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Alt 29.04.2015, 13:50
Servala Servala ist offline
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Hallo,

mein herzlichstes Beileid für dich.

Ich verstehe wie du dich fühlst, meine Frau ist am 26.04.2015 eingeschlafen.

Es ist immer schrecklich, einen geliebten Menschen zu verlieren. Nichts kann dieses Gefühl der Leere vertreiben oder die Verzweiflung, sich nicht mehr mit seinem Schatz unterhalten zu können. Nicht mehr die Dinge erleben, die man gemeinsam noch vor hatte.

Aber es ist auch wichtig, das du an dich denkst. Natürlich darfst und sollst du Trauern. Jeder von uns erlebt Trauer auf eine andere Art und Weise.

Ich kann nur sagen, das ich bereits meine Mutter und meine Oma an den Krebs verloren habe. Allerdings ist das schon zehn Jahre her. Damals war ich erst 23 und bei meiner Mutter wusste ich sehr lange nicht, das sie an ihrer Krankheit sterben würde. Niemand wollte es mir sagen, weil mich alle davor beschützen wollten.

Erst durch die Krankheit meiner Frau Romy wurde mir bewusst, was ich damals alles falsch gemacht habe und das es für mich persönlich wichtig gewesen wäre, wenn ich sie so hätte begleiten können wie ich es bei meiner Frau konnte. Aber die Möglichkeit dazu wurde mir von anderen und auch von mir selbst genommen.

Ich zog mich von meinen Freunden zurück, von meiner Familie. Dachte immer, die können reden soviel sie wollen, letztendlich weiß eh niemand wie es in mir aussieht. Aber genau das war für mich das falsche. Ich hätte reden müssen, egal wie. Das weiß ich heute, zehn Jahre später. Dieses Mal habe ich nicht den Fehler gemacht und alle von mir gestoßen. Irgendwann hab ich mich einfach selbst in den Hintern getreten und mich bei Freunden gemeldet, mit denen ich seit Jahren keinen Kontakt mehr hatte - seit dem Tod meiner Mutter nicht mehr. Und es war die richtige Entscheidung. Es war so, als hätte ich mich nie zurück gezogen, so als hätte nie Funkstille geherrscht und ich stellte fest, das sie mich wirklich verstanden, wirklich für mich da sein konnten und auch immer noch für mich da sind.

Ich habe meine Frau die ganze Zeit über begleitet, offen mit ihr über ihre Ängste, ihre Wünsche und über die Krankheit gesprochen - weil auch sie es so wollte. Das war uns beiden sehr wichtig.

Ich gehe einfach auf die wenigen Freunde die wir haben zu und rede über meinen Schmerz, aber auch über schöne Dinge die Romy und ich gemeinsam erlebt haben / noch erleben wollten. Es ist so unsagbar tröstlich diese Gedanken und Gefühle mit anderen zu teilen, auch wenn es mich auf der anderen Seite wirklich auch Kraft kostet dieses Reden, vor allem auch einfach die Gedanken auszusprechen ist oft so furchtbar schwer. Aber für mich ist es ein heilsamer Prozess, so kann ich meine Trauer verarbeiten und Kraft für die kommende Zeit schöpfen. Man weint und lacht gemeinsam. Die Kraft dazu hat mir meine Frau gegeben, sie war immer die Starke von uns und ich konnte so unglaublich viel von ihr lernen und bin neben der Trauer auch so unendlich dankbar das ich mein Leben mit ihr teilen durfte, das kann ich beinahe nicht in Worte fassen.

Natürlich kann dir niemand sagen was nun genau für dich das Richtige ist. Aber du kannst versuchen herauszufinden was für dich funktioniert.
Ruf eine gute Freundin an, egal wie lange ihr keinen Kontakt hattet und sag was mit dir los ist. Nicht lange überlegen wie du es sagen sollst, sags einfach. Oder geh wirklich zu einer Selbtshilfegruppe, einer Seelsorge oder was auch immer dir für dich am besten geeignet erscheint. Lass nicht zu, das der Schmerz dich isoliert von Leuten, die dir helfen können. Sie müssen nicht mal viel sagen, denn zuhören ist oft wichtiger als groß Worte zu machen. Versuchs einfach.

Die Kraft dazu hast du.
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Ich werde dich/euch immer lieben und so in Erinnerung behalten, wie du/ihr war(s)t.

Romy, mein Schatz 27.04.1981 - 26.04.2015
Gedenkseite

Meine Mama 23.10.1952 - 23.05.2005

Mein Papa 14.04.1946 - 20.02.1984

Geändert von Servala (29.04.2015 um 13:53 Uhr)
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