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Alt 17.02.2006, 14:39
Mick1 Mick1 ist offline
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Lächeln AW: Zeckenbiss Ursache meines Oberschenkelsarkoms

Liebe Sanne,

irgendwie klappt das mit den Smileys bei mir nicht. !!!
Jedenfalls sollte Dich hier ein Smiley getreu seinem Namen anlächeln.
Macht nichts. Mußt Du Dir halt vorstellen.

Daß ich mit meiner Geschichte nur brüchstückhaft rausrücke, liegt wohl
an der Frühjahrsmüdigkeit. Kann mich im Augenblick jedenfalls nicht dazu
aufraffen, die englische Fassung meiner Krankengeschichte im Ganzen zu
übersetzen.
Beherrsche halt nur das Ein-Finger-, maximal Zwei-Finger-System!

Den Tumor habe ich freitagnachmittags entdeckt.

Montags ging es dann in das Allgemeinkrankenhaus in Landstuhl, wo
sich der Verdacht auf Sarkom nach den ersten Standarduntersuchungen
(Röntgen, Ultraschall, Angiographie, CT) bald verhärtete.
Ich starrte derweilen auf die Beule in meinem Oberschenkel wie das Kanin-
chen auf die Schlange. Ich war dann auch der erste, der das Wort
Amputation ausgesprochen hat. Der Stationsarzt muß das in den Kranken-
akten notiert haben.
Zum Abschluß checkte der Chefarzt der Röntgenabteilung meine Lunge auf
evtl. Metastasen.
Dann wurde ich nach Heidelberg in die onkologische Chirurgie überwiesen.
Mein Hausarzt (Internist & Kardiologe, Sportmediziner) zu dem ich absolutes
Vertrauen hatte, war mittlerweile auch aus dem Urlaub zurückgekehrt.
Er sah sich mein Bein an, zog einige medizinische Fachbücher zu Rate und
sagte dann lakonisch: "So schnell, wie möglich, und so hoch, wie möglich,
amputieren!" Ich fand also meinen Therapievorschlag bestätigt.

In Heidelberg folgten ganz schnell MRS + Biopsie.
Kann mich beim besten Willen nicht mehr an die Sarkomart erinnern, war
jedenfalls noch ausgefallener als das nach der OP festgestellte Liposarkom.
Der OP-Termin für die "Kompartmentektomie" (Entfernung der gesamten
Muskelgruppe mit dem Tumor) war schon festgesetzt.
Die evtl. Komplikationen schwerwiegend:
1. Venenverpflanzung unumgänglich
2. daher präventive Bestrahlung ausgeschlossen.
3. Lebenslange Medikation mit Blutverdünner Markomar, um ein Verstopfen
der Vene zu verhindern, mit entsprechenden Langzeitnebenwirkungen:
künstlicher Bluter, Nierenschäden, etc.
4. Bei Verstopfung der Vene: Amputation
Seltsamerweise hatte bis zu dem Zeitpunkt niemand mehr die Option
Amputation erwähnt.
Bis plötzlich einer der Chirurgen an mich herantrat: Ich könnte ja jetzt, da
alle relevanten Fakten bekannt wären, eine Entscheidung treffen.
Ich fragte zurück: "Zwischen Kompartmentektomie und Amputation?"
Er meinte: "Ja".
Ich brauchte nicht lange, um mich für die Amputation zu entscheiden.
Ich bin fest davon überzeugt, daß der Doktor in meinen Landstuhler
Unterlagen einen entsprechenden Vermerk gelesen hatte, und mich auf
diese bisher nicht erwähnte Option hinweisen wollte, weil er sie in meinem
speziellen Fall (Schreibtischarbeitsplatz, sicherer Job im Öffentlichen
Dienst, stabile Ehe mit Krankenschwester) für vertretbar hielt.

Jedenfalls zurück in meinem Zimmer, und schon stürzt die gesamte
Chirurgenschar der Station herein.
Nach einer ausgiebigen Diskussion akzeptierte man meine Entscheidung.
Nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, ging ich zu Dr. F. und kehrte
die Fragestellung um: "Gehe ich recht in der Annahme, daß Sie sich niemals
dazu bereit erklären würden, das Bein zu amputieren, wenn das Restrisiko
nicht immer noch hoch genug wäre?" Er mußte meine Frage bejahen und
mich damit in meiner Entscheidung bestätigen.
Abschließend sah dann noch der Krankenhaus-Psychologe vorbei, um meine
Motive und Gemütslage zu überprüfen.
Ich konnte ihn schnell mit meiner Argumentation überzeugen, daß aus
meiner Sicht die Entscheidung zur Amputation die 'feigere', weil weniger
riskante sei.
Die Entscheidung zur Amputation war aus meiner Sicht also nicht mutig.
Ich war erst 39 und plötzlich mit der Wahrscheinlichkeit eines baldigen
Ablebens konfrontiert.
Die Ärzte wollten mein Leben UND mein Bein retten.
Ich wollte "NUR" mein Leben retten.

Antwort auf die ausstehenden Fragen in der Fortsetzung

Bis bald!

Liebe Grüße,

Mike
__________________
"Das Leben ist ein verdammt unfairer Sport!"
(Clemens Laar, Meines Vaters Pferde)

Bibliothekar; geb. 1950; Heimatstadt: Krefeld;
seit 1979 Westpfalz;
1989 Liposarkom im rechten Oberschenkel;
Amputation (Exartikulation);
seitdem ohne Befund;
Hobbys: Geschichte;
Heeres- u. Kriegsgeschichte,
speziell Großbritannien & Empire;
US Marine Corps;
Rugby
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