Einzelnen Beitrag anzeigen
  #3  
Alt 26.07.2010, 02:30
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 13.05.2010
Ort: Lüneburg
Beiträge: 917
Standard AW: Und nun sind auch wir betroffen!!!

Ihr Lieben!

... mit dem Problem, was ihr beide schildert habe ich schon sehr oft zu tun gehabt, beruflich sowieso, aber auch privat.

Auch ich hatte meiner Mutter versprochen sie NIEEEEEEEEEEEEEEMALS in ein Pflegeheim zu geben (ich bzw sie hatte das Glück, zu sterben bevor es soweit gekommen wäre).
Das Versprechen hatte ich ihr aus voller Überzeugung und reinen Herzens gegeben - zu einer Zeit, als meine eigene Lebenssituation noch ganz anders war. Damals war ich jung, robust, gesund und hatte noch keine Kinder ...

Als es dann mit meiner Mutter akut wurde war die Situation eine völlig andere.
Ich war krank, alleinerziehend mit 3 Kindern (damals 10, 2 und 1/2 Jahr alt) wobei das Kleine am Herz-Lungen-Überwachungsgerät hing, weil ihr Herz immer wieder stehen blieb und ich musste wöchentlich mit ihr zum Herz-Spezialisten zur Untersuchung ... das war eine mehr als harte Zeit.

ABER: da war ja das Versprechen, das ich gegeben hatte ...
Ich glaube, ich hätte es um jeden Preis (genau wie ihr) einzuhalten versucht - und wenn ich selbst dabei draufgegangen wäre. Der liebe Gott oder wer auch immer sorgte dafür, mir diese Entscheidung abzunehmen).

Mit dem was ich heute (14 Jahre später) weiß möchte ich euch sagen:
JEDER Mensch den ich beruflich kennengelernt habe, hat dieses Versprechen irgendwann gegeben, ohne zu wissen, was da auf ihn zukommt, ohne zu wissen wie die Situation sein wird, wenn es wirklich ansteht ...
JEDER Mensch den ich gesehen habe, hat auch seinem sterbenden Angehörigen etwas versprochen - wenn er dann nur nicht sterben müssen würde ...

Ist es nicht so, dass wir ALLES tun würden - alles was uns möglich ist ???

Aber ist das SO sinnvoll? Ist es unsere Aufgabe und ist es verantwortungsbewußt, wenn wir uns auf die allumfassende Pflege eines Menschen den wir lieben einlassen - um jeden Preis?
Nein, das ist es nicht.
Es ist nicht verantwortungsbewußt, wenn wir das tun - wohl wissend, dass es unsere physischen und psychischen Kräfte übersteigen wird ...
denn wir alle haben auch noch eine Verantwortung für UNS selbst und brauchen Kraft für die Zeit die da auf uns zukommt ...

Hört auf, euch ein schlechtes Gewissen zu machen, weil ihr etwas versprochen habt von dem ihr derzeit nicht wußtet was es bedeuten wird!

Das ihr ein gutes Herz habt und nur das Beste wollt ehrt euch
und dass ihr euch solche Gedanken macht zeigt auch, wie sehr ihr liebt.

... auch wenn die Sensationspresse gern ihr Sommerloch füllt:
es gibt unsagbar viele Pflegekräfte, die trotz Minderbezahlung und schlechter Lobby fabelhafte Arbeit leisten und das Herz am richtigen Fleck haben. Menschen die ihren Beruf und die Pflege kranker und alter Menschen lieben und diesen gezielt und frei gewählt haben.
Sie arbeiten auch bis zum Umfallen für n Appel und n Ei - aber sie haben auch DIENSTSCHLUSS und können dann nach Hause, sich ausruhen ... DAS können pflegende Angehörige nicht.

Überlasst ihnen die Dekubitus - und Kontrakturenprophylaxen, überlasst ihnen die Toilettengänge ...

Besucht ihr eure Lieben, geht mit ihnen spazieren, holt sie zum Eis essen ab und genießt die Zeit, die ihr mit ihnen verbringen könnt - unbelastet von all dem was ihr delegieren könnt.
Das ist mein Rat und war mein Wort zum Montag!



Seid lieb gegrüßt - ihr seid tolle Angehörige! *Daumen hoch*
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!
Mit Zitat antworten