Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 09.05.2007, 21:51
Maus_85 Maus_85 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 09.05.2007
Beiträge: 22
Standard AW: Chemo bei Magenkrebs mit 39 ?

Hallo, ChristianS!

Eines wundert mich bei deiner Antwort, und zwar deine Aussage bzgl. des Erfolgs der Chemo. Warum soll sie keinen nennenswerten Erfolg haben? Meine Mam bekommt seit Montag Chemo...

Ich hole wohl besser ein wenig aus, um meine Situation bzw. die meiner Mam zu veranschaulichen:

Heute vor zwei Wochen bekam meine Mam die Diagnose, dass das, was anfänglich für ein riesiges Geschwür gehalten wurde, wohl doch Krebs ist. Bereits im Herbst vergangenen Jahres hat sie eine Magenspiegelung bekommen (ständiges Sodbrennen, saures Aufstoßen, ab und zu Überlkeit nach dem Essen), bei der allerdings "nur" eine Gastritis diadnostiziert worden ist. Magenbild ansonsten unauffällig. Daraufhin hat sie Magentabletten genommen (Antra mups, Nexium, Phosphalogel gegen das Sodbrennen), deren Wirkung nicht besonders waren. Schleißlich hat sie sich wieder untersuchen lassen, nachdem die Symptome immer noch da waren. Die Schmerzen sind in kurzer Zeit rapide angestiegen, so dass der Termin der Spiegelung um eine Woche vorverlegt wurde - ihr Glück! Das war nun also vor zwei Wochen. Bei der Spiegelung wurde nun ein Magengeschwür festgestellt, ein ziemlich großes zwar, aber immerhin "nur" ein Geschwür. Bis ihr Arzt "Schatten" entdeckt hat, die ihm nicht so ganz gefallen haben. Er vermutete einen Abszess irgendwo hinter dem Geschwür, weshalb meine Mam zum Ultraschall musste. Dann die Diagnose... Das war am Dienstag. Am Donnerstag haben wir sie schon in die Klinik gebracht, wo dann bereits die ersten Tests gemacht wurden. Am Montag drauf hat sie dann eine Bauchspiegelung bekommen, um auszuschleißen, dass im Bauchraum Metastasen sind. Es sind keine vorhanden, allerdings sind die Lymphknoten ziemlich angeschwollen. Der Tumor (wie es aussieht, Stufe 3 von 4) hat sich in die Magenwand gefressen, weshalb sie statt ein paar Milimeter 1 1/2 cm Stärke misst. Das Problem an der ganzen Sache ist, dass das alles verhärtet ist, weshalb sie nicht nur dauernd Schmerzen hat, sondern auch kaum was essen kann. Sie war noch nie besonders mächtig, mehr als 52/53 kg hat sie nie gewogen, doch jetzt war sie auf 46 kg abgemagert, und das bei einer Größe von 1,68 cm. Das war auch der Grund, warum sie nicht gleich mit der Chemo angefangen haben. Also erst mal Infusionen, die sie wieder aufbauen sollten. Haben sie dann auch einigermaßen, so dass sie vorgestern wieder rein musste, wo sie dann "durchgespült" wurde (der Port wurde in der Zwischenzeit schon eingesetzt), so dass gestern die erste Chemoinfusion angestöpselt werden konnte. Farblich gesehen ist sie weiß wie die Wand, was mich aber nicht verwundert, da die Chemo 6 Std. gedauert hat. Sie hat auch eine kleine Infusion mitbekommen, in der die Chemo für die Nacht drin war, auf die ihr schlecht war wie Sau. Erst mit der Beigabe eines Mittels gegen die Übelkeit wurd`s dann besser... Seit heute mittag ist sie nun wieder daheim und liegt mehr oder weniger apathisch auf der Couch. Nächste Woche Dienstag muss ich sie wieder rein bringen, dann bekommt sie die nächste Chemo. Im Wechsel leichte Chemo-stärkere Chemo. Wenn ich mich richtig erinnere, sechs Wochen lang, dann schauen sie nach, wie ihr "Untermieter" drauf reagiert. Abhängig davon, kommt der Magen entweder gleich raus oder erst später, wahrscheinlich im August. Aber raus kommt er so oder so.

Tja, jetzt hocken wir da, mein Pap, meine Mam und ich. Von einer Minute auf die nächste in ein anderes Leben geworfen, müssen wir nun schauen, das Beste draus zu machen. Das Schwierige ist auch, dass meine Mam kaum zu hoffen wagt. Die Ärtzte reden jedoch positiv, sie haben keine Metastasen gefunden (bis auf die geschwollen Lymphknoten); sie kann auch wieder ein bisserl mehr essen, öfter am Tag kleine Mengen. Für mich sind das alles positive Dinge, doch sie kann sich einfach nicht daran aufbauen. Ich habe angst, dass sie alles durchwegs schwarz sieht. Die Dinge haben immer zwei Seiten, etwas ist nicht nur gut oder nur schlecht. Ich denke mir, es hätte viel schlimmer kommen können. Man hätte auch überall Metastasen finden können. Sie hat durch die vorgezogene Magenspiegelung eine gute Woche Zeit gewonnen. Doch das sieht sie alles nicht... Freilich zehrt es an den Nerven und v.a. an den Kraftreserven, ständig Schmerzen ertragen zu müssen (vom Tumor, der Chemo...), doch sie muss endlich umdenken. Wir hatten nicht die Zeit, uns an das Thema heranzutasten, uns damit auseinander zu setzen oder überhaupt großartig zu begreifen, was das eigentlich alles bedeutet. Das, was sie im Moment am meisten braucht und am wenigsten hat, ist Zeit. Sie hat einfach nicht die Zeit, sich in endlosen negativen Gedanken zu verlieren. Positive Gedanken. Die sollte sie haben. Doch in ihr sitzt die Angst davor, sich über Kleinigkeiten zu erfreuen, da sie sich vor Rückschlägen fürchtet. Nach dem Motto "lieber gar nicht freuen, dann ist die Enttäuschung nicht so groß". Klingt dämlich, ich weiß, aber so ommt es mir vor. Ich nehme bewußt Abstand von Redewendungen wie "du bist stark, du schaffst das, du bist eine Kämpferin!", weil ich sie nicht unter Druck setzen möchte. Aber gar nichts sagen ist genauso sch...

Hat jemand eine Idee, wie ich sie dazu bringen kann, ihren "Untermieter" als real anzusehen, damit sie dagegen angehen kann? Ich habe ihr vom letzten Urlaub eine Krebsschale gegeben, die ich am Strand gefunden hab. Ich hab sie geffragt, wie wichtig es ihr ist, ihrem "Feind" in die Augen sehen zu können. Meine Idee ist die, dass sie die Schale zertreten soll, mit aller Kraft und Wut, die in ihr steckt, bis nur noch Staub übrig ist. Damit hat sie bildlich den Kampf gegen den Krebs aufgenommen und wäre endlich auf dem richtigen Weg. Würde sie sie jetzt kaputt machen, würde sie nur heulen, was rein gar nichts bringen würde. Sie hat mir gesagt, sie hat den Weg noch nicht gefunden, den Weg, damit umzugehen. Dementsprechend liegt die Krebsschale auch noch unberührt herum...

So, das war nun etwas mehr, als ich eigentlich schreiben wollte... Ich hoffe, dass mir jemand weiterhelfen kann, damit ich ihr weiterhelfen kann.

Schon mal Danke im Vorraus!

Maus_85
Mit Zitat antworten