Thema: Denkfehler?
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Alt 12.08.2012, 01:27
ulphin ulphin ist offline
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Standard AW: Denkfehler?

Liebe Aquintos,

auch ich habe immer wieder in Deinem Thread mitgelesen, weil auch ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn plötzlich ein Elternteil nicht mehr und ein anderes noch da ist. Mir fehlt seit nunmehr fast zwei Jahren meine Mutter immer noch sehr.

Auch hatte ich zuvor darüber nachgedacht, auf Deine Postings im Zusammenhang mit Deinen Empfindungen zu den erhaltenen Trauerkarten zu antworten, habe dieses jedoch dann nicht umgesetzt.

Zu Deinen aktuellen Postings, von denen nach meiner Meinung aufgrund der Struktur gerade des Hinterbliebenenforums nicht ein einziges Unmut hat wecken könnnen, in denen Du sehr offen beschreibst, wie es Dir mit Deiner Mutter (und ihr mit Dir) ergeht, dachte ich zunächst, boah, was für eine Mutter, kann die nicht mal ihre Tochter in Ruhe lassen und ihr eigenes Leben wieder finden?

Dann dachte ich, so wie andere auch in Deinem Thread, Mensch, Aquintos, mach Dich endlich frei von Deiner Mutter!

Wohlwissend, dass das weder das eine noch das andere soooo einfach sein kann, denn Dir fehlt der Vater, Deiner Mutter der Lebenspartner, nach 40 Jahren, wie Du schreibst. So klingst Du kritisch, streng, hilflos, wütend, aber auch liebevoll wenn Du über Deine /Eure Situation schreibst, oder, in einem Wort: Widersprüchlich. In diesem Spannungsfeld lebt Ihr, also Du und Deine Mutter nun. Ihr beide seid Teil dieses Systems.

Dennoch bin ich zuversichtlich, dass es in Eurem (Deiner und Deiner Mutter gemeinsamen) Leben unendlich viele schöne Momente, mit oder ohne Deinen Vater, gibt, die oft leider auch verblassen oder gar in Vergessenheit geraten. Könnte es Dir helfen, solche Momente zu suchen, Dich an diese zu erinnern und daraus neue Kraft zu ziehen?

Verschiedentlich wurde angeregt, Euch zusammen Unterstützung zu holen, Du schriebst dazu, Deine Mutter sei hierzu nicht bereit. Kannst Du Dir vorstellen, Dich psychologisch begleiten zu lassen? Sei es in einer Trauergruppe oder Therapie oder was auch immer es zudem noch geben mag?

Ich kann nur sagen, dass der Tod meiner Mutter die vorher eher distanzierte Beziehung zu meinem Vater durch eine gemeinsame Trauer, die auch heute noch jeder von uns unterschiedlich lebt, völlig verändert hat. Wir reden seither wenn auch nicht häufiger so aber doch intensiver, bewusster miteinander und haben daraus eine ganz neue Nähe entwickeln können. Ich finde daher, dass der Tod des einen Elternteils auch irgendwo eine Chance birgt. Ich bin froh, sie erkannt und genutzt zu haben.

Mich freut, dass Ihr eine gute Zeit hattet am Meer!

Mögen Euch viele weitere gute Zeiten beschert sein!

Mit herzlichen Grüßen

ulphin
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