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Alt 19.06.2009, 12:52
Ela4811 Ela4811 ist offline
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Standard AW: Glioblastom - das Ende

Liebe Alexandra,

ich habe lange überlebt, ob ich schreiben soll.

Ich habe meine Mam durch diese Krankheit verloren…

Bei meiner Mam ging alles sehr schnell. Die letzten Wochen lag sie nur, hat wenig geredet, kaum gegessen und getrunken. An Weihnachten blühte sie auf und danach ging es relativ schnell.
Sie lag mehrere Tage im Sterben. Erst ging es ihr richtig gut, hat viel geredet usw. (das hatte sie lange nicht mehr gemacht). Ich war ständig da. Immer wenn sie mich gesehen hat, hat sie gelächelt. Einmal als ich gehen wollte, hat sie meine Hand gehalten.

Die letzte Nacht war für mich sehr schlimm. Im nach hinein empfinde ich sie als ruhig und nicht mehr so schlimm. Wir haben meiner Mam die Hand gehalten und ihr gut zugeredet. Immer wenn wir sie in den Arm genommen haben, ist sie ruhig geworden. Ihren letzten Atemzug habe ich miterlebt und auch wie die Wärme aus dem Körper gegangen ist. Ich habe die ganze Zeit ihre Hand dabei gestreichelt.
Wir haben ein Fenster aufgemacht und ihre Seele konnte den Raum verlassen.

Vieles wussten wir nicht. Meine Mam ist zu Hause gestorben und wir hätten bis zum Morgen warten können, um den Arzt zu rufen. Wir hätten sie auch länger bei uns behalten können. Auch das wussten wir nicht.

Wir, die engste Familie, hat sich noch mal in der Kapelle von Mam verabschiedet. Ich hatte auch Angst, dass sie Flecken etc. haben könnte. Aber die Mitarbeiterin vom Bestattungsunternehmen war sehr lieb und hat sich Mam angesehen und meinte zu mir, dass sie aussehen würde als ob sie schläft. Und das tat sie auch und ich bin sooo froh, dass ich sie noch mal gesehen habe.

Du musst keine Angst davor haben. In diesem Moment hat man ungeahnte Kräfte. Ich konnte meiner Mam sogar sagen, dass es in Ordnung ist und sie los lassen soll. Später hat mich dieser Satz zerrissen, aber in diesem Moment hat es meiner Mam geholfen und nur das zählt.

Liebe Alexandra, ich wünsche euch viel Kraft für diese Zeit und deiner Mutter, dass sie ohne Schmerzen und mit sich im reinen ins Regenbogenland gehen kann…

Ela

P.S. Keiner kann sagen, wie lange das dauern kann. Die Ärzte haben Mam mind. 6 Monate gegeben, keine 2 Wochen hatte sie mehr.
Auch die Sterbephase ist unterschiedlich. Meine Mam starb zu Hause und der Hausarzt meinte noch, es kann sein, dass sie gehen will, wenn keiner im Zimmer ist. Wir sollen uns keine Vorwürfe machen.
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Mam
* 18.06.1949 + 08.01.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz.

Ich werde Dich ewig lieben!!!
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