Thema: Prostatakrebs
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Alt 11.03.2005, 21:51
Gast
 
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Standard Prostatakrebs

@BErnd

Verzweiflung ist nicht angebracht.

Dieser Krebs ist heilbar. s. http://www.nomograms.org

Mit interstitielle Bestrahlung und radikaler Prostatektomie zu 85%, die dort je nach Bestrahlungsdosis angegebenen Heilungsraten bei externer BEstrahlung scheinen mir etwaa hoch, unsere Zahlen erreichen das nicht. Egal: Du wirst geheilt werden.

Ob Bestrahlung oder radikale Prostatektomie: die Komplikationsrate nach 1-1,5 Jahren sind etwa gleich. d.h., egal welches Verfahren, die Kontinenzrate und die Impotenzrate ist etwa gleich. Die Auffassung, die BEstrahlung würde die Potenz besser erhalten als die OP, stimmt nicht (mehr). Die Strahlen schädigen die NErven eben doch.

A B E R:

Frag den Urologen um die Ecke. Frag nicht den Uniprofessor, nicht den Onkologen, laß Dich nicht von Betroffenenmeetings oder -foren irritieren: Die Unis, die Onkologen, die Betroffenenforen sammeln die, die nicht zufrieden sind. Das sind, glaub einem, der 20 Jahre dabei ist, weitaus die Wenigsten. Die Inkontinenz ist behandelbar, die Potenz ist behandelbar. Du wirst nach der Behandlung eine Zeit Dich körperlich schlapp fühlen, nach der OP mehr, aber kürzer, nach der Bestrahlung weniger, aber länger: spätestens nach 1/2 Jahr (ein junger, vermutlich fitter Mensch wie Du i.A. bereits nach 1/4 Jahr, aber nicht drauf verlassen, manchmal dauerts auch 1/2, aber NIE länger) wirst Du körperlich wieder genau dieselben Sachen machen können wie vorher. Und: wie gesagt, vertrau da dem Urologen um die Ecke. Der sieht den gesamten Mix, der sieht nicht nur die Auswahl, weder die positive wie der Uniprof., der die schweren Komplikationen nie mehr zu Gesicht kriegt, nicht dem Onkologen, der nur die schweren Probleme zu Gesicht kriegt, und glaub nicht dem Betroffenebforum, bei dem sich kein Zufriedener äußert. (der letzte Satz erheblich übertrieben, klar). Aber der Urologe um die Ecke hat alles gesehen. Dem kann man folgende Aussage glauben, es ist wirklich so: nach der OP unmittelbar 50% înkontinent. 3 Wochen später 20% inkontinent, nach 1 Jahr noch 10% inkontinent. Spätestens nach 1 Jahr dann operative Korrektur auch dieser 10% möglich durch künstl. Schließmuskel. In D werden aber nur insgesamt soviele künstl. Schließmuskelapparate verkauft, wie 1% der radikalen Prostatektomien entsprechen, und die Schließmuskel werden auch in anderen Fällen noch eingesetzt. Man darf also behaupten, daß max. 1% der Pat. nach OP soweit unzufrieden sind, daß sie einer weiteren Operation zustimmen. Offenbar 99% brauchen keine weitere Therapie.

Zur Potenz: auch da glaub einem, der das wirklich jeden Tag macht: man kriegt jeden Mann zu einer Gliedsteife, die einen beide Seiten befriedigenden Verkehr möglich macht. Es kommt nur darauf an, wie weit man da gehen will. Nach OP wird kein Samenerguß mehr möglich sein, nach Bestrahlung ist eine Befruchtung wegen der VEränderung der Samenflüssigkeit nicht mehr wahrscheinlich. Wenn Kinderwunsch nicht ausgeschlossen, macht die Konservierung der Samenflüssigkeit vor Therapie Sinn, Dein Alter schließt das ja noch nicht unbedingt aus.

Nach OP und Bestrahlung ist alleine die Zeugungsfähigkeit und die Fähigkeit die Gliedsteife zu erlangen, eingeschränkt. Die Erlebnisfähigkeit und Orgamusfähigkeit bleiben erhalten. Die Hormonsituation ändert sich nicht.

Hormonblockade ist in Deinem Alter definitiv eine Methode, mit der eine Heilung nicht möglich ist, die Lebensdauern erreichen keine 10 Jahre. Das ist definitiv keinesfalls diskutabel. Eine Hormontherapie nimmt die sexuelle Aktivität komplett weg.

Es ist ein gravierendes Ereignis in Deinem Leben. Aber glaub mir: nach 1 Jahr bleib alleine die Sorge, ob da noch was nachkommt (die 15% Möglichkeit, nicht geheilt zu sein). Das alleine ist doof genug. Keine Frage. Aber 1. kann auch dann noch sehr effektiv weiter behandelt werden, und 2. wirst Du nach 1 Jahr (bis auf diese Unsicherheit) Dich kaum noch an diese Zeit jetzt, vor und nach der Behandlung, erinnern. Erleb ich wirklich nahezu jeden Tag: verzweifelte Männer bei der Diagnose, wollen Job, Beruf, Familie, Segelboot, alles aufgeben, sind völlig zerstört. Da muß man als Urologe versuchen, die Leute drüberhinweg zu bekommen. Danach haben alle wieder genau dasselbe gemacht wie vorher, der Schauspieler schauspielert, die Firmeninhaber sind weiterhin die größten Workoholics, Bauarbeiter bauen, Bauern treckern, es ist WIRKLICH jedes einzelne Mal genau dasselbe: man muß die Leute jedesmal über die Hürde heben, die glauben es vorher nicht, und nachher ist alles wieder genau wie vorher. Die Wochen der Behandlung sind sehr stressig, fast mehr seelisch als körperlich. Wirste packen, Bernd! Packen alle!

Reinardo hat Recht: Ruhe bewahren, informiere Dich.
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