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Alt 29.05.2009, 13:51
Taddl Taddl ist offline
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Registriert seit: 22.06.2008
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Standard AW: Was ein be****scheidenes Jahr 2008

Hallo an alle,

es ist schön, das sich so viele beteiligen. Der Thread wurde von mir ja nach dem Tod meines Vater geöffnet und nur durch ein Missgeschick heute meinerseits im BSDK-Forum, wurde ich dazu animiert wieder hier zu schreiben.

@Kirsten: Ich war die ganze Zeit im BSDK-Forum stiller Mitleser, deshalb weiss ich auch von Deiner Geschichte.
Ich habe sie die ganze Zeit mitverfolgt und immer gelesen wie es deinem Papa geht. Ich weiss er hat gekämpft und seine Entscheidung die Chemo abzusetzten war richtig. Er wusste genau wie meiner, wann nichts mehr möglich ist.
Ich möchte dir an dieser Stelle noch einmal mein Beileid aussprechen.
Wie geht es Deiner Mama inzwischen, sie wollte sich doch ganz lange nicht damit auseinandersetzten, das dein Papa stirbt? Ich hoffe sie hat es ein wenig verarbeitet.
Es freut mich, dass du dich mit mir ins Hinterbliebenen-Forum gesellst. Der Tod deines Vaters ist noch sehr frisch, aber mit der Zeit wird es leichter. Und vielleicht können wir uns hier ein wenig trösten und alles verarbeiten.

Anfangs habe ich vor dem Aufstehen und Einschlafen an meinen Vater gedacht. Inzwischen denke ich erst daran, wenn ich im Bus zur Arbeit sitze. Wenn ich zu Hause bei meiner Mutter bin, setze ich mich immer auf den Sessel, in dem er saß als er noch gesund war. Mein Bruder und meine Mutter können das nicht.
Ich konnte jetzt auch sein Bild aufstellen. Jedoch lag es vorher 8 Wochen im Schrank. Es wurde 2005 auf Madera gemacht. Meine Mutter und er haben gerne Reisen unternommen, wo sie auch was von der Landschaft sahen. Er steht auf dem Bild auf einem Berg vor dem Gipfelkreuz. Welch eine Ironie, denke ich mir oft. Ich würde es sehr gerne meiner Signatur anfügen. Aber mein Vater wollte nicht einmal eine Todesanzeige in der Zeitung. Er wäre nicht damit einverstanden und würde mir, glaub ich, einen Ziegelstein von da wo er jetzt ist, auf den Kopf werfen. Ich füge mich dem, was er gewollt hätte.

@Nicole: Du hast Recht, auch wenn man über den Verlust traurig ist, sollte man sein Lachen nicht verliern. Ich habe während der Erkrankung meines Vaters gelernt, ich sollte mein Leben so leben, das ich damit zufrieden bin, wenn es für mich soweit ist. Unsere Angehörigen hätten es so gewollt. Ich weiss das, weil ich es nicht anders wollte.
Ich bin froh, das mein Vater eine Urnenbestatung wollte, ich kann gut nachvollziehen, wie du dich gefühlt hast hinter dem Auto herzulaufen. Mein Vater wollte auch niemanden sehen. Nur meine Mutter und mein Bruder haben ihn gesehen, als er so krank war. Aber mir hat es auch nicht gutgetan ihn so zu sehen. Ich hatte dann immer Sylvester 2007 im Kopf, da war seit 20 Jahren die ganze Familie zusammen essen. Er hat damals schon nicht mehr viel gegessen, aber das war nichts besorgniserregendes für uns. Er hatte immer sehr auf seine Figur geachtet und mich und meine Mutter als disziplinlos bezeichnet , weil wir halt ein paar Pfunde zuviel auf den Rippen haben. Bei meinem letzten Besuch sagte er, er wünschte sich ein paar Kilos mehr. Da war ich sehr betroffen und wusste auch keine Antwort darauf.

Es ist wirklich schön, das ich all das was mir im Kopf rumgeht hier schreiben kann. Meine Mutter will es zum Teil nicht hören, weil sie logischerweise irgendwie abschließen muss. Und mein Freund hat noch immer genug damit zu tun, den Tod seines Vaters zu verarbeiten. Für ihn war 2008 einfach zu viel.

LG Taddl
__________________
In unserer Sanduhr fällt das letzte Korn,
ich hab gewonnen und hab ebenso verlorn'.
Jedoch missen möcht ich nichts,
alles bleibt unser gedanklicher Besitz.



Mein (Stief) Papa:
27.10.1948 - 08.10.2008
BSDK-Diagnose im April 08

Geändert von Taddl (29.05.2009 um 14:02 Uhr)
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