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Alt 27.10.2008, 10:34
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enchilada enchilada ist offline
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Registriert seit: 21.02.2008
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Standard AW: Innere Unruhe - Wer weiss Rat?

Liebe Beffi

Erst mal danke für deine lieben Worte..es tut immer wieder gut zu spüren nicht alleine da zu stehn...

Es tut mir wirklich unendlich Leid, das es deinem Vater so schlecht geht....ich kann wirklich sehr gut nachfühlen, wie es dir und deiner Mutter geht.
Es ist schrecklich zuschaun zu müssen, wie ein geliebter Mensch immer schwächer wird...man steht daneben möchte so gerne helfen...doch man kann nichts machen. Ich habe mir immer innerlich für meinem Vater gewünscht, das wenn es soweit ist, das er wirklich gehen muss...dann soll es auch schnell gehn....und so war es dann auch zum Glück....er ist ganz ruhig und friedlich eingeschlafen...das ist der einzige Trost den ich habe.
Mir tut es zwar weh, das keiner von uns dabei sein konnte wie er starb....doch ich vermute, das mein Vater das so wollte...er wollte das ganz alleine mit sich ausmachen und keinen von uns dabei haben....ausserdem ging das Alles soo schnell, keiner hatte damit gerechnet...vielleicht nicht mal mein Vater selber...?...man weiß es wirklich nicht!

Ich finde es schön, wie du dich so um deinen kranken Vater kümmerst und natürlich auch um deine Mutter.....beide brauchen dich jetzt, und glaube mir es tut ihnen gut zu spüren, das sie nicht alleine sind....das Jemand an ihrer Seite ist....Auch ich war so gut wie jeden Tag bei meinen Eltern, auch wenn sie immer gesagt haben, ich muss nicht immer kommen, habe ich es trotzdem gemacht...Ich hatte irgendwie das Verlangen danach bei meinem Vater zu sein, ihm das Gefühl zu geben, das ich für ihn da bin, das er auf keinen Fall alleine ist...und ich glaube, das es ihm sehr gut getan hat...er hat sich immer wieder gefreut, wenn ich gekommen bin.

Ich kann mir vorstellen bzw. ich weiß wie anstrengend es ist ihn daheim zu betreuen....besonders die schlaflosen Nächte, in der er draußen herum geistert und nicht zur Ruhe kommt, man hat ständig Angst, es könne bald soweit sein. Schön von dir, das du deine Mutter unterstützt und auch ein paar Nächte bei deinen Eltern schläfst...sie wird zwar deswegen auch nicht zur Ruhe kommen, aber es wird ihr gut tun zu spüren nicht alleine zu sein...das auf jeden Fall!

Wir hätten meinen Vater auch lieber daheim gehabt und wenn das mit den Schwindelanfällen beim Untersuchungstermin in der Uni nicht passiert wäre...wäre dies wahrscheinlich auch der Fall gewesen. Es ist alles so zwiespältig, einerseits habe ich ein schlechtes Gewissen, das ich damals die jenige war, die ihn stationär aufnehmen ließ...denn mein Vater wollte nicht ins Krankenhaus...als meine Mutter ein paar Tage vorher zu ihm sagte, es wäre fast besser, wenn sie dich mal für ein paar Tage stationär aufnehmen würden, damit du wieder zur Kräfte kommst usw. doch mein Vater fragte sie, ob sie ihn loshaben will, ob sie ihn abschieben will usw. das tat meiner Mutter natürlich weh und sie selber hätte ihn auf keinen Fall ins Krankenhaus getan. Wenn ich zu diesem Termin nicht dabei gewesen wäre, hätte meine Mutter versucht ihn irgendwie wieder heim zu bringen.....Doch ich habe mir dann hinterher selber ein schlechtes Gewissen eingeredet, weil ich nun die Jenige war, die daran schuld ist, das er im Krankenhaus gelandet ist
Ich erinner mich noch sehr gut an den Satz von ihm: Jetzt bin ich wieder da, wo alles angefangen hat.....innerlich dachte ich mir...ohwehh...das hört sich so komisch an und hoffentlich endet das hier auch nicht...doch dann war das wirklich so der Fall.
2 Tage bevor mein Vater verstorben ist, sagte er zu meiner Mutter, das er heim will, er will in seinem Bett schlafen...Wir mussten noch alle schmunzeln und sagten ihm, das er bestimmt bald wieder heim darf...doch soweit ist dann leider nicht mehr gekommen. Ich frage mich, ob er vielleicht gespürt hat, das es langsam zu Ende geht...das er vielleicht deswegen noch einmal heim gewollt hat..?...Bei dem Gedanke daran kommen mir wieder die Tränen, ich hätte ihm so gerne noch diesen Wunsch erfüllt...doch das Schlimme war ja, das er nicht mehr sprechen konnte, er konnte uns ja nichts mehr mitteilen..wer weiß, was er uns sonst so gesagt hätte...

Versucht, so lange es geht deinen Vater daheim zu behalten, wahrscheinlich fühlt er sich in seiner gewohnten Umgebung am wohlsten....doch wenn es wirklich nicht mehr geht, dann unternehmt irgendwas....im Krankenhaus haben sie viel mehr Möglichkeiten einem zu helfen, sie machen einem das Ganze etwas leichter...du willst ja auch nicht, das dein Vater sich so arg quälen muss. Ich muss dir ganz ehrlich sagen..wir waren im Nachhinein froh, das mein Vater im Krankenhaus war...wir hätten das alleine daheim garnicht geschafft..es wäre nicht gegangen und wer weiß, wahrscheinlih wäre er uns daheim erstickt oder Sonstiges.
Ich kenn ja die Geschichte von deinem Vater nicht genau, will dir deswegen jetzt auch keine Angst machen...es wird schon alles richtig sein, so wie ihr das macht...du schreibst ja auch das eine sogenannte Brückenschwester zu euch kommt...sie weiß ja auch wie und was das Richtige für ihn ist.

Sorry, das ich schon wieder so viel geschrieben habe, aber es geht einem soo viel durch dem Kopf...

Ich sende euch ganz, ganz viel Kraft diese schwere Zeit zu überstehen....fühl dich umarmt von mir

Freue mich wieder von dir zu hören

LG
Enchilada
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Mein Papa
+ 14.10.2008

Wenn wir Dir auch die Ruhe gönnen,
ist voller Trauer unser Herz;
Dich leiden sehen und nicht helfen können,
das war unser größter Schmerz


Als die Kraft zu Ende ging, war`s kein Sterben, war`s Erlösung

http://de.youtube.com/watch?v=ePyRrb2-fzs
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