meine Kinder) ausruhen, plaudern, meine Zimmernachbarin wurde entlassen, und so war ich abends allein im Zimmer. Abendessen wieder Pudding, bäh und nachts waren die Schmerzen wieder stärker. Ich hab zur Ablenkung bis spätnachts ferngesehen, störte ja keinen.

Der nächste Morgen- habe nach dem Duschen meine normalen Klamotten angezogen (Shirt, leichte Jogginghose), so dass ich mich wieder wie ein Mensch zu fühlen begann. Auch die Schmerzen wurden endlich erträglich. Ich wurde auf Schmerztabletten umgestellt, die ich aber wegen meines empfindlichen Reizmagens nur widerwillig nahm – mir wurde übel davon. Habe die Tabletten nur 2 Tage genommen, seitdem gar keine Schmerzmittel mehr.
Zu essen gab es am 3.Tag Schonkost, zB Graupensuppe, naja. Großen Hunger hatte ich eh nie in der Klinik.

Am 2. Und 3.Tag nach der OP wurden meine Nieren mit US überprüft, da war alles ok. Im Zimmer war ich die meiste Zeit allein, für eine Nacht kam nochmal eine junge Frau wegen Konisation, ansonsten hatte ich quasi ein Einzelzimmer und blieb nachts bis in die Puppen wach . Ab 3.Tag ging ich seeeehr langsam auf dem Gang spazieren, immer nur kurz, da mein Kreislauf schwächelte. Die Zeit verging nur langsam, ich las viel und schaute fern.
Am Montag nach der OP (5.Tag) sprach ich bei der Visite mit Augenaufschlag das Heimgehen an …(mir war vor OP 1 Woche Klinikaufenthalt prophezeit worden). Die Ärzte guckten zweifelnd, so dass ich den Tag fast nur draußen, auf dem Gang und in der Leseecke verbrachte , um meine Fitness zu demonstrieren. Und siehe da, am 6.Tag hieß es morgens, ich könne zur Abschlußuntersuchung, und wenn da alles gut aussähe, dürfe ich HEIM. Freu. Vor der Abschlußuntersuchung hatte ich aber Bammel, mir war das neu, ich dachte bis dahin, dass meine FÄ das erst nach frühestens 2 Wochen macht…

Es war aber ganz harmlos, ich saß auf dem Stuhl, ganz sachte schaute die Ärztin mit zwei Spateln rein, dann tasten, und dann US – alles ok, keine Blutung, keine Flüssigkeiten, kein Hämatom, Nieren ok.

Ich rief meinen Mann an, am frühen Nachmittag holte er mich heim. Mein Wundfluss war übrigens kaum vorhanden, jeden Tag vielleicht 1 Tropfen beim Toilettengang, und nach 3 Wochen war meine normale Scheidenflora wieder völlig hergestellt.

Liebe Grüße, Jessa
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