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Alt 18.06.2009, 08:43
catcin catcin ist offline
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Standard AW: Glioblastom - das Ende

Liebe Alexandra,
ich habe die letzten Tage oft Deine Seite aufgeschlagen und wollte Dir schreiben. Leider hatte ich eine Blockade wo einfach nichts geht und an anderen Tagen findet man wieder den Mut zum Schreiben. Ich bin immer und immer wieder fassungslos wie hart das Schicksal zuschlägt, mit welcher Grausamkeit - unfassbar
All das was ich bei Dir lese, sind die gleichen Parallelen zu meiner Mam.
Sie konnte sich zum Schluss gar nicht mehr bewegen, musste gelagert, gewickelt und gefüttert werden. Sie hat zum Schluss viel geschrien, sich die Decke runterreißen wollen und sehr viel geweint.
Die Bilder haben sich eingebrannt in mein Leben - das werde ich nie vergessen.
Das Novalgin (hat meine Mam auch bekommen) hat gut angeschlagen. Für unruhige Momente hatte sie auch Diazepam-Tropfen bekommen.
Du fragst wie das Ende aussieht. Man spürt es irgendwie - du hälst ihre Hand und betest - du betest dafür, dass sie erlöst werden soll. Auch wenn Du den Menschen unsagbar vermissen wirst, das Leid mit ansehen zu müssen und absolut nicht helfen zu können, war das Schlimmste.
Meine Mam hatte zum Schluss auch nur noch wenig gegessen (eigentlich kaum noch) - ein wenig getrunken aber das wars auch.
Was ich Dir noch schreiben kann, das Atmen war eigenartig - es war ein röcheln, sie war total verschleimt! Das war für mich ein Zeichen, dass es nicht mehr lange dauert.
Wenn man es geschafft hat - wie meine Mam, wirst Du merken, dass das Gesicht total entspannt ist. Es war ein schöner Anblick, sie war dann erlöst von ihrem Schmerz! Sie war warm, meine kleine schlafende Mam. Ich hätte sie so gern geweckt - weil man ihr dann die Krankheit gar nicht mehr so angesehen hat.
Wie fühlt man sich hinterher? Naja man ist beruhigt, wie Petra schon geschrieben hat aber ich konnte sehr schlecht schlafen. Ich habe viel von meiner Mutter geträumt. Ich konnte auch nicht weinen, habe es bis heute nicht geschafft - ich bin noch wie gelähmt! Aber ich merke, dass das alles nach und nach rauskommt.

In meinem Umfeld merke ich aber - ich muss funktionieren, sie können nicht mit meiner Trauer umgehen. Niemand fragt, wie gehts Dir, wie kommst Du zurecht!

Ich habe mal was auf einer Gedenkseite gelesen, dies trifft voll und ganz zu:

Ich habe gelernt
Leid zu ertragen,
Schmerzen zu verbergen
und mit Tränen in den Augen
zu lachen
nur um den anderen
zu zeigen,
das es mir "Gut"geht
und um sie glücklich
zu machen


Liebe Alexantra, eigentlich wollte ich Dir jetzt nichts vorheulen und Dir ein wenig versuchen zu helfen.

Ich wünsche Dir viel Kraft für die nächsten Tage und genieße die Augenblicke mit Deiner Mam. Genießen in dem Sinne, sie zu spüren und für sie da zu sein.
Sie merkt es und ist Dir dankbar. Die Erinnerungen werden Dir besonders wichtig sein.
Ich habe jetzt das Lächeln von meiner Mam vor mir, wo sie in ihrem Sterbebett lag und gesagt hat: "Ach meine Sonne"- Du bist einmalig"


Lass Dich drücken
LG Mirjam

Ps.: Jetzt beim Schreiben merke ich, jetzt kommen mir nach langer Zeit das erste Mal so richtig die Tränen!
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Meine Mama
geb. 03.08.43 gest. 14.03.09
Erkrankung: Glioblastom



Ich trage Dich jeden Augenblick in meinem Herzen!
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